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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Mann, der von einer Klippe stürzt. Chert war so fix und fertig, dass er nichts mehr tun konnte, als Opalia ins Dunkel des Schlafzimmers zu folgen.

    Schwester Utta hatte gerade die letzte Kerze angezündet und das ›Stundengebet des Zurückweisens‹ zu flüstern begonnen, als sie das Mädchen bemerkte.
    Beinah hätte sie den Faden verloren, doch da sie die Zorienrituale fast ihr Leben lang ausgeübt hatte, formte ihre Zunge weiter die kaum hörbaren Worte, während sie das Kind beobachtete, das, die Kapuze gegen die Kälte hochgeschlagen, geduldig im Vorraum stand.
    »So wie Du Deine Jungfräulichkeit keinem Manne hingabst, werde ich Dir die meine weihen.«
    Wie lange stand das Kind schon dort?
    »So wie sich Deine Zunge nie für falsche Lobpreisungen hergab, werde ich nur Worte aussprechen, die Du billigst.
    So wie Du nackt durch die Dunkelheit gingst, um zum Haus Deines Vaters zurückzukehren, werde ich meinen Weg ohne Furcht gehen, solange ich Dir treu bin.«
    Ah, jetzt erkenne ich sie. Es ist die junge Eilis, Herzogin Merolannas Dienerin. Sie ist blass. Es wird wohl noch lange dauern, bis die Frühlingssonne kommt, wenn das Wetter weiter so bleibt.
    »Und so wie Du am Ende in das reiche Haus Deines Vaters zurückkehrtest, werde ich, mit Deiner Hilfe und Deinem Geleit, den Weg ins gesegnete Reich der Götter finden.«
    Sie küsste ihre Handfläche und sah kurz zu dem hohen Fenster hinauf, dessen leuchtende Farben heute durch das graue Wetter getrübt waren. Das Antlitz ihrer barmherzigen Herrin blickte auf sie herab und erinnerte sie daran, dass Zoriens Gnade unerschöpflich war, aber Schwester Utta wurde das Gefühl nicht los, dass sie die Göttin irgendwie enttäuscht hatte.
    Warum hat mir das Gebet keinen Frieden gebracht? Ist es meine Schuld, weil ich mit aufgewühltem Herzen vor Deinen Schrein getreten bin, süße Zoria?
    Es kam keine Antwort. Manchmal hörte Utta an Tagen tiefer Traurigkeit oder Verwirrung die Stimme der Göttin so nah wie ihren eigenen Herzschlag, aber heute schien die Perinstochter weit weg zu sein, selbst das bunte Glasfenster war stumpf und matt, und die Vögel, die die jungfräuliche Göttin umgaben, flogen nicht, sondern hingen nur schwer und traurig in der Luft.
    Utta holte Atem und wandte sich dem Mädchen in dem dicken Wollumhang zu. »Wartest du auf mich?«
    Das Kind nickte hilflos, als ob es bei etwas Verbotenem ertappt worden wäre. Nach einem Moment ängstlicher Verwirrung griff die Kleine in ihren Umhang und zog einen Brief mit dem Siegel der Herzoginwitwe hervor. Utta nahm ihn und bemerkte erstaunt und betrübt, dass das Mädchen die Hand nach der Übergabe sofort zurückzog, als ob es befürchtete, sich eine ansteckende Krankheit zu holen.
    Was soll das?,
fragte sich Utta.
Bin ich wieder Gegenstand übler Gerüchte?
Sie seufzte lautlos.
    »Wünscht sie sofort Antwort, oder soll ich ihr später einen Brief schicken?«
    »Sie ... sie möchte, dass Ihr ihn lest und dann mit mir kommt.«
    Utta musste einen weiteren Seufzer unterdrücken. Sie hatte viel zu tun — das Heiligtum musste dringend ausgefegt werden. Der große Napf auf dem Dach musste aufgefüllt werden, damit die Vögel Futter hatten, was ein stufenreicher Weg war, und sie musste auch noch Briefe schreiben. Eine der anderen Zorienschwestern, die Älteste der Schwesternschaft auf der Burg, war krank und hatte mit ziemlicher Sicherheit nicht mehr lange zu leben, und es gab Angehörige, die es zu benachrichtigen galt, für den Fall — und sei er noch so unwahrscheinlich dass sie sie in ihren letzten Tagen noch einmal sehen wollten. Dennoch, es war unmöglich, der Bitte der Herzogin nicht nachzukommen, schon gar nicht in einer Zeit, da die Burg von solchen Veränderungen erschüttert wurde und der Zorienschrein kaum noch Beschützer hatte. Hendon Tolly behandelte Utta und die anderen Zorienschwestern mit offener Verachtung. Er nannte sie ›Termiten‹ und machte keinen Hehl aus seiner Meinung, dass der Schrein in diesem Palast nur Raum einnahm, der besser für die Unterbringung seiner Verwandten und Gefolgsleute genutzt werden konnte. Nein, Utta musste sich Merolannas Gunst erhalten: Die Herzoginwitwe war eine der wenigen Verbündeten, die der Schwesternschaft noch blieben.
    Aber vielleicht war die Herzogin ja auch krank. Sorge presste Utta das Herz zusammen. Bei all ihrer Verschiedenheit mochte sie diese Frau, und es gab derzeit auf der Burg nicht viele Menschen, mit denen sie irgendwelche Gemeinsamkeiten

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