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Das Skript

Das Skript

Titel: Das Skript Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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damit?«
    »Na, als Sie ihn vorgestern Abend anriefen, nachdem Sie Herrn Jahn zu Hause nicht angetroffen hatten.«
    Wieder entstand eine Pause. »Angerufen? Ich habe diesen Herrn Lorth nicht angerufen. Warum sollte ich das tun?«
    »Moment. Werner Lorth hat uns gesagt, Sie hätten vorgestern Abend spät noch bei ihm angerufen und ihn gefragt, ob es stimme, dass er große Teile von Jahns Romanen geschrieben hat.«
    »Das stimmt nicht. Nein, ich habe ihn nicht angerufen. Er hat Sie angelogen. Warum sollte ich mit ihm sprechen wollen?«
    »Das ist ja interessant.« Erdmann räusperte sich. »Ich erinnere mich, dass Sie sagten, Sie glauben nicht, dass Teile des Romans nicht von Christoph Jahn stammen.«
    »Ja … Nein. Das war nur so dahergesagt. Ich meinte damit doch nur, dass ich es mir nicht vorstellen konnte.«
    »Sie haben vorgestern Abend also ganz sicher nicht mit Herrn Lorth telefoniert?«
    »Nein.«
    »Haben Sie ihn vielleicht irgendwann mal mit Herrn Jahn zusammen gesehen?«
    »Ich kenne diesen Mann nur aus Christophs Erzählungen, von denen ich ja jetzt weiß, dass selbst die noch größtenteils gelogen waren. Gesehen habe ich ihn noch nie.«
    »Und sonst fällt Ihnen auch nichts ein? Irgendetwas, das Ihnen an Jahn vielleicht merkwürdig vorkam?«
    »Nein. Außer, dass er mich belogen und betrogen hat, fällt mir nichts ein.«
    Der Stachel sitzt tief
, dachte Erdmann. »Dann entschuldigen Sie bitte, dass ich Sie so früh gestört habe.« Erdmann legte auf und wählte gleich darauf Matthiessens Nummer. Es war besetzt, aber er hatte keine Lust zu warten, also machte er sich auf den Weg zu ihrem Büro. Sie legte gerade auf, als er hereinkam. »Überraschung! Ich habe gerade mit Miriam Hansen gesprochen. Sie sagt, sie hat Lorth vorgestern Abend nicht angerufen. Sie hat überhaupt noch nie mit ihm gesprochen und ihn auch noch nie gesehen. Er hat also gelogen.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher.«
    Als Erdmann sie verwundert ansah, sagte sie: »Ebenfalls Überraschung.« Matthiessen hielt ein Blatt hoch. »Das hier ist eine Telefonliste, die die Kollegen in Nina Hartmanns Wohnung gefunden haben. Alle Teilnehmer des Spanischkurses, den sie besucht. Stand letzter Monat.«
    »Ja, und?« Erdmann ging zu ihr und warf einen Blick auf das Blatt.
    »Schau mal hier.« Die Liste bestand aus etwa zwanzig Einträgen, Matthiessen deutete auf einen Namen in der Mitte.
    Erdmann beugte sich ein Stück vor, denn die Namen waren recht klein geschrieben. Als er schließlich verstand, was Matthiessen meinte, sah er seine Kollegin überrascht an.
    »Was zum Teufel –«

XV
    Zuvor
    Die Frau, Nina, hatte viel geredet, nachdem sie aufgehört hatte zu weinen. Seltsam, dass sie den Namen behalten hatte … Nina … Sie hatte Nina nicht mehr zugehört. Nicht, dass sie weghören wollte, nein, sie
konnte
ihr nicht mehr zuhören. Egal, wie sehr sie sich auch bemühte, sie verstand nicht, was Nina sagte. Sie sah, dass sich ihr Mund bewegte, hörte Geräusche, die Worte sein mussten, aber sie konnte damit nichts anfangen, denn ihre eigene innere Stimme übertönte alles wie in einem monotonen Gebet:
Ich werde sterben. Ich habe es an ihrem Gesicht gesehen. Mein Rücken. Ich werde sterben.
    Sie hatte sich zwischenzeitlich immer wieder in sich zurückgezogen, sie hatte tief in sich bleiben wollen, in ihrem Kokon, und einfach darauf warten, dass es passierte.
Ich werde sterben.
Aber die Worte dieser Frau, Nina, hatten sie immer wieder zurückgezogen in diese unwirkliche Albtraumwelt. Irgendwann hatte Nina dann aufgehört zu reden. Das war schon lange her. Sie wusste nicht, wie lange. Aber lange.
Ich werde sterben.
Das Monster war nicht mehr zurückgekommen, seit es Nina zu ihr gebracht hatte. Würde es überhaupt nochmals zurückkommen? Vielleicht hatte es sie einfach vergessen? Was machte das für einen Unterschied?
    Ich werde sterben. Ich habe es an ihrem Gesicht gesehen. Mein Rücken. Ich werde sterben.

34
    »Was sagst du dazu?«
    Erdmanns Gedanken rasten, er versuchte, gleichzeitig alle Möglichkeiten durchzugehen, die sich plötzlich ergaben. »Dass sie uns das nicht gesagt hat …«, er deutete auf die Teilnehmerliste.
    Matthiessen nickte. »Ja, seltsam, nicht wahr? Nina Hartmann ist angerufen worden, kurz, bevor sie verschwunden ist. Überleg mal. Sie wollte nach Hause fahren, um uns dort ihre Rezension rauszusuchen. Sie wusste, wir warten auf sie. Glaubst du, sie hätte uns einfach sitzenlassen, um sich mit einem Unbekannten zu

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