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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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und sie mit Tierexkrementen vollgestopft. Häufiger fanden die Polizisten Fälle von sexueller Schändung. Wenn es darum ging, Goldzähne, Juwelen und Gliedmaßen zu stehlen, behandelte er alle gleich, aber wenn er Sexualorgane mitnahm – oder Geschlechtsverkehr mit den Toten hatte – hielt er sich ausschließlich an die Herren der Schöpfung.
    Das könnte mein Glück gewesen sein.
    Ich habe in dem Monat nach meiner Flucht aus dem Sommerhaus eine Menge darüber gelernt, wie ländliche Polizeireviere arbeiten, aber verglichen mit dem, was ich während der letzten Woche herausgefunden habe, ist das gar nichts. Am überraschendsten ist, wie taktvoll und diskret Kleinstadtpolizisten sein können. Ich glaube, wenn man jeden in seinem Revier beim Vornamen kennt und mit vielen verwandt ist, wird Diskretion fast so natürlich wie das Atmen.
    Wie sie meinen Fall behandelt haben, ist ein Beispiel für diese seltsame, gebildete Diskretion; wie sie den Fall Joubert behandelt haben, ein anderes. Vergiss nicht, die Ermittlungen dauerten sieben Jahre, und bis zum Ende waren eine Menge Leute darin verwickelt – zwei Departments der State Police, vier Sheriffs des County, einunddreißig Deputies und weiß Gott wie viele örtliche Bullen und Constables. Er rangierte an erster Stelle ihrer ungeklärten Fälle, und 1989 hatten sie ihm sogar einen Namen gegeben – Rudolph, wie Valentino. Sie unterhielten sich über Rudolph, wenn sie wegen anderer Fälle vor Gericht aussagen mussten, sie verglichen Unterlagen über Rudolph bei Polizeiseminaren in Augusta und Derry und Waterville, er war das Gesprächsthema ihrer Kaffeepausen. »Und wir haben uns zu Hause darüber unterhalten«, sagte einer der Polizisten zu Brandon – derselbe, der ihm von den Nasen erzählt hatte. »Darauf können Sie Gift nehmen. Typen wie wir unterhalten sich immer daheim über Typen wie Rudolph. Man lässt sich die letzten Neuigkeiten beim Grillen im Garten schildern, schwatzt vielleicht mit einem Kumpel aus einer anderen Abteilung darüber, während man den Kindern beim Baseballspiel der Little League zusieht. Weil man nie weiß, wann man etwas in einem neuen Licht sieht und das große Los zieht.« Aber jetzt kommt der erstaunliche Teil (und Du bist mir wahrscheinlich weit voraus … das heißt, wenn Du nicht gerade im Bad bist und deine Kekse kübelst): Die Polizisten wussten all die Jahre, dass sie es mit einem echten Monster zu tun hatten – sogar einem Ghul -, der sich im westlichen Teil des Bundesstaats herumtrieb, und die Geschichte kam erst in die Presse, als Joubert gefasst wurde! Ich finde das in gewisser Weise unheimlich und ein bisschen beängstigend, aber im größeren Maßstab finde ich es herrlich. Ich schätze, in vielen Großstädten steht es nicht besonders gut um den Kampf gegen das Verbrechen, aber hier draußen, am Arsch der Welt, scheint alles noch prima zu klappen.
    Man könnte natürlich sagen, dass einiges besser werden müsste, wenn es sieben Jahre dauert, einen Irren wie Joubert zu fassen, aber das hat mir Brandon eilfertig erklärt. Er hat mir erklärt, dass der Leichenfledderer (diesen Ausdruck hat er tatsächlich benutzt) sein Unwesen ausschließlich in winzigen Nestern trieb, wo Etatknappheit die Polizei dazu zwang, sich nur mit den schwerwiegendsten Fällen zu befassen … was bedeutet mit Verbrechen an den Lebenden statt an den Toten. Die Polizisten sagen, dass mindestens zwei Banden Autodiebe und vier Geldwäschereien in der Westhälfte des Staates operieren, und das sind nur die, von denen wir wissen. Dann kommen die Mörder, Männer, die ihre Frauen schlagen, Diebe und Verkehrssünder und natürlich Betrunkene. Und vor allem das gute alte Haschuhaschischindentaschen. Es wird gekauft, es wird verkauft, es wird angebaut, und Menschen bringen sich dafür um oder verletzen sich. Laut Brandon benutzt der Polizeichef in Norway das Wort Kokain nicht einmal mehr – er nennt es Pulverscheiße, und in seinen Berichten nennt er es Pulvers*****e. Ich habe verstanden, was er sagen wollte. Wenn man Polizist in einer Kleinstadt ist und versucht, der ganzen Bande mit einem vier Jahre alten Plymouth-Streifenwagen Herr zu werden, der jedes Mal auseinanderzufallen droht, wenn man ihn über siebzig Meilen peitscht, setzt man sich ziemlich schnell Prioritäten, und ein Typ, der gern mit Toten herummacht, steht bestimmt nicht ganz oben auf der Liste.
    Ich hörte mir alles aufmerksam an und stimmte zu, aber nicht in allem. »Manches scheint wahr zu

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