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Das Silmarillion

Das Silmarillion

Titel: Das Silmarillion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien , Christopher Tolkien
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des Amon Gwareth, sah er das große Gondolin, die Stadt mit den sieben Namen, die ruhmreichste und meistbesungene von allen Städten der Elben in den Hinnenlanden. Auf Ecthelions Geheiß wurden auf den Türmen des großen Tores Trompeten geblasen, und sie hallten von den Bergen wider; und von fern, doch deutlich vernahm man zur Antwort den Klang der Trompeten auf den weißen, von der Dämmerung geröteten Mauern der Stadt.
    So geschah es, dass Huors Sohn durch Tumladen ritt und ans Stadttor von Gondolin kam; und nachdem er die breite Treppe zur Stadt hinaufgeschritten war, brachte man ihn zuletzt zum Turm des Königs, und er sah die Bilder der Bäume von Valinor. Dann stand Tuor vor Turgon, Fingolfins Sohn und Hoher König der Noldor, und zur Rechten des Königs stand Maeglin, sein Schwestersohn, zur Linken aber Idril Celebrindal, seine Tochter. Und alle, welche Tuors Stimme vernahmen, waren verwundert und mochten nicht glauben, dass dies wahrhaftig ein Mensch von sterblicher Art sei, denn seine Worte waren die Worte des Herrn der Wasser, die ihm in jener Stunde in den Sinn kamen. Und er überbrachte Turgon die Warnung, dass Mandos’ Fluch nun der Erfüllung entgegeneile, in der alle Werke der Noldor untergehen sollten; und er hieß ihn fortziehen und die schöne und mächtige Stadt verlassen, die er erbaut hatte, und den Sirion hinab zum Meere gehen.
    Lange bedachte nun Turgon Ulmos Rat, und ihm kamen die Worte wieder in den Sinn, die einst in Vinyamar zu ihm gesprochen wurden: »Liebe nicht zu sehr deiner Hände Werk und deines Herzens Pläne, und sei dessen eingedenk,dass die wahre Hoffnung der Noldor im Westen liegt und vom Meere kommt.« Doch Turgon war stolz geworden, und Gondolin war schön wie ein Abglanz der Elbenstadt Tirion, und selbst gegen den Rat eines Vala vertraute er noch immer auf sein Geheimnis und seine undurchdringliche Befestigung; und nach der Nirnaeth Arnoediad begehrte das Volk der Stadt nicht mehr, jemals wieder an den Sorgen der Elben und Menschen draußen beteiligt zu sein, noch durch Gefahr und Schrecken in den Westen zurückzukehren. Abgeschlossen hinter seinen weglosen und verzauberten Bergen, ließ Gondolin niemanden ein, und wäre er selbst auf der Flucht vor Morgoth gewesen; und die Nachrichten aus den Ländern draußen kamen nur selten und von weit her, und man beachtete sie wenig. Die Späher von Angband suchten Gondolin vergebens; und wo es lag, darüber gab es nur Gerüchte, und niemand konnte das Geheimnis entdecken. Maeglin sprach im Rate des Königs stets gegen Tuor, und seine Worte schienen umso schwerer zu wiegen, als sie ganz nach Turgons Herzen waren. Und zuletzt lehnte Turgon Ulmos Ansinnen ab und folgte seinem Rate nicht. Doch in der Warnung des Vala hörte er von neuem die Worte, die vor langer Zeit an der Küste von Aman gesprochen wurden, ehe die Noldor von dort schieden; und Furcht vor Verrat erwachte in Turgons Herz. Daher ließ er zu jener Zeit sogar den Eingang zu dem versteckten Tor in den Umzingelnden Bergen zuschütten; und hernach, solange die Stadt stand, ging niemand mehr aus Gondolin fort, ob zu friedlichem oder kriegerischem Geschäft. Nachricht kam durch Thorondor, den Herrn der Adler, vom Fall Nargothronds und später vom Tode Thingols und Diors, seines Erben, und von der Vernichtung Doriaths; doch Turgon verschloss sein Ohr vor den Leiden der Welt draußen und gelobte, nie mehr an der Seiteeines Sohns von Feanor in den Krieg zu ziehen, und seinem Volk verbot er für immer, den Sperrgürtel der Berge zu überschreiten.
    Und Tuor blieb in Gondolin, denn Glück und Schönheit der Stadt und die Kenntnisse ihrer Bewohner nahmen ihn gefangen; und er wurde mächtig an Körper und Geist und vertiefte sich in die Wissenschaft der verbannten Elben. Dann wandte sich Idrils Herz ihm zu, und sein Herz wandte sich ihr zu; und Maeglins versteckter Hass wurde immer größer, denn über alles begehrte er, sie zu besitzen, die einzige Erbin des Königs von Gondolin. Doch so hoch stand Tuor in des Königs Gunst, als er sieben Jahre dort gelebt hatte, dass ihm Turgon auch die Hand seiner Tochter nicht verweigerte; denn wenn er schon Ulmos Rat nicht befolgte, so erkannte er doch, dass das Schicksal der Noldor mit dem jenes einen verknüpft war, den Ulmo gesandt hatte; und er vergaß nicht, was Huor zu ihm gesagt hatte, bevor sich das Heer von Gondolin aus der Schlacht der Ungezählten Tränen zurückzog.
    Da gab es ein großes und frohes Fest, denn Tuor hatte die Herzen

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