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Das Silmarillion

Das Silmarillion

Titel: Das Silmarillion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien , Christopher Tolkien
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sprechen?«, sagte Thingol. »Was willst du hier, unseliger Sterblicher, und aus welchem Grunde hast du dein eigenes Land verlassen, um in dieses einzudringen, das solchen von deiner Art verboten ist? Kannst du mir sagen, was mich hindern soll, deine Frechheit und Verblendung hart zu strafen?«
    Da blickte Beren auf, zuerst in Lúthiens Augen, dann auch in Melians Antlitz, und es war ihm, als würden ihm Worte vorgesagt. Seine Furcht verließ ihn, und der Stolz des ältesten Hauses der Menschen kam ihm wieder, und er sagte: »Mein Schicksal, o König, hat mich hierhergeführt, auf gefahrvollen Wegen, wie auch die Elben sie nicht oft gehen. Und hier habe ich gefunden, was ich nicht suchte und was ich nun, da ich es gefunden, auf immer zu behalten gedenke. Denn dies ist höher als Gold und Silber und alle Edelsteine. Nicht Fels, noch Stahl, noch Morgoths Feuer, noch all die Macht der Elbenkönige sollen mir den Schatz verwehren, nach dem es mich verlangt. Denn Lúthien, deine Tochter, ist das schönste unter allen Kindern der Welt.«
    Da wurde es still in Thingols Halle, denn allen, die dabeistanden, verschlug es die Sprache, und sie fürchteten, Berenwerde sogleich erschlagen. Thingol aber sprach sehr langsam und sagte: »Tod hast du verdient mit dieser Rede, und raschen Tod solltest du finden, hätte ich nicht voreilig einen Eid geschworen; und das reut mich, Sterblicher aus gemeinem Geschlecht, der du wohl in Morgoths Reich gelernt hast, heimlich herbeizukriechen wie seine Späher und Knechte.«
    Da erwiderte Beren: »Den Tod kannst du mir geben, verdient oder unverdient; doch nicht gemeinen Geschlechts, noch Späher oder Knecht sollst du mich heißen. Felagunds Ring sei Zeuge, den er meinem Vater Barahir auf dem Schlachtfeld des Nordens gab, dass mein Haus solchen Schimpf von keinem Elben verdient, er sei König oder nicht.«
    Stolz waren seine Worte, und aller Augen sahen nun auf den Ring, den er hochhielt, und grüne Juwelen schimmerten darauf, wie die Noldor sie in Valinor geschliffen. Denn dieser Ring glich zwei Schlangen, deren Augen Smaragde waren und deren Köpfe sich unter einer Krone goldner Blumen trafen, welche die eine hochhielt, während die andre sie verschlang; dies war das Wappen Finarfins und seines Hauses. Da lehnte Melian sich zu Thingol hin und gab ihm flüsternd den Rat, seinen Zorn abzutun. »Denn nicht von dir«, sagte sie, »wird Beren getötet werden, denn weit wird ihn sein Schicksal noch führen am Ende, und doch ist es mit dem deinen verknüpft. Bedenke dies!«
    Thingol aber blickte schweigend auf Lúthien, und im Herzen dachte er: »Unselige Menschen, Kinder von kleinen Fürsten und kurzlebigen Königen! Soll so einer die Hand auf dich legen und doch am Leben bleiben?« Dann brach er das Schweigen und sagte: »Ich sehe den Ring, Barahirs Sohn, und ich bemerke, dass du deinen Stolz hast und dich mächtig glaubst. Doch eines Vaters Taten, und hätte er seinen Dienst mir selbst erwiesen, taugen nicht, um Thingols und Melians Tochter zu gewinnen. Höre nun! Auch mich verlangt es nach einem Schatz, der mir verwehrt ist. Denn Fels und Stahl und Morgoths Feuer hüten das Juwel, das ich gegen all die Macht der Elbenkönige gern besäße. Doch solche Hindernisse, hörte ich dich sagen, schrecken dich nicht. Geh also diesen Weg! Bring mir in deiner Hand einen Silmaril aus Morgoths Krone, und dann mag Lúthien, wenn sie will, ihre Hand in die deine legen. Dann sollst du auch mein Juwel haben, und für großzügig sollst du mich achten, wenn auch Ardas Geschick in den Silmaril beschlossen liegt.«
    So fädelte er das Verhängnis von Doriath ein und wurde mitverurteilt duch Mandos’ Spruch. Und die ihn hörten, erkannten seine Absicht: Beren in den Tod zu schicken, ohne doch eidbrüchig zu werden; sie wussten ja, dass alle Macht der Noldor, ehe ihr Belagerungsring gesprengt worden war, nicht gereicht hatte, um auch nur einmal von fern Feanors Silmaril leuchten zu sehen. Denn die waren in die Eisenkrone geschmiedet und wurden in Angband vor allen andren Gütern behütet; und Balrogs waren um sie her und zahllose Schwerter, uneinnehmbare Mauern und Morgoths dunkle Majestät.
    Beren aber lachte: »Für geringes Entgelt«, sagte er, »bieten Elbenkönige ihre Töchter feil, für Gemmen oder andre Handarbeiten. Doch wenn dies ist, was du willst, Thingol, so werde ich’s tun. Und wenn wir uns wiederbegegnen, so werde ich einen Silmaril aus der Eisenkrone in der Hand tragen, denn nicht zum letzten Mal

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