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Das Silmarillion

Das Silmarillion

Titel: Das Silmarillion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien , Christopher Tolkien
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sprach er freundlich zu ihr und verhieß ihr Hilfe in ihrer Not, wenn sie jetzt mit ihnen nach Nargothrond ginge. Mit keiner Miene verriet er, dass ihre Worte über Beren und seine Fahrt ihm nichts Neues sagten; noch gab er zu erkennen, dass ihn dies selber anging.
    Also brachen sie die Jagd ab und kehrten nach Nargothrond zurück, und Lúthien wurde betrogen, denn sie hielten sie fest und nahmen ihr den Mantel fort, und sie durfte nicht zum Tore hinaus und mit niemandem sprechen als mit den Brüdern Celegorm und Curufin. Denn nun, da sie Beren und Felagund ohne Hoffnung auf Hilfe gefangen glaubten, gedachten sie, den König umkommen zu lassen, Lúthien zu behalten und Thingol zu zwingen, dass er Celegorm ihre Hand gewährte. So könnten sie ihre Macht mehren und die größten unter den Noldorprinzen werden. Mit List oder Krieg nach den Silmaril zu streben gedachten sie nicht, noch wollten sie dulden, dass es andere taten, bis dass sie alle Macht der Elbenreiche in den eigenen Händen wüssten. Orodreth hatte nicht die Kraft, ihnen zu widerstehen, denn sie machten sich im Volk von Nargothrond die Herzen geneigt; und Celegorm sandte Boten an Thingol, um ihn mit seinem Antrag zu bedrängen.
    Huan, der Jagdhund, aber war getreuen Herzens, und schon in der Stunde ihrer ersten Begegnung hatte ihn die Liebe zu Lúthien ergriffen, und ihn bekümmerte ihre Gefangenschaft. Daher kam er oft in ihre Kammer, und des Nachts lag er vor ihrer Tür, denn er spürte, dass Unheil Einzug gehalten hatte in Nargothrond. In ihrer Verlassenheit sprach Lúthien oft zu Huan, sie erzählte ihm von Beren, welcher mit allen Tieren und Vögeln Freund war, die nicht Morgoth dienten; und Huan verstand alles, was sie sagte. Denn er verstand die Sprache alles dessen, was Stimme hatte; ihm aber war nur dreimal vor seinem Tode beschieden, mit Worten zu reden.
    Nun ersann Huan einen Plan, Lúthien zu helfen; und zur Nachtzeit kam er und brachte ihren Mantel mit, und da sprach er zum ersten Mal, ihr Rat erteilend. Dann führte er sie auf geheimen Wegen aus Nargothrond heraus, und sie flohen zusammen nach Norden; und er überwand seinenStolz und ließ zu, dass sie auf ihm ritt wie auf einem Pferde, so wie auch die Orks bisweilen auf großen Wölfen ritten. So kamen sie gut voran, denn Huan war schnell und unermüdlich.
    In Saurons Verliesen lagen Beren und Felagund, und alle ihre Gefährten waren nun tot; Sauron aber gedachte, Felagund bis zuletzt zu verschonen, denn so viel hatte er erkannt, dass er ein Noldo von großer Macht und Weisheit war, und von ihm glaubte er das Geheimnis ihres Vorhabens erfahren zu können. Doch als der Wolf kam, um Beren zu holen, wandte Felagund all seine Kraft auf und sprengte seine Fesseln; und er rang mit dem Werwolf und tötete ihn mit Händen und Zähnen, doch auch er selbst wurde tödlich verwundet. Da sprach er zu Beren und sagte: »Ich begebe mich nun zur langen Ruhe in den zeitlosen Hallen jenseits der Meere und hinter den Bergen von Aman. Lange wird es dauern, bis man mich wiedersieht bei den Noldor, und es mag sein, dass wir beide uns im Tod wie im Leben nicht mehr begegnen, denn verschieden sind die Schicksale unsrer Geschlechter. Leb wohl!« Dann starb er in der Dunkelheit, auf Tolin-Gaurhoth, dessen großen Turm er selbst erbaut hatte. So hielt König Finrod Felagund seinen Eid, der Schönste und Geliebteste aus dem Geschlecht Finwes; Beren aber klagte trostlos an seiner Seite.
    Zu der Stunde kam Lúthien, und als sie auf der Brücke stand, die zu Saurons Insel führte, sang sie ein Lied, das Mauern von Stein nicht aufhalten konnten. Beren hörte es und glaubte, ihm träume, denn die Sterne leuchteten über ihm, und in den Bäumen sangen Nachtigallen. Und zur Antwort sang er ein Lied der Herausforderung, das er den Sieben Sternen zu Ehren gemacht hatte, der Sichel der Valar, die Varda als Zeichen für den Sturz Morgoths über denNorden gehängt hatte. Dann verließen ihn die Kräfte, und er sank nieder ins Dunkel.
    Lúthien aber hörte seine Stimme antworten, und nun sang sie ein Lied von stärkerer Macht. Die Wölfe heulten, und die Insel bebte. Sauron stand auf seinem hohen Turm, in schwarze Gedanken gehüllt; doch er lächelte, als er ihre Stimme vernahm, denn er wusste, dass sie Melians Tochter war. Längst war der Ruf von Lúthiens Schönheit und ihrem herrlichen Gesang über Doriath hinausgedrungen; und Sauron gedachte, sie zu fangen und sie Morgoths Gewalt auszuliefern, denn groß würde sein Lohn

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