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Das Silmarillion

Das Silmarillion

Titel: Das Silmarillion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien , Christopher Tolkien
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Morgoths? Wer vermag die Gedanken dessen zu ergründen, der einst Melkor gewesen, ein Mächtiger unter den Ainur des Großen Liedes, und der nun, ein dunkler König auf dunklem Thron, im Norden saß und in seiner Tücke all die Meldungen abwog, die zu ihm gelangten, und mehr von den Zwecken und Taten seiner Feinde erkannte, als selbst die Weisesten unter ihnen befürchteten, ausgenommen nur Melian, die Königin? Nach ihr griffen Morgoths Gedanken oft hinaus, doch da wurden sie abgewiesen.
    Und nun rührte Angbands Macht sich wieder, und wie die langen Finger einer gierigen Hand erkundeten die Vortrupps seiner Heere die Wege nach Beleriand. Über den Anach kamen sie, und Dimbar wurde eingenommen und alles Land nördlich der Marken von Doriath. Die alte Straße kamen sie herunter, die durch den langen Engpass des Sirion führte, an der Insel vorbei, wo Finrods Minas Tirith gestanden hatte, und weiter durch das Land zwischen Malduin und Sirion, am Rand von Brethil entlang zu den Teiglin-Stegen. Von dort führte die Straße in die Bewachte Ebene hinein, doch hier kamen die Orks noch nicht weiter, denn in der Wildnis wohnte nun ein verborgener Schrecken, und auf dem roten Berg waren wachsame Augen, vor denen man sie nicht gewarnt hatte. Denn Túrin setzte Hadors Helm wieder auf; und weit und breit in Beleriand, über Wälder und Flüsse und Gebirgspässe, lief ein Flüstern um, der Helm und der Bogen, die in Dimbar gefallen, seien unverhofft wieder aufgestanden. Da fassten viele neuen Mut, die führerlos und entrechtet, doch unerschrocken waren, und sie kamen, um sich den Zwei Kapitänen anzuschließen. Dor-Cúarthol, das Land von Bogen und Helm, nannte man zu jener Zeit das ganze Gebiet zwischen dem Teiglin und der Westgrenze vonDoriath; und Túrin gab sich einen neuen Namen und nannte sich Gorthol, der Schreckenshelm, und sein Sinn stand wieder hoch. In Menegroth und in den tiefen Hallen von Nargothrond und selbst im versteckten Reich von Gondolin hörte man die Taten der Zwei Kapitäne rühmen; und auch in Angband kannte man sie. Da lachte Morgoth, denn der Drachenhelm verriet ihm Húrins Sohn; und nicht lange, so war der Amon Rûdh von Spähern umringt.
    Gegen Ende des Jahres gingen Mîm der Zwerg und sein Sohn Ibun aus Bar-en-Danwedh fort, um in der Wildnis Wurzeln für ihren Wintervorrat zu sammeln; und sie wurden von den Orks gefangen genommen. Zum zweiten Male versprach nun Mîm, seine Feinde über die geheimen Pfade zu einer Behausung auf dem Amon Rûdh zu führen; doch versuchte er noch, die Erfüllung des Versprechens hinauszuzögern, und er verlangte, Gorthol dürfe nicht getötet werden. Da lachte der Hauptmann der Orks und sagte zu Mîm: »Sei unbesorgt, Túrin, Húrins Sohn, soll nicht getötet werden.«
    So wurde Bar-en-Danwedh verraten, und die Orks, geführt von Mîm, kamen überraschend bei Nacht. Viele von Túrins Leuten wurden im Schlaf erschlagen; manche aber flohen über eine Treppe im Innern und kamen auf der Bergspitze heraus, und dort kämpften sie, bis sie fielen und ihr Blut über das Seregon floss, welches den Felsen bedeckte. Über Túrin aber wurde, während er focht, ein Netz geworfen, und nachdem er überwältigt und gefangen war, schleppte man ihn fort.
    Und zuletzt, als alles wieder still war, kroch Mîm aus den Schatten seines Hauses hervor, und als die Sonne sich über die Nebelfelder des Sirion erhob, stand er zwischen den Toten auf der Bergspitze. Doch erkannte er, dass nicht alle, diedort lagen, tot waren, denn einer erwiderte seinen Blick, und er sah in die Augen Belegs, des Elben. Voll alten Hasses trat Mîm an Beleg heran und zog das Schwert Anglachel hervor, das unter dem Leichnam eines der neben Beleg Gefallenen lag; doch Beleg kam wankend auf die Füße und riss das Schwert wieder an sich und stieß damit nach dem Zwerg, und Mîm floh erschrocken und klagend vom Gipfel. Und Beleg rief ihm nach: »Der Rache von Hadors Haus entgehst du nicht!«
    Nun war Beleg schwer verwundet, doch ein Mächtiger war er unter den Elben von Mittelerde und überdies ein Meister der Heilkunst. So starb er nicht, und langsam kehrten seine Kräfte wieder. Vergebens suchte er unter den Toten nach Túrin, um ihn zu begraben. Doch fand er ihn nicht, und so wusste er, dass Húrins Sohn noch am Leben war und nach Angband geschleppt wurde.
    Mit wenig Hoffnung machte Beleg vom Amon Rûdh sich auf nach Norden, zu den Teiglin-Stegen, auf der Fährte der Orks; und er überquerte die Brithiach und ging durch

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