Das Silmarillion
Níniel versprochen, nur wenn ihre Häuser angegriffen würden, werde er kämpfen. Die Waldleute wurden besiegt, und Dorlas schalt ihn, dass er dem Volke nicht helfen wollte, das er als das seine erwählt hatte. Da stand Turambar auf, holte das schwarze Schwert wieder hervor und sammelte eine große Schar der Männer von Brethil um sich, und sie schlugen die Orks vernichtend. Glaurung aber erhielt Meldung, das Schwarze Schwert sei in Brethil, und er sann auf neues Unheil.
Im Frühjahr darauf ging Níniel schwanger, und sie wurde bleich und traurig; und zur gleichen Zeit drangen die ersten Gerüchte zum Ephel Brandir, Glaurung sei aus Nargothrond hervorgekommen. Da schickte Turambar Kundschafter weit hinaus, denn es geschah nun, was er befahl, und nicht viele kümmerten sich mehr um Brandir. Und als es auf Sommer zuging, kam Glaurung an den Rand von Brethil und legte sich nahe ans Westufer des Teiglin; und da herrschte große Furcht unter dem Waldvolk, denn nun wurde klar, dass der Große Wurm sie angreifen und ihr Land verwüsten wollte,anstatt, wie sie gehofft, nur auf dem Heimweg nach Angband vorüberzuziehen. Daher baten sie Turambar um Rat, und der sagte ihnen, dass es vergebens wäre, wollten sie mit all ihrer Streitmacht gegen Glaurung ziehen, denn nur mit List und gutem Glück könnten sie ihn besiegen. Er bot sich an, dem Drachen selbst an der Grenze ihres Landes zu begegnen; die Übrigen hieß er im Ephel Brandir bleiben und sich zur Flucht bereithalten. Denn wenn Glaurung den Sieg davontrüge, so würde er als Erstes zu den Häusern der Waldleute kommen, um sie zu zerstören, und sie hätten keine Hoffnung, ihm zu widerstehen; wenn sie sich dann aber weit verstreuten, so könnten viele entkommen, denn Glaurung würde nicht lange in Brethil bleiben, sondern bald nach Nargothrond zurückkehren.
Dann fragte Turambar, wer ihn in die Gefahr begleiten wolle; und Dorlas trat vor, doch sonst keiner. Da schalt Dorlas das Volk und verhöhnte Brandir, der nicht zu leisten vermochte, was Haleths Erben geziemte; und Brandir, vor seinem Volke beschimpft, war bittren Herzens. Doch Hunthor, ein Verwandter Brandirs, bat ihn um Erlaubnis, an seiner Stelle zu gehen. Dann sagte Turambar Níniel Lebwohl, und sie war voll Furcht und Vorahnung, und ihr Abschied war schwer von Kummer; Turambar aber brach mit seinen zwei Gefährten auf und ging nach Nen Girith.
Und Níniel, unfähig, ihre Angst zu ertragen und im Ephel auf Meldung von Turambars Schicksal zu warten, zog ihm nach, und eine große Schar ging mit ihr. Dies erfüllte Brandir noch mehr mit Entsetzen, und er versuchte sie und die Leute, die mit ihr gehen wollten, von dieser Unbesonnenheit abzuhalten, doch sie achteten seiner nicht. Da kündigte er seinen Fürstenrang auf und sagte aller Liebe ab zu dem Volke, das ihn verhöhnt hatte, und als ihm nun nichtsblieb als seine Liebe zu Níniel, gürtete er sich mit einem Schwert und ging ihr nach; da er aber lahmte, blieb er weit zurück.
Nun kam Turambar gegen Sonnenuntergang nach Nen Girith, und dort erfuhr er, dass Glaurung am Rande der steilen Ufer des Teiglin lag und sich wahrscheinlich rühren würde, wenn es Nacht wurde. Dies nannte er gute Nachricht, denn der Drache lag bei Cabed-en-Aras, wo der Fluss durch eine tiefe und enge Schlucht floss, über die ein gehetzter Hirsch hinwegsetzen konnte; und weiter gedachte Turambar nicht zu gehen, sondern versuchen wollte er, die Schlucht zu durchqueren. In der Dämmerung wollte er dort hinschleichen, bei Nacht in die Schlucht hinabsteigen, das wilde Wasser durchqueren und dann die Klippe am anderen Ufer ersteigen, um so den Drachen unversehens und von unten her anzugreifen.
Dies war sein Plan, doch Dorlas verließ der Mut, als sie im Dunkeln an die Schnellen des Teiglin kamen, und er wagte es nicht, den gefährlichen Übergang zu versuchen, sondern wich zurück und verbarg sich in den Wäldern, mit Schande beladen. Turambar und Hunthor aber kamen sicher hinüber, denn das laute Tosen des Wassers erstickte jeden andren Laut, und Glaurung schlief. Doch noch vor Mitternacht wurde er wach, und mit viel Lärm und Dampf warf er sein Vorderteil über die Schlucht und begann den Rumpf nachzuziehen. Fast betäubt von der Hitze und dem Gestank strebten Turambar und Hunthor eilends hinauf, um Glaurung anzugreifen; und Hunthor erschlug ein großer Stein, den die Bewegungen des Drachen über ihnen gelöst hatten; der Stein traf ihn am Kopf und stürzte ihn hinab in den Fluss. So endete
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