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Das Silmarillion

Das Silmarillion

Titel: Das Silmarillion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien , Christopher Tolkien
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finden, denn er hatte gehört, dass Glaurung hervorgekommen war und dass sein Weg nach Brethil führte; und ebenso hatte man ihm berichtet, dass das Schwarze Schwert von Nargothrond jetzt dort sei. Daher kam er nun, um Túrin zu warnen und um zu helfen, wenn es nötig wäre; doch Túrin sagte: »Du kommst zu spät. Der Drache ist tot.«
    Da staunten sie und rühmten ihn laut; ihn aber kümmerte dies nicht, und er sagte: »Nur um dies eine bitte ich dich: Gib mir Nachricht von den Meinen, denn in Dor-lómin habe ich erfahren, sie seien ins Verborgene Königreich gegangen.«
    Da war Mablung bestürzt, doch musste er Túrin erzählen, wie sie Morwen verloren hatten, wie der Bann des dumpfen Vergessens auf Nienor gefallen und wie sie ihnen an den Grenzen von Doriath entlaufen und nordwärts geflohen war. Nun endlich wusste Túrin, dass ihn das Schicksal ereilt und dass er zu Unrecht Brandir erschlagen hatte; und so waren Glaurungs Worte an ihm in Erfüllung gegangen. »O böser Witz!«, rief er aus, lachend wie ein Verdammter; Mablung aber trug er Flüche für Doriath auf. »Und verflucht sei auch, was dich hierhergeführt!«, rief er. »Dies fehlte noch. Jetzt wird es Nacht.«
    Und schnell wie der Wind entlief er ihnen, und sie waren verwirrt und fragten sich, welch ein Wahn ihn geschlagen habe; und sie folgten ihm. Túrin aber rannte ihnen weit voraus, und er kam an die Schlucht Cabed-en-Aras und hörte das Wasser tosen und sah, wie alle Blätter dort von den Bäumen fielen, als wäre es Winter geworden. Dort zog er sein Schwert, das ihm nun allein noch blieb von allem Besitz, und sagte: »Gegrüßt seist du, Gurthang! Keinen Herrn kennst du und keine Treue, nur gegen die Hand, die dich regt. KeinBlut verschmähst du. Ist also auch Túrin Turambar dir genehm, und wirst du mir ein rasches Ende machen?«
    Und aus der Klinge sprach eine kalte Stimme, die ihm Antwort gab: »Fürwahr, freudig trinken will ich dein Blut, dass ich das Blut Belegs, meines Herrn, vergesse und Brandirs, des zu Unrecht Erschlagenen. Ich will dich rasch töten.«
    Da setzte Túrin das Heft auf den Boden und stürzte sich in Gurthangs Spitze, und die schwarze Klinge nahm ihm das Leben. Mablung und die Elben aber kamen und sahen Glaurung, wie er tot dalag, und den Leichnam Túrins, und sie klagten; und als die Menschen von Brethil hinzukamen und die Gründe für Túrins Wahnsinn und Tod erfuhren, waren sie entgeistert. Und Mablung sagte bitter: »Auch ich war verstrickt in das Schicksal von Húrins Kindern, und so habe ich mit meiner Nachricht einen, den ich liebte, getötet.«
    Dann hoben sie Túrin auf und sahen, dass Gurthang zerbrochen war. Elben und Menschen trugen viel Holz zusammen, und sie machten ein großes Feuer, und der Drache wurde zu Asche verbrannt. Túrin aber begruben sie auf einer Anhöhe, wo er gestorben war, und die Hälften von Gurthang legten sie ihm an die Seite. Und als alles getan war, sangen die Elben ein Klagelied für Húrins Kinder, und ein großer grauer Stein wurde auf den Hügel gewälzt, und darauf meißelten sie in der Runenschrift von Doriath:
    TURIN TURAMBARDAGNIR GLAURUNGA
    und darunter schrieben sie auch
    NIENORNÍNIEL
    Sie aber lag nicht dort, noch wurde je bekannt, wohin die kalten Wasser des Teiglin sie getragen hatten.

KAPITEL XXII

    VOM UNTERGANG DORIATHS
    S o endet die Geschichte von Túrin Turambar. Morgoth aber rastete und ruhte nicht vom Bösen, und seine Rechnung mit dem Hause Hador war noch nicht beglichen. Ungestillt war sein Hass, obgleich er Húrin unter seiner Aufsicht hielt und Morwen in der Wildnis umherirrte.
    Unglücklich war Húrins Los, denn was Morgoth von den Siegen seiner Tücke erfuhr, das erfuhr auch Húrin, doch wurden noch Lügen in die Wahrheit gemischt, und manches Gute wurde verschwiegen oder entstellt. Am meisten war Morgoth bestrebt, auf jegliche Weise in bösem Licht erscheinen zu lassen, was Thingol und Melian getan, denn diese hasste und fürchtete er. Als ihm daher die Zeit reif schien, nahm er Húrin die Fesseln ab und hieß ihn gehen, wohin er wolle, Mitleid mit dem ganz und gar besiegten Feinde heuchelnd. Sein wahrer Zweck aber war, dass Húrin so seinem Hass auf Elben und Menschen noch besser dienen sollte, ehe er starb.
    Zwar setzte Húrin in Morgoths Worte wenig Vertrauen, wusste er doch, dass der kein Mitleid kannte, die Freiheit aber nahm er an und ging fort voller Schmerz, verbittert durch die Worte des Dunklen Herrn. Ein Jahr war vergangen seit dem Tode Túrins,

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