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Das Silmarillion

Das Silmarillion

Titel: Das Silmarillion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien , Christopher Tolkien
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zur Stunde der Bedrängnis griffen die Elben von den Falas Morgoths Heer von Westen an. Da wichen die Orks und flohen, und die Eldar hatten den Sieg, und ihre berittenen Bogenschützen verfolgten die Feinde bis in die Eisenberge.
    Darauf regierte Húrin, Galdors Sohn, über das Volk Hadors in Dor-lómin und diente Fingon. Húrin war von kleinerem Wuchs als seine Väter und kleiner auch als später sein Sohn, doch sein Leib war zäh und unermüdlich, behendund schnell, ganz vom Schlage seiner Mutter, Hareth von den Haladin. Sein Weib war Morwen Eledwhen, die Tochter Baragunds aus dem Hause Beors, dieselbe, die mit Rían, Belegunds Tochter, und Emeldir, Berens Mutter, aus Dorthonion geflüchtet war.
    Zu dieser Zeit wurden auch die Bandenkrieger von Dorthonion aufgerieben, wie hernach berichtet wird, und Beren, Barahirs Sohn, entkam als Einziger unter Mühen nach Doriath.

KAPITEL XIX

    VON BEREN UND LÚTHIEN
    U nter den Erzählungen von Leid und Verfall, die aus dem Dunkel jener Tage auf uns gekommen sind, finden sich doch manche, wo inmitten der Tränen auch die Freude Raum hat und im Schatten des Todes das Licht brennt, das dauert. Und von all diesen Geschichten am freundlichsten klingt in den Ohren der Elben noch immer die von Beren und Lúthien. Über ihr Leben wurde das Leithian-Lied gedichtet, welches das zweitlängste unter den Liedern über die Welt von einst ist; hier aber wird die Geschichte in weniger Worten und ohne Gesang erzählt.
    Erzählt wurde schon, wie Barahir Dorthonion nicht verlassen mochte und wie Morgoth sein Volk zu Tode hetzte, bis Barahir nur noch zwölf Gefährten blieben. Nun stieg der Wald von Dorthonion nach Süden zu einem gebirgigen Heideland an, und im Osten dieser Hochfläche lag ein See, Tarn Aeluin, von struppigen Heiden umgeben; und der ganze Landstrich war weglos und wild, denn selbst in den Tagen des Langen Friedens hatte niemand dort gelebt. Doch die Wasser des Bergsees Aeluin wurden in Ehren gehalten, denn sie waren klar und blau bei Tage und bei Nacht ein Spiegel der Sterne; und es hieß, Melian selbst habe vor Zeiten dieses Wasser geweiht. Dorthin zog sich Barahir mitseinen Gefährten zurück, und dort schlugen sie ihr Lager auf, und Morgoth konnte es nicht finden. Doch die Kunde von ihren Taten verbreitete sich, und Morgoth befahl Sauron, sie aufzuspüren und zu vernichten.
    Unter Barahirs Gefährten war Gorlim, Angrims Sohn. Sein Weib hieß Eilinel, und groß war die Liebe zwischen ihnen, ehe das Unheil hereinbrach. Doch als Gorlim aus dem Krieg an den Grenzen heimkehrte, fand er sein Haus geplündert und verlassen, und sein Weib war fort; ob tot oder gefangen, wusste er nicht. Dann floh er zu Barahir, und von dessen Gefährten war er der grimmigste und verzweifeltste; doch Ungewissheit nagte an seinem Herzen, denn er dachte, dass Eilinel vielleicht nicht tot sei. Bisweilen ging er allein und heimlich fort und suchte sein Haus auf, inmitten der Felder und Wälder, die er einmal besessen hatte; und dies wurde Morgoths Diener bekannt.  
    Eines Tages im Herbst kam er in der Abenddämmerung, und als er nahe beim Haus war, meinte er, er sehe ein Licht im Fenster, und vorsichtig näher tretend blickte er hinein. Da sah er Eilinel, das Gesicht verhärmt vor Leid und Hunger, und ihm war, als hörte er ihre Stimme klagen, dass er sie verlassen habe. Doch kaum hatte er sie laut gerufen, da blies der Wind das Licht aus, Wölfe heulten, und auf den Schultern spürte er plötzlich die schweren Hände von Saurons Jägern. So war Gorlim in die Falle gegangen; und sie schleppten ihn in ihr Lager und quälten ihn, im Bestreben, Barahirs Schlupfwinkel und Geheimpfade zu erfahren. Doch nichts wollte Gorlim verraten. Dann versprachen sie ihm, er käme frei und Eilinel würde ihm wiedergegeben, wenn er redete, und er, da er den Schmerz nicht mehr aushielt und sich nach seinem Weibe sehnte, gab nach. Nun brachten sie ihn geradewegs in Saurons furchtbare Gegenwart, und Sauron sagte:»Ich höre, du willst nun mit mir handeln. Welches ist dein Preis?«
    Und Gorlim antwortete, dass man ihm Eilinel wiedergeben und ihn mit ihr freilassen sollte, denn er glaubte, auch Eilinel sei gefangen.
    Da lächelte Sauron und sagte: »Geringen Preis verlangst du für so großen Verrat. So soll es gewiss sein. Sprich nur!«
    Nun kamen Gorlim Bedenken, doch gequält von Saurons Augen, sagte er zuletzt alles, was er wusste. Da lachte Sauron und verhöhnte Gorlim, ihm verratend, dass er nur ein Phantom gesehen

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