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Das Silmarillion

Das Silmarillion

Titel: Das Silmarillion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien , Christopher Tolkien
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hatte, ein Hexenwerk, um ihn zu fangen; denn Eilinel war tot. »Dennoch sei dir die Bitte gewährt«, sagte Sauron, »und so gehe denn hin zu Eilinel und sei meines Dienstes ledig!« Dann gab er ihm grausam den Tod.
    Auf diese Weise wurde Barahirs Versteck gefunden, und Morgoth spannte seine Netze ringsum. Und die Orks kamen in den stillen Stunden vor Morgen und überraschten die Männer von Dorthonion und erschlugen sie alle bis auf einen. Beren nämlich, Barahirs Sohn, war von seinem Vater auf einen gefährlichen Gang geschickt worden, um die Bewegungen des Feindes auszuspähen, und er war weit entfernt, als das Lager gestürmt wurde. Doch als er des Nachts im Walde schlief, da träumte ihm, dass Aaskrähen in dicken Trauben auf kahlen Bäumen an einem See saßen, und Blut tropfte ihnen von den Schnäbeln. Dann gewahrte Beren im Traume eine Gestalt, die über ein Wasser zu ihm kam, und es war Gorlims Geist, und er sprach zu ihm von seinem Verrat und seinem Tode und hieß ihn eilen, um seinen Vater zu warnen.
    Da erwachte Beren und eilte durch die Nacht, und am zweiten Morgen kam er ins Lager der Bandenkrieger zurück. Doch als er näher kam, da flogen die Aaskrähen vomBoden auf und ließen sich nieder auf den Erlen am Aeluin-See, krächzend vor Hohn.
    Dort begrub Beren seines Vaters Gebeine und warf einen Hügel von Felsbrocken über ihm auf, und er schwor Rache. Als Erstes verfolgte er die Orks, die seinen Vater und seine Gefährten erschlagen hatten, und er fand ihr Lager bei Nacht an der Quelle des Rivil, oberhalb des Fenns von Serech, und als geübter Waldläufer kam er ungesehen bis nah an ihr Feuer. Dort prahlte ihr Hauptmann mit seinen Taten und hielt Barahirs Hand hoch, die er abgeschnitten hatte, zum Zeichen für Sauron, dass ihr Auftrag erfüllt sei; und Felagunds Ring war an der Hand. Da sprang Beren hinter einem Felsen vor und erschlug den Hauptmann, ergriff die Hand mit dem Ring und entkam, vom Glück beschirmt, denn die Orks waren verblüfft und ihre Pfeile ungezielt.
    Vier Jahre lang zog Beren dann noch durch Dorthonion, ein Einzelgänger ohne Gesetz; doch er wurde Freund mit Vogel und Tier, und sie halfen ihm und verrieten ihn nicht, und von der Zeit an aß er kein Fleisch und tötete nichts, das lebte, wenn es nicht in Morgoths Diensten stand. Nicht den Tod fürchtete er, nur die Gefangenschaft, doch verwegen und verzweifelt, wie er war, entging er beidem; und die Taten einsamen Wagemuts, die er leistete, erzählte man sich weit und breit in ganz Beleriand; sogar in Doriath hörte man von ihm. Endlich setzte Morgoth einen Preis auf seinen Kopf, der nicht geringer war als der Kopfpreis für Fingon, den Hohen König der Noldor; doch eher flohen die Orks bei dem Gerücht, er nahe, als dass sie ihn suchten. Ein ganzes Heer unter Sauron wurde daher gegen ihn ausgesandt; und Sauron brachte die Werwölfe mit, Raubtiere, von wütenden Geistern besessen, die er in ihren Leibern eingekerkert hatte.
    Das ganze Land war nun voller Unwesen, und kein Ding blieb, das noch rein war; und so hart kam Beren in Bedrängnis, dass er zuletzt gezwungen war, aus Dorthonion zu fliehen. In Winter und Schnee verließ er seines Vaters Land und Grab, und in die hohen Regionen der Gorgoroth, der Berge des Grauens, hinaufsteigend, erblickte er von fern das Land Doriath. Da kam es ihm in den Sinn, dass er das Verborgene Königreich betreten werde, wie noch kein Sterblicher vor ihm.
    Furchtbar war sein Weg nach Süden. Steil fiel die Ered Gorgoroth ab, und zu ihren Füßen warteten die Schatten, die vor Aufgang des Mondes gesponnen waren. Dahinter kam die Wildnis von Dungortheb, wo Saurons Hexenkünste und Melians Kraft aufeinandertrafen und Grauen und Wahnsinn umgingen. Spinnen aus Ungoliants giftiger Brut hausten dort, ihre unsichtbaren Netze spannend, in denen alles Lebende sich fing; und Ungeheuer, stumm und vieläugig, gingen auf Jagd, die in der langen Dunkelheit, ehe die Sonne aufging, geboren waren. Keine Nahrung für Elb oder Mensch gab es in jenem verfluchten Land, nur den Tod. Nicht als die geringste unter Berens Taten gilt diese Reise, doch er selbst sprach später zu keinem davon, um sich des Grauens nicht erinnern zu müssen, und keiner weiß, wie er den Weg fand und so auf Pfaden, die weder Mensch noch Elb je zu gehen gewagt, endlich an die Grenzen von Doriath gelangte. Und die Irrgärten, die Melian um Thingols Reich gewoben hatte, durchschritt er, wie sie selbst es vorhergesagt; denn ein großes Schicksal lag auf

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