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Das Skript

Das Skript

Titel: Das Skript Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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Lorths Schlafzimmer stand. »Nehmen Sie ihn mit, wir fahren schon voraus.«
    Vor dem Haus rieb Erdmann sich mit Daumen und Zeigefinger die Augen, sie brannten wie Feuer. »Glaubst du, er kippt um und erzählt uns, wo sie die Frauen versteckt haben?«
    Matthiessen zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Wir werden sehen.«
    »Ich fürchte nur, allzu viel Zeit haben wir nicht mehr.«
    »Ich weiß.« Sie sah ihn an. »Du siehst fertig aus.«
    »Das bin ich auch.«
    Sie nickte und sah zum Auto hinüber. »Okay, ich fahre.«
    »Nein, lass nur, so müde –«
    »Nun lass den Macho-Quatsch. Ich fühle mich noch recht frisch, also fahre ich. Ende.« Sie hielt ihm die offene Handfläche entgegen, und nach kurzem Zögern legte er den Schlüssel hinein und ging auf die Beifahrertür zu.
    In einem Telefonat, das er anschließend mit dem Präsidium führte, erfuhr er, dass Haare von den selbstgemachten Pinseln schon für eine DNA -Analyse ins Labor unterwegs waren, wobei er keine Sekunde daran zweifelte, dass sie von der ermordeten Frau aus Köln stammten. Die Kollegen dort waren schon informiert. Sobald das Ergebnis vorlag, würden sie sich die Frau vornehmen, die Jahns Alibi bestätigt hatte. Auf dem Beutel würde man wahrscheinlich außer Öl nichts finden können. Das Gerät, mit dem er vermutlich verschweißt worden war, hatte man in Jahns Küche entdeckt.
    Stohrmann meldete sich kurz danach bei Erdmann. Er hatte zwischenzeitlich Jahns Haus verlassen und war ebenfalls auf dem Weg ins Präsidium. Erdmann berichtete, dass Lorth dorthin gebracht wurde, und erfuhr, dass Stohrmann Dieter Kleenkamp mit einem Anruf aus dem Bett geholt und über den aktuellen Stand informiert hatte. Daraufhin hatte der sich entschlossen, gemeinsam mit seinem Chefredakteur zum Präsidium zu kommen, um die neuesten Informationen zu erhalten. Er wollte die Öffentlichkeit in die Suche nach seiner Tochter voll einbeziehen und ein Sonderblatt über die neuesten Entwicklungen herausbringen. Außerdem wollte er darin eine Belohnung von 100000  Euro ankündigen für Hinweise, die dazu führten, dass Heike gefunden wurde. Als Erdmann Matthiessen davon erzählte, zeigte sie sich wenig begeistert. »Na klasse.«
    »Was?«
    »Das ist eine Vorverurteilung Jahns, das muss Stohrmann doch klar sein. Wenn Kleenkamp in seiner Sonderausgabe schreibt, dass Jahn uns zu dem nachgebauten Keller geführt hat, in dem die Frau gefangen gehalten wurde, ist er in der Öffentlichkeit bereits schuldig, bevor er vor Gericht steht. Dann hat er keine Chance mehr auf ein –«
    »Also entschuldige mal«, unterbrach Erdmann sie unwirsch. Matthiessen warf ihm einen irritierten Blick zu. »Was redest du denn da? Vorverurteilt? Ohne Chance? Sag mal, worüber sprichst du? Es steht ja wohl ohne jeden Zweifel fest, dass Jahn dieser Irre ist. Ob er die Frauen nun allein oder mit Lorth oder mit sonst wem zusammen umgebracht und gehäutet hat, sei dahingestellt, aber er ist in jedem Fall einer der Täter.«
    »Ich mag es nicht, wenn man mir mitten im Satz ins Wort fällt.« Sie hielt den Blick auf den Verkehr gerichtet. »Und ich mag es erst recht nicht, von einem Kollegen verbal so angegangen zu werden.«
    »Entschuldige, aber das kann doch nicht dein Ernst sein. Ich finde Kleenkamps Idee gut, weil sie zumindest die Chance bietet, einen Hinweis zu bekommen. Ich glaube nicht, dass Lorth irgendetwas zugeben wird, selbst wenn Jahns Haushälterin ihn einwandfrei identifiziert. Dem ist es doch egal, ob die beiden Frauen dabei draufgehen, das war sowieso von Anfang an geplant. Deshalb sollten wir dankbar sein für jede kleinste Chance. Und dabei ist es mir relativ egal, was die Öffentlichkeit über diesen Geisteskranken denkt, zumal es mit ziemlicher Sicherheit zutreffend ist.«
    Matthiessen sagte nichts mehr dazu, was Erdmann ganz recht war. Er ließ den Kopf gegen die Nackenstütze sinken und drehte ihn dann so weit nach rechts, dass er aus dem Fenster sehen konnte. Sie hatten die Innenstadt erreicht. In einer Großstadt wie Hamburg hatte die Dunkelheit kaum eine Chance. Aus dem Zentrum wurde sie nicht nur von der Straßenbeleuchtung verjagt, sondern auch von den Schaufenstern und Transparenten, die da draußen vorbeirauschten und Ordnung vorgaukelten, Lebendigkeit und Lebensfreude mit ihren knalligen Farben.
    Irgendwo, wahrscheinlich in einer der Gegenden außerhalb, in denen die Dunkelheit sich austoben konnte und alles unter einer schwarzen Decke erstickte, waren zwei junge Frauen

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