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Das silberne Zeichen (German Edition)

Das silberne Zeichen (German Edition)

Titel: Das silberne Zeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Marysa nicht ganz verstand, worauf der Domherr hinauswollte, mischte sie sich ein: «Er gab meinem Bruder Aldo auf dem Sterbebett das Versprechen, sich um mich zu kümmern.»
    «… und fand womöglich dabei heraus, dass ihm dies als Dominikaner nur unzureichend möglich ist?», folgerte van Oenne. «Könnte seine Absicht darin bestanden haben, sein Versprechen zu erfüllen, indem er die Fürsorge für Euch auf seinen Bruder übertrug?» Bevor Christoph oder Marysa darauf etwas antworten konnten, sagte er: «Lange können wir den Prozessbeginn nicht mehr hinausschieben. Ich hoffe sehr, dass Bruder Jacobus alsbald wieder in Aachen erscheint. Falls nicht …»
    «Ihr glaubt doch nicht, dass ihm etwas zugestoßen ist?» Erschrocken drehte sich Marysa zu van Oenne um, der sich zur Tür begeben hatte und laut dagegen pochte, um den Wächter auf sich aufmerksam zu machen. Sogleich wurden auf dem Gang Schritte laut.
    «Dazu besteht momentan kein Anlass», sagte er. «Doch in Anbetracht der derzeitigen Situation sollten wir mit allem rechnen.»
    Marysa und Christoph sahen einander kurz an. Als der Riegel über das Holz der Tür ratschte, fasste sie sich ein Herz und sprach aus, was wohl auch Christoph in diesem Augenblick durch den Kopf ging: «Ihr vertraut Bruder Jacobus vollkommen, Herr van Oenne?»
    Der Domherr nickte mit überraschter Miene. «Bruder Jacobus ist ein enger Vertrauter des Erzbischofs.»
    «Das beantwortet aber nicht Marysas Frage», erwiderte Christoph.
    Als der Wächter den Kopf in die Zelle steckte, gab der Domherr ihm mit einer Geste zu verstehen, dass er noch einen Augenblick warten solle. «Aus welchem Grund stellt Ihr mir diese Frage? Habt Ihr Grund zur Annahme, Bruder Jacobus habe sich in irgendeiner Form schuldig gemacht?»
    «Wohin ist er geritten, als er, just nachdem Marysa den Boten nach Frankfurt schickte, die Stadt verlassen hat?»
    «Gen Süden», antwortete der Domherr.
    «Ebenfalls nach Frankfurt?»
    Nun schien van Oenne zu verstehen. Mit beinahe amüsiertem Blick sagte er: «Der Daus, Ihr seid klüger, als ich annahm. Lasst mich Euch Folgendes antworten: Jacobus von Moers hat weder etwas mit Eurer Verhaftung noch mit den gestohlenen und gefälschten Silberzeichen zu tun. Seine Mission ist eine andere, und ich hoffe, sie wird erfolgreich sein. Um Euretwillen und zu meiner persönlichen Befriedigung.» Er fasste Marysa sanft am Ellbogen. «Kommt, meine Liebe, wir verlassen diesen Ort nun. Wie Ihr seht, hält sich Euer Verlobter wacker. Die Blessuren der peinlichen Befragung werden heilen, sein Geist arbeitet wie immer flink und beweglich. Das sollte Eure Sorge um ihn deutlich mildern.» Er warf Christoph einen letzten Blick zu. «Ich begleite Frau Marysa jetzt nach Hause. Euch möchte ich für das aufschlussreiche Gespräch danken. Seid versichert, dass ich von meiner Seite aus für den gerechten Verlauf Eures Prozesses sorgen werde. Die Beweislage dürfte Euch dabei mehr nützen als der gegnerischen Seite. Jedenfalls, wenn Ihr die Wahrheit gesagt habt.» Mit diesen Worten führte er Marysa hinaus. Augenblicke später schlug die Zellentür zu, und der Riegel wurde wieder vorgeschoben.
***
    Vorsichtig sah Jacobus sich um. Zwar hatte er das Dominikanerhabit gegen die Kutte der Augustiner eingetauscht, dennoch galt es, weiterhin vorsichtig zu sein. Mögliche Verfolger hatte er abgeschüttelt, dessen war er sich indes sicher. Längst befand er sich wieder innerhalb der Stadtmauern Aachens, doch sein Instinkt riet ihm, sich noch versteckt zu halten. Etwas ging hier vor, und er wollte herausfinden, worum es sich handelte. Sein Vorhaben durfte nicht daran scheitern, dass er dem Unvorhergesehenen zu viel Raum ließ. Er hatte ein einziges Ziel, das ihn antrieb, diese Sache lastete schon zu lange auf seiner Seele, als dass er weiter damit würde leben können. Die Urkunden waren ein wichtiger Schritt auf seinem Weg. Dass er sie jetzt besaß, gab ihm ein Gefühl der Befriedigung.
    Doch da war etwas – oder jemand – nicht greifbar, wie ein Schatten, der sich über alles legte. Jacobus kannte sich mit den Abgründen der Menschen aus, hatte bereits in das Antlitz vieler teuflischer Seelen geblickt. Aber dies hier war anders. Er musste wachsam bleiben und abwarten. Nur dann konnte sein Vorhaben gelingen.
***
    Nachdenklich ließ Christoph sich auf seine Grasmatte sinken. Van Oennes Besuch und die Tatsache, dass er Marysa mitgebracht hatte, gaben ihm mehr als ein Rätsel auf. Der Domherr hatte ihm für

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