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Das spaete Gestaendnis des Tristan Sadler

Das spaete Gestaendnis des Tristan Sadler

Titel: Das spaete Gestaendnis des Tristan Sadler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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stellte. Tatsache war, je länger ich sie ermutigte, desto geringer war die Chance, dass sie mir den Laufpass gab und sich meinen Freund angelte.
    Mein sechzehnter Geburtstag kam näher, und die Situation spitzte sich immer mehr zu. Ich war mir über meine Gefühle für Peter mittlerweile klar geworden – ich hatte sie als das erkannt, was sie waren –, und meine Unfähigkeit, sie in Worte zu fassen oder entsprechend zu handeln, vergrößerten sie nur noch. Nachts lag ich zusammengerollt im Bett, erlaubte mir die grellsten Fantasien und versuchte, sie gleichzeitig verzweifelt loszuwerden, aus reiner Angst vor dem, was sie bedeuteten. Der Sommer zeigte sein Gesicht, und Peter und ich zogen auf die Inseln hinter der Kew Bridge. Ich sorgte dafür, dass wir viel herumkasperten, um so ein körperliches Band zwischen uns zu schaffen, war im Moment der größten Erregung aber stets gezwungen, mich zurückzuziehen, weil ich Angst hatte, durchschaut zu werden.
    Und so erlaubte ich Sylvia, mich unter der Kastanie zu küssen, und versuchte mir einzureden, dass es das war, was ich wollte.
    »Hat es dir gefallen?«, fragte sie, als sie sich zurücklehnte, halb trunken von der Vorstellung, ein so begehrenswertes Mädchen zu sein.
    »Sehr«, log ich.
    »Möchtest du es noch einmal tun?«
    »Vielleicht später. Hier können uns doch alle sehen.«
    »Und wenn? Was macht das schon?«
    »Vielleicht später«, sagte ich wieder.
    Ich sah, dass das nicht die Antwort war, die sie erwartete, und meine anhaltende Gleichgültigkeit, meine klare Weigerung, mich von ihr verführen zu lassen, brachte ihren Feldzug schließlich zum Zusammenbruch. Sie schüttelte den Kopf, als wollte sie mich ein für alle Mal daraus vertreiben.
    »Ich gehe dann nach Hause.« Sie stand auf und ging ohne mich zurück, um mir meine Blamage klar vor Augen zu führen. Ich hatte ihre Gunst verspielt, und es störte mich nicht im Geringsten. Zieh wieder weg , dachte ich. Zieh dahin zurück, woher du gekommen bist. Zieh zu deiner Tante nach Paris, wenn du willst. Nur lass uns alle in Frieden .
    Und einen Tag oder zwei später kam Peter völlig aufgekratzt zu mir.
    »Ich muss dich etwas fragen, Tristan«, sagte er, biss sich auf die Lippe und gab sich Mühe, seinen Überschwang im Zaum zu halten. »Du gibst mir eine klare Antwort, versprochen?«
    »Versprochen«, sagte ich.
    »Zwischen dir und Sylvia … Zwischen euch ist doch nichts, oder?«
    Ich seufzte und schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte ich. »Wie oft muss ich dir das noch sagen?«
    »Also, ich muss das fragen.« Er vermochte sein Lächeln und die Neuigkeit nicht länger zurückzuhalten. »Hör zu, die Sache ist die, dass sie und ich, nun, wir sind ein Paar, Tristan. Es ist entschieden.«
    Ich weiß noch, wie ich aufstand. Links von mir stand ein kleiner Tisch, auf den mir meine Mutter vorm Schlafengehen eine Schüssel und einen Krug Wasser stellte, zum Waschen morgens. Instinktiv griff meine Hand nach der Tischplatte, weil ich Angst hatte, die Beine könnten mir meinen Dienst versagen.
    »Tatsächlich?«, fragte ich und starrte ihn an. »Schön für dich.«
    Ich redete mir ein, dass es nichts zu bedeuten hätte und er früher oder später eine idiotische Bemerkung machen würde, über die sie so verärgert wäre, dass sie ihn verlassen würde – aber nein, das war unmöglich, begriff ich, denn wer, der bei Verstand war, würde sich Peters Gefühle sichern und sie dann in den Wind schießen? Nein, sie würde ihn mit einem anderen betrügen, und dann servierte er sie ab, kam zu mir zurück, stimmte mir zu, dass Mädchen ein übler Haufen waren, und nichts würde uns mehr trennen können.
    Natürlich kam es nicht so. Etwas viel Wahrscheinlicheres, eine richtige Liebesgeschichte entfaltete sich vor meinen Augen, und es tat weh, das mit ansehen zu müssen. Und so beging ich meinen großen Fehler, der mich binnen weniger Stunden aus der Schule, aus meinem Zuhause und meiner Familie katapultierte und aus dem Leben, so wie ich es bisher gekannt hatte.
    Es war ein Schultag, ein Donnerstag, und ich war mit Peter in unserer Klasse. Wir waren allein, was kaum noch vorkam, da Sylvia jetzt fast immer an seiner Seite war oder, was es besser trifft, er an ihrer. Er erzählte mir vom Abend zuvor, dass er und Sylvia am Fluss spazieren gegangen seien. Es sei niemand in der Nähe gewesen, der sie hätte erwischen können, und so habe sie ihm erlaubt, die Hand auf den weichen Baumwollstoff ihrer Bluse zu legen. Um sie »zu

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