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Das Skript

Das Skript

Titel: Das Skript Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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Beamten mit einer Fotokamera Instruktionen, aus welcher Position heraus er weitere Fotos machen solle.
    Die Frau lag auf dem Bauch, der Kopf ruhte auf der rechten Wange im Schlamm. Einzelne nasse Strähnen ihrer schmutzverklebten, hellen Haare lagen über ihrem Gesicht. Ihr Rücken sah fürchterlich aus, er ähnelte dem der Toten vom Samstag. Auch hier waren die freiliegenden Muskeln und das rohe Fleisch gespickt mit Schmutz, Blättern und Moos, aber durch den nassen Glanz wirkte der Anblick noch abscheulicher. Offenbar hatte der Täter sie achtlos auf den Rücken geworfen, als er sie ablud. Erdmann machte einen Schritt zur Seite und ging neben ihrem Kopf in die Hocke. Dass er dabei nass wurde, störte ihn nicht. Die wulstigen, in ihre Stirn geritzten Zahlen waren ebenso wenig zu übersehen wie die dunkle, blutverkrustete Wunde, die wie ein Ring um ihren Hals verlief. Erdmann betrachtete beides eine Weile und richtete sich wieder auf. »Sie ist für die Kapitel drei und vier gedacht.« Matthiessen begutachtete den morastigen Boden in unmittelbarer Nähe der Leiche. »Ja, genau so ist es auch im Buch. Mensch, Stephan –«
    »Was?«
    »Was glaubst du, wie viele
Seiten
lassen sich aus dem Hautstück machen, das da fehlt?«
    Er betrachtete die riesige, glänzende Wunde. »Hm … ich weiß nicht, vielleicht zehn?«
    »Nehmen wir mal an, es sind zehn. Das Skript hat an die 360 Seiten.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Wir müssen diesen Irren stoppen, und zwar –«
    Erdmann war dieses Stocken mitten im Satz und die Art, wie Matthiessens Körper sich dabei versteifte, mittlerweile schon vertraut. Ihr Telefon vibrierte. Mit einem Griff hatte sie es in der Hand. Das Gespräch dauerte nur eine Minute, in der Erdmann vergeblich versuchte, aus den einzelnen Satzfetzen zu schließen, um was es ging. »Komm mit«, sagte sie knapp, als sie aufgelegt hatte, und stapfte zu Stohrmann hinüber. Erdmann fiel auf, dass ihr Gesicht einen seltsam starren, fast verbissenen Ausdruck angenommen hatte. Er folgte ihr zu Stohrmann, der sie mit einem Blick bedachte, als sei sie ein lästiges Insekt.
    »Einer der Kollegen in Nina Hartmanns Wohnung hat sich gerade gemeldet. Jemand hat eben die Wohnung betreten, und zwar mit einem Schlüssel. Sie haben gewartet, bis er in der Wohnung war, und ihn dann überwältigt. Es ist Christian Zender.«
    »Zender?«, blaffte Stohrmann. »Ist das nicht dieser Jurastudent? Ein Freund von ihr?«
    »Ja. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie ihm einen Schlüssel ihrer Wohnung gegeben hat. Jedenfalls nicht freiwillig.«
    »Aha. Und was schließen Sie daraus?«
    »Das weiß ich noch nicht.«
    »Ja, das dachte ich mir.«
    Erdmann holte tief Luft und wollte Stohrmann eine passende Antwort geben, doch Matthiessen legte ihm die Hand auf den Unterarm und drückte leicht zu. »Ich lasse ihn ins Präsidium bringen. Dort werden wir uns mit ihm unterhalten.«
    Stohrmann machte eine fahrige Handbewegung: »Ja, fahren Sie. Ich bleibe dann hier im Dreck und kümmere mich um alles. Ich möchte sofort erfahren, was die Befragung des Kerls ergeben hat, verstanden?«
    Ohne weiteren Kommentar gingen sie zum Wagen, und nachdem sie es geschafft hatten, die matschigen Stiefel auszuziehen und hinter den Sitzen zu verstauen, machten sie sich auf den Weg.
     
    Christian Zender saß, von zwei Beamten bewacht, in einem leeren Büro in unmittelbarer Nähe des Einsatzraumes, das kurzerhand zum Verhörzimmer umfunktioniert worden war. Anders als bei ihren letzten Treffen aber hielt er sich mit provokanten Kommentaren zurück, als er sie sah. Allerdings konnte er sich trotz seiner Situation den Anflug eines Grinsens nicht verkneifen, als Matthiessen sich schräg vor ihn setzte und ihn ernst ansah. »Was haben Sie in Nina Hartmanns Wohnung gesucht, Herr Zender? Und woher haben Sie den Schlüssel?«
    »Guten Morgen, Frau Hauptkommissarin. Na ja, wir waren zwar die halbe Nacht unterwegs und haben überall nach Nini gesucht, aber ich bin trotzdem ziemlich früh aufgewacht und konnte nicht mehr einschlafen. Ich mache mir ziemliche Sorgen um sie, und da dachte ich mir, ich schaue mal nach, ob ich vielleicht in ihrer Wohnung was finden kann, das uns weiterhilft. Frei nach dem Motto: Carpe diem. Jedenfalls schien mir das eine bessere Idee zu sein, als hellwach auf der Couch zu liegen und meinem Freund nebenan beim Schnarchen zuzuhören.«
    »Sie haben also einen Schlüssel zu Frau Hartmanns Wohnung.«
    »Ähm … ja, den hat Nini mir mal gegeben.

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