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Das silberne Zeichen (German Edition)

Das silberne Zeichen (German Edition)

Titel: Das silberne Zeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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ein aufschlussreiches Gespräch gedankt. Doch für wen galt dies wirklich? Hatten die beiden nicht ihm – Christoph – mehr Neuigkeiten verraten als umgekehrt? Denn weder wusste er etwas über den Mord an Heyn – hier bekreuzigte er sich –, noch hatte er Neues auf van Oennes Fragen zu seiner Person geantwortet.
    Er blickte hinauf zu dem vergitterten Fensterchen. Dem Domherrn war seine Erwähnung des Trierer Hökers aufgefallen. Diese Bemerkung war Christoph über die Lippen geschlüpft, bevor er es verhindern konnte. Zu verblüfft war er über die Nachricht von Heyns plötzlichem Tod gewesen. Auch hatte er ja nicht ahnen können, dass die Domherren den Höker ausfindig gemacht und befragt hatten. Van Oenne war ein gewitzter Mann. Da er nicht wissen konnte, dass Christoph dem Mann vor einiger Zeit ebenfalls begegnet war, musste er nun annehmen, dass jemand – und aus Marysas spontaner Reaktion konnte er auch schließen, wer – Christoph trotz des Besuchsverbots mit Informationen versorgt hatte. Gewiss würde er früher oder später auch herausfinden, auf welchem Wege dies geschehen war.
    Hinter der Fassade des freundlichen, onkelhaften Stiftsherrn verbarg sich also ein nicht zu unterschätzender Taktiker. Was führte er im Schilde? Machte er gemeinsame Sache mit Bruder Jacobus – und falls ja –, was genau hatten sie vor? Oder verfolgte van Oenne ganz eigene Ziele? Christoph war sich nicht sicher, ob er dessen Einschätzung des Inquisitors so einfach hinnehmen wollte. Es bestand immerhin die Möglichkeit, dass der Domherr sich in Jacobus täuschte. Andererseits schien er genau zu wissen, was der Inquisitor mit seiner Reise bezweckte und wo er sich aufhielt. Weshalb war das ein so großes Geheimnis?
    All diese Fragen verstrickten sich in Christophs Kopf zu einem wirren Knäuel. Leider fand er den Anfang des Fadens nicht, mit dessen Hilfe er es vielleicht wieder entwirren könnte.
    Stattdessen schälte sich ein weiteres Rätsel heraus: Aus welchem Grund hatte van Oenne ihn und Marysa durch seine gezielten Fragen über Robert neue und für sie beide überraschende Argumente in den Mund gelegt, mit deren Hilfe sie sich nötigenfalls vor Richter und Schöffen verteidigen und ihre Geschichte untermauern konnten?
***
    Bei ihrer Rückkehr fand Marysa das Haus in heller Aufregung vor. Aus der Küche hörte sie erregte Stimmen, eilige Schritte hallten auf der Treppe. Neugierig ging sie den Geräuschen nach und blieb überrascht in der Küchentür stehen. «Leynhard!», rief sie und war mit wenigen Schritten bei ihrem Gesellen, der, in eine verschmutzte und an einigen Stellen eingerissene Augustinerkutte gehüllt, auf einem Hocker beim Feuer saß. Balbina rührte eifrig in einem Topf, aus dem der Duft eines starken Kräutersuds aufstieg. Imela schnitt Brot und kaltes Fleisch in kleine Stücke. «Du bist zurück. Was ist dir geschehen?»
    Leynhard stand auf, als er Marysa erblickte, hielt sich aber an der Tischkante fest.
    «Nein, bleib sitzen», sagte Marysa. «Ich sehe, dir geht es nicht gut.»
    «Doch, doch, Frau Marysa», antwortete er, seine Stimme zitterte dabei leicht. «Es ist alles in Ordnung.»
    «Er wurde überfallen», rief Milo dazwischen. In seiner Stimme rangen Mitgefühl und Sensationslust um die Vorherrschaft. «Jaromir fand ihn vor der Tür. Er war zusammengebrochen …»
    «Nur ein wenig erschöpft», versuchte Leynhard verlegen abzumildern.
    «Ich musste dich fast hineintragen», widersprach Jaromir.
    «Hier, trink das.» Balbina hielt Leynhard einen Becher ihres Gebräus vor die Nase. «Ich habe Wein hineingetan. Das wird dich wieder auf die Beine bringen.»
    Gehorsam nippte der Geselle an dem heißen Getränk und lächelte dann schwach. «Ihr braucht nicht alle so ein Aufhebens um mich zu machen. Es geht mir gut, wirklich.»
    «Hier, etwas zu essen.» Imela stellte ein Brett mit dem geschnittenen Brot und Fleisch auf den Tisch. «Damit du wieder zu Kräften kommst.»
    Auf dem Gang wurden Schritte laut. Geruscha kam in ihren Holzpantinen in die Küche. Über dem Arm trug sie Leynhards verschmutzten Mantel. Als sie Marysa erblickte, blieb sie stehen. «Herrin, Ihr seid ja zurück!», sagte sie erfreut. «Ich habe Leynhard eine warme Decke in seine Kammer gebracht und seine Stiefel gereinigt. Der Mantel muss wohl zur Wäscherin.» Sie hob das Kleidungsstück ein wenig an. «Geflickt werden muss er auch. Soll ich mich darum kümmern?»
    «Tu das», antwortete Marysa dankbar. «Und leg bitte den

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