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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
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aufgebrochen bin.
    Wo wir gerade beim Sommerturm sind, will ich Dir noch etwas anderes sagen, und dies ist ausschließlich für Deine Augen bestimmt. Falls Du diesen Brief Briony und Barrick vorliest, dann NICHT diesen Teil
    Wenn der Tag kommen sollte, an dem Du ohne jeden Zweifel weißt, dass ich tot bin, dann gibt es da etwas, das Du sehen musst. Es liegt im Sommerturm, in meinem Bibliotheksschreibtisch — ein Buch, in glattes schwarzes Leinen gebunden, Deckel und Buchrücken unbeschriftet. Der Schreibtisch ist abgeschlossen, und der Schlüssel liegt in einem kleinen Geheimfach an der Seite des Schreibtischs, unter dem geschnitzten Kopf des Eddon-Wolfes. Aber ich bitte Dich, ja, ich befehle Dir sogar, jetzt, da ich noch Dein Vater und Gebieter bin, rühre das Buch nicht an, ehe nicht der Zeitpunkt da ist, da Du die unleugbare Gewissheit hast, dass ich nicht mehr zu euch zurückkehren werde.
    Das wäre dazu zunächst alles oder fast alles. Wenn Du irgendetwas aus diesem Buch unbedingt jemandem mitteilen musst, tapferer Sohn, so verschone Deinen Bruder und Deine Schwester und traue niemandem außer Shaso, er ist der Einzige unter meinen Ratgebern, der durch Verrat nichts zu gewinnen und alles zu verlieren hat. Für ihn würde mein Sturz oder der meiner Erben Exil, Armut und vielleicht sogar den Tod bedeuten, deshalb denke ich, Du könntest ihn ins Vertrauen ziehen, aber nur dann, wenn Du keine Möglichkeit siehst, die Last allein zu tragen.
    Genug dieses unersprießlichen Themas. Ich vertraue weiterhin darauf, dass ich gesund und wohlbehalten zu euch zurückkehren werde — Ludis will glänzendes Gold oder schlimmstenfalls eine lebendige Braut, aber keinen toten König. In den Stunden und Tagen bis dahin sieh bitte zu, dass die Burg gesichert wird. Es gibt immer noch zu viele Stellen, wo wir verwundbar sind, und die Nachlässigkeit aus Friedenszeiten kann schnell zu etwas werden, das man ewig bereut. Sage Brone ferner, dass die Stollen unter der Burg seit hundert Jahren nicht mehr kontrolliert wurden, während die Funderlinge in dieser Zeit dort wie Maulwürfe weitergegraben haben, und dass es so viele Löcher in so vielen Kellern ...
    »Und. da ist Schluss«, sagte Utta. »Bis auf einen merkwürdigen Zusatz auf dem Seitenrand, in einer ganz anderen Schrift.«
    »Das konnte ich nicht erkennen — lest es mir vor«, verlangte Merolanna.
    Die Zorienschwester kniff wieder die Augen zusammen und versuchte, den Zusatz zu entziffern. Er war in einer altmodisch aussehenden Handschrift hingekritzelt, viel kleiner und unbeholfener als die Schrift des Königs und um die Ecken herum auf die schmalen Ränder des Briefes gequetscht, aber die Tinte wirkte noch ziemlich frisch.
    Wenn Ihr Weitres zu wissen begehrt, würden wir mit Euch sprechen. Sagt einfach nur JA, und wir werden es hören, welcher Weis auch immer.
    Utta sah die Herzogin verdutzt an. »Ich habe keine Ahnung, was das bedeutet.«
    »Ich auch nicht. Ich verstehe nichts von alldem. Aber für den Fall, dass jemand zuhört, werde ich es sagen.
Ja!«
Sie schrie das Wort schon fast. »Dal Wenn das nicht Wahnsinn ist! Ich spreche mit Geistern. Es wäre nicht das erste Mal in diesem verfluchten Jahr.«
    Utta sagte gar nichts. Sie blickte sich im Zimmer um und versuchte, irgendeine Stelle ausfindig zu machen, wo sich jemand verstecken könnte, um sie zu belauschen. Das Gemach hatte keine Fenster, und da der Wohnbereich der Herzogin im obersten Stockwerk des Palastes lag, war über ihnen nichts als das Dach. Konnte jemand dort oben sein, dicht beim schmalen Kaminabzug des Schlafgemaches liegen und lauschen? Aber sie würden es doch wohl hören, wenn sich jemand dort oben umherbewegte, oder die Wachen würden den Spion erspähen.
    Die beiden Frauen saßen noch eine ganze Weile still beisammen und warteten, ob irgendetwas daraus resultieren würde, dass Merolanna auf dieses seltsame Anerbieten eingegangen war, aber schließlich erhob sich die Herzogin unsicher. »Was auch immer geschehen mag, ich kann Euch nicht gut den ganzen Tag hier festhalten, obwohl es mir ein Trost ist, Euch zu sehen, Schwester Utta. Ich vertraue nicht vielen in meiner Umgebung und keinem von all denen, die zu den Tollys übergelaufen sind — diese schändlichen Verräter!«
    »Bitte, Euer Gnaden, nicht so laut, nicht einmal in Euren eigenen Gemächern.«
    »Glaubt Ihr etwa, dass sie mich vor Gericht zerren und hinrichten würden?« Merolanna lachte auf eine Art, die fast schon vergnügt klang. »Ah,

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