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Das Silmarillion

Das Silmarillion

Titel: Das Silmarillion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien , Christopher Tolkien
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König Orodreths Tochter, und sie begrüßte ihn, denn vor der Nirnaeth hatte sie ihn geliebt; und so sehr liebte Gwindor ihre Schönheit, dass er sie Faelivrin nannte, was das Glitzern der Sonne auf den Weihern von Ivrin bedeutete. Gwindor zuliebe wurde Túrin in Nargothrond aufgenommen, und er lebte dort in Ehren. Als aber Gwindor seinen Namen nennen wollte, gebot ihm Túrin Einhalt und sagte: »Ich bin Agarwaen, Úmarths Sohn (das heißt: der Blutbefleckte, Sohn des Unglücks), ein Jäger aus den Wäldern«; und die Elben von Nargothrond fragten ihn nicht weiter.
    In der Zeit darauf stieg Túrin hoch in der Gunst Orodreths, und fast alle Herzen in Nargothrond schlossen sich ihm auf. Denn er war noch jung und kam jetzt erst ins volle Mannesalter; und wahrhaft wie der Sohn Morwen Eledhwens war er anzusehen: dunkelhaarig und hellhäutig, mit grauen Augen, und sein Gesicht war schöner als jedes andere unter den sterblichen Menschen der Ältesten Tage. Er sprach und gebärdete sich wie einer aus dem alten Königreich Doriath, und selbst unter den Elben konnte man ihn für einen aus den großen Häusern der Noldor halten; daher nannten viele ihn Adanedhel, den Elbenmenschen. Das Schwert Anglachel wurde ihm von klugen Schmieden in Nargothrond neu geschliffen, und obgleich es schwarz blieb, glänzten die Schneiden doch nun in fahlem Feuer; und er nannte es Gurthang, das Todeseisen. So fleißig war er im Krieg an den Grenzen der Bewachten Ebene, dass er als Mormegil, das Schwarze Schwert, bekannt wurde; und die Elben sagten: »Mormegil kann nicht erschlagen werden, es sei denn durch bösen Zufall oder einen Giftpfeil aus der Ferne.« Daher gaben sie ihm ein Kettenhemd aus den Zwergenschmieden; und in einer grimmigen Laune fand er auch eine Zwergenmaske in den Waffenkammern, über und über vergoldet; und die Feinde flohen bei seinem Anblick.
    Dann wandte sich Finduilas’ Herz von Gwindor ab, und gegen ihren Willen fiel ihre Liebe Túrin zu; Túrin aber bemerkte nicht, was geschehen war. Und Finduilas zerriss es das Herz, und sie wurde matt und still und bekümmert. Gwindor aber saß in dunklem Sinnen, und einmal sprach er zu Finduilas und sagte: »Tochter aus Finarfins Haus, lass kein Arg zwischen uns sein, denn wenn Morgoth auch mein Leben zuschanden gemacht, so liebe ich dich doch noch immer. Geh, wohin Liebe dich leitet, doch nimm dich in Acht!Es schickt sich nicht, dass sich die Älteren Kinder Ilúvatars mit den Jüngeren vermählen, und klug ist es auch nicht, denn kurzlebig sind sie und gehen bald dahin und lassen uns verwitwet zurück, solange die Welt dauert. Auch wird das Geschick es nicht zulassen, es sei denn ein- oder zweimal, aus höchsten Schicksalsgründen, die wir nicht kennen. Doch ist dieser Mensch nicht Beren. Ein Schicksal zwar liegt auch auf ihm, wie jeder in ihm lesen kann, der Augen hat zu sehen, doch ein dunkles Schicksal ist es. Begib dich nicht mit hinein! Und wenn du es dennoch tust, so wird deine Liebe dir zu Bitternis und Tod gereichen. Denn hör auf mich! Zwar ist er wahrhaft Agarwaen, Úmarths Sohn, sein richtiger Name aber ist Túrin, Sohn Húrins, den Morgoth in Angband gefangen hält und dessen Sippe er verflucht hat. Zweifle nicht an der Macht von Morgoth Bauglir! Steht sie mir nicht ins Gesicht geschrieben?«
    Da saß Finduilas lange in Gedanken; zuletzt aber sagte sie nur: »Túrin, Húrins Sohn, liebt mich nicht und wird mich nicht lieben.«
    Als Túrin nun von Finduilas erfuhr, was geschehen war, da war er erzürnt, und er sagte zu Gwindor: »In Liebe achte ich dich, weil du mich gerettet und sicher geführt hast. Nun aber hast du gemein an mir gehandelt, Freund, dass du meinen Namen verraten und meinen Spruch auf mich herabgerufen hast, vor dem ich mich verbergen will.«
    Gwindor aber antwortete: »Der Spruch liegt in dir, nicht in deinem Namen.«
    Als Orodreth erfuhr, dass Mormegil in Wahrheit der Sohn Húrin Thalions war, erwies er ihm hohe Ehren, und Túrin wurde ein Großer unter dem Volk von Nargothrond. Doch behagte ihm ihre Art des Krieges nicht, die Überfälle und das Anschleichen und die Pfeile aus dem Hinterhalt;ihn verlangte es nach mannhaftem Zweikampf und offener Schlacht, und mit der Zeit fand sein Rat beim König mehr und mehr Gehör. In jenen Tagen ließen die Elben von Nargothrond von ihrer Geheimhaltung ab und führten offen Krieg, und große Waffenlager wurden angelegt. Und auf Túrins Anraten bauten die Noldor vor den Toren Felagunds eine große Brücke über

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