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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
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Körper wirkte irgendwie völlig
verkehrt,
an Stellen geknickt und gefaltet, wo es normale Knochen nicht zuließen. Er hatte einen langen, knochigen Schädel, der vorn und hinten hervorstand, und harte, lederartige Haut, die die nichtmenschliche Gestalt nur noch hervorhob. Die Arme der toten Kreatur waren lang und mochten ein zusätzliches Gelenk haben — schwer zu sagen wegen der Dunkelheit, aber auch, weil Gyirs Klinge so gewütet hatte. Dennoch, das Verstörendste war der Kopf, vor allem die lange, knöcherne, schnabelähnliche Schnauze, und obwohl die Stirn der toten Kreatur fast menschenartig war, hätten die tiefliegenden Augen einer Eidechse gehören können.
    Die Kleidung, die das Wesen trug, war ebenfalls ein Schock. Allein schon die Tatsache, dass dieses Monster überhaupt etwas anhatte — erst recht aber eine komplette Kampfrüstung, ein speckiges Lederwams unter einem Kettenpanzer —, reichte aus, dass Vansens Magen rebellierte und ihm ein saurer Geschmack in den Rachen stieg.
    Eine zweite schnabelgesichtige Leiche lag ein paar Fuß weiter, der knochige Schädel fast entzweigespalten, die krallenbewehrten, blutigen Hände noch immer abwehrend erhoben.
    »Bei Perins Hammer, was sind das für ... Kreaturen?«, fragte Vansen. »Waren sie hinter uns her?«
    »Ich weiß es nicht, aber Gyir sagt, dass es Langschädel sind«, erklärte Barrick. »Das ist einer der Gründe, warum er so wütend ist. Er leidet noch immer unter den Wunden, die ihm die Folger zugefügt haben, sagt er, sonst hätte er alle drei erwischt.«
    »Langschädel, ja«, ächzte Skurn mit pfeifendem Atem. »Und keine gewöhnlichen, wilden Langschädel, diese da. Sie gehören jemandem, ganz bestimmt — das sieht unsereins doch an ihrer Kleidung.«
    Gyir bückte sich und drehte den hässlichen Kopf der toten Kreatur mit seiner Schwertklinge, sodass ein eingebranntes Mal in seinem Gesicht erkennbar wurde — ein Brandzeichen, mehrere überlappende, keilförmige Narben wie verstreute Dornen.
    »Kituyik«,
sagte Barrick langsam. »Ich glaube, so würde es Gyir aussprechen.«
    Der Rabe krächzte entsetzt. »Kettenjack? Dieselben gehören Kettenjack?« Er flatterte unbeholfen auf Vansens Schulter und brachte ihn dabei fast aus dem Gleichgewicht. »Wir müssen weg hier, so schnell und so weit, wie's geht, Herr. Nichts wie weg.«
    »Der, vom dem Ihr gesprochen habt?« Vansen blickte von dem schweigenden Gyir zu Barrick. »Ich dachte, wir hätten sein Territorium hinter uns gelassen!«
    Der Prinz antwortete nicht sofort. »Gyir sagt, dass wir von jetzt an abwechselnd Wache halten werden, wenn wir lagern«, sagte er schließlich. »Und dass wir unsere Waffen bereithalten müssen.«

    Die Straße war immer noch überwuchert und die meiste Zeit wegen dichter Kolonien seltsamer Pflanzen oder durch Wurzeln und Überschwemmungen hervorgerufener Schäden nur zu erahnen, aber der Wald begann sich zu lichten: Fetzen grauen Himmels erschienen am Horizont, zwischen den Baumstämmen gespannt wie die ältesten und dreckigsten Betttücher der Welt. Selbst der Regen schwächte sich zu einem sanften Nieseln ab, aber bei Barrick blieb die Erleichterung aus.
    Wovor fliehen wir?,
fragte er Gyir.
Doch nicht vor diesen knöchernen Wesen?
    Seid vorsichtig.
Der Elbe streckte eine blasse Hand aus und zeigte auf eine Stelle gerade vor ihnen, wo der Weg unter herabgestürzten Steinen und Strauchwerk verschwand. Barrick hielt an, und das unheimliche Pferd, das ›Libelle‹ hieß, ging im Schritt um die blockierte Stelle herum, ehe es wieder antrabte.
    Wovor fliehen wir?,
fragte Barrick wieder.
    Vor dem Tod. Wenn nicht Schlimmerem. Einer der Langschädel ist entkommen.
Eine Welle von Ärger unterlegte die Gedanken des Elben, so deutlich wahrnehmbar wie ein starker Geruch.
    Aber Ihr habt doch allein schon zwei von ihnen getötet. Vansen ist Soldat, und ich kann auch kämpfen. Da haben wir vor dem einen, der entwischt ist, doch wohl nichts zu fürchten?
    Sie jagen nicht allein und auch nicht in bloßen Dreierrudeln, Sonnländer.
Gyir schien eine Wut im Zaum zu halten, die, einmal freigelassen, nicht wieder einzufangen wäre.
Sie sind feige. Sie bewegen sich gern in größerer Gesellschaft.
    Sie jagen?
    In Kituyiks Diensten sind sie Sklavenfänger oder Ernteeinbringer. Wie auch immer es sich mit diesen dreien verhalten mag, sie waren in jedem Fall auf der Jagd. Als Späher eines größeren Trupps — das weiß ich so sicher, wie ich weiß, dass die Weiße Wurzelknolle über uns

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