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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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sorry, Mann, aber das hört sich für mich inzwischen so an, als ob du auf der Party zu viel von den Mixgetränken erwischt hättest.«
    »Sie war da!« Robert sprang auf. »Und ich hab keinen Tropfen getrunken!«
    Benjamin ließ die Kamera sinken. »Wenn ich diesen kleinen Disput hier mal beenden dürfte«, sagte er und grinste. »Ich stand auch auf dem Steg und hab den Solomon-Felsen direkt vor der Linse gehabt. Und ein Mädchen mit blauen Haaren – glaubt mir, das wäre mir mit Sicherheit aufgefallen.«
    Robert wollte etwas erwidern, doch dann schüttelte er verzweifelt den Kopf.
    »Müssen wir nicht das College informieren? Ich meine, was, wenn Robert doch recht hat?« Rose runzelte die Stirn.
    Benjamin kniff die Augen zusammen. Seine sonst so humorvolle Miene wirkte plötzlich verkniffen. »Heißt das etwa, du willst zur Collegeleitung rennen und petzen, wo wir waren?«, knurrte er. »Schon vergessen, dass das Bootshaus im Sperrbezirk liegt? Wenn wir zugeben, dass wir dort Party gemacht haben, dann sind nicht nur Alex, Isabel und die anderen dran, sondern auch wir.«
    »Ich kann nicht fassen, dass ich tatsächlich über diesen Zaun geklettert bin! Und dass ich mit auf dieser Party war!« Debbies Stimme klang schrill vor Panik.
    Dabei hat ausgerechnet sie sich als totales Partygirl verhalten, schoss es Julia durch den Kopf.
    Draußen rollte leise verhallend Donner durch das Tal.
    Chris hob die Schultern. »Benjamin hat ausnahmsweise mal nicht unrecht. Leute, das kann unter Umständen bedeuten, dass wir vom College fliegen, kaum, dass wir hier angefangen haben. Außerdem – ihr habt Ben ja gehört – er hat den Felsen die ganze Zeit vor der Kamera gehabt. Ich glaub’ jedenfalls nicht an dieses ominöse Mädchen!«
    Benjamin nickte und klopfte auf seine Kamera. »Wer den Beweis braucht: alles hier drin. Digital und in Farbe. Wir können es uns jederzeit ansehen.« Er grinste Robert spöttisch an. »Also Rob – wir haben nichts dagegen, wenn du losrennst und deine Geschichte dem Dekan erzählst! Dann erklärt er dich für verrückt und steckt dich in die Klapsmühle, wo sie dich mit Medikamenten vollstopfen. Dann bist du den ganzen Tag high!«
    Schluss, dachte Julia, Schluss damit. Sie müssen aufhören, Robert zu quälen. Doch sie schaffte es nicht, Benjamin zu unterbrechen, der nun durchs Zimmer schwankte und die Augen verdrehte, als sei er auf Speed. »Total high«, murmelte er. »Kostenlos!«
    »Robert«, begann sie langsam. »Du weißt doch, dass du manchmal …«
    Ihr Bruder sah sie flehentlich an. Sein Blick bat um ihren Beistand. Sie musste ihm glauben, sein Selbstvertrauen stärken, ihm Sicherheit geben. Aber Tatsache war – Julia konnte ihm nicht glauben. Außerdem hatte sie kein Verlangen nach Fragen, dummen Kommentaren und schon gar nicht wollte sie mit dem Dekan reden.
    Robert las all dies in ihren Augen, das wusste sie. Julia hatte keine Ahnung, wie er das machte, aber ihr Bruder verfügte über die Fähigkeit, Gedanken zu sehen und verborgene Gefühle zu erkennen, konnte ein Unglück vorhersagen, ahnte den Tod, noch bevor er vor der Tür stand.
    Sie hatte es schon einmal erlebt.
    Und fürchtete sich davor.
    »Okay, wir sollten eine Entscheidung treffen.« Es war Chris, der sich jetzt wieder einmischte. »Wer von euch glaubt, dass Robert ein Mädchen mit blauen Haaren in den See hat springen sehen? Und wer ist dafür, dass wir zur Collegeleitung gehen?«
    »Niemand glaubt ihm. Und niemand geht zum Dean.«
    Alle fuhren herum. Alex stand in der Tür. Sein Gesicht war leichenblass, dafür klang seine Stimme umso bestimmter. Julia hatte keine Ahnung, wie lange er dort schon stand und zuhörte.
    Er musterte sie einen nach dem anderen, dann trat er vor und legte Robert die Hand auf die Schulter. »Jetzt pass mal auf, Rob«, sagte er. »Seit du hier bist, benimmst du dich ziemlich merkwürdig. Und mir ist scheißegal, ob du dir das Ganze nur mit Absicht eingebildet hast, um dich wichtig zu machen, oder ob du einfach nur einen totalen Blackout hattest. Die Wahrheit ist, du hast dein Leben und das von David aufs Spiel gesetzt für irgendwelche Halluzinationen. Und wenn jemand jetzt zur Collegeleitung geht, hängen wir alle mit drin, nur weil du durchdrehst.« Er zog seine Hand zurück und blickte in die Runde. »Aber so läuft das nicht – nicht hier im Tal. Wir Studenten am Grace halten zusammen, egal, was geschieht. Das ist die erste Lektion, die ihr als Freshmen lernen müsst.« Sein sonst so

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