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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
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den Verstand verloren?«
    »Gyir ist wütend, weil der Rabe die Geräusche vor ihm gehört hat«, sagte Barrick ruhig. »Er macht sich Vorwürfe.«
    »Aber warum sollte ...« Vansen kam nicht dazu, seine Frage zu Ende zu führen. Von weiter oben am Hang ertönte ein Schrei, wie er noch nie einen gehört hatte, ein schrilles Trompeten wie von einem bizarr verbogenen Instrument. »Bei Perins Hammer«, stieß er hervor, »was ist das?«
    »Oh, Herr, das sind Langschädel oder Schlimmres!«, krächzte der Rabe.
    »Was auch immer der Vogel gewittert hat, Gyir hat es gefunden.« Barrick war immer noch damit beschäftigt, seine Stiefel anzuziehen, so gelassen, als ob er sich auf einen Spaziergang durch die heimische Hauptburg vorbereitete.
    Vansen rappelte sich hoch. »Sollten wir ihm nicht ... helfen?« Der Gedanke war beängstigend, aber er bezweifelte nicht, dass in diesen Landen schlimmere Kreaturen unterwegs waren als Gyir. Er hatte schließlich selbst mit angesehen, wie eine seinen Kameraden Collum Saddler geholt hatte.
    »Wartet!« Barrick hob die Hand und horchte. Der Jüngling hatte immer noch diese selbstverständliche Art des Befehlens an sich — unausbleibliche Folge einer königlichen Kindheit —, obwohl er inzwischen selbst im schwachen Schein des Feuers so verwahrlost aussah wie das ärmste Kätnersbalg. Sein Haar war nass und voller Blätterstücke und stand genauso wirr ab wie Skurns schütteres Gefieder, und seine Kleider hätten nur dann noch zerlumpter und dreckiger aussehen können, wenn sie nicht ursprünglich schwarz gewesen wären. »Das ist Gyir. Er will, dass wir zu ihm kommen.«
    »Warum? Ist er ... hat er ...«
    »Er ist unversehrt — aber er ist immer noch wütend.« Barrick lächelte schmallippig und wenig mitteilsam.
    »Hoheit, was ist, wenn er uns hereinlegen will? Ich weiß, dass Ihr ihn nicht fürchtet, aber überlegt doch! Er hat sein Schwert wieder. Das wäre jetzt für ihn die perfekte Gelegenheit, um uns zu ermorden — es ist dunkel, und er kennt den Wald besser als wir.«
    »Wenn er uns hätte töten wollen, hätte er es in jeder der letzten Nächte tun können. Er ist nicht nur wütend — er ist auch voller Furcht. Er braucht uns, obwohl ich nicht genau weiß, warum.« Barrick runzelte die Stirn. »Ich kann ihn nicht mehr hören. Wir müssen zu ihm.«
    Ohne auch nur eine Fackel, um vor sich her zu leuchten, rannte Barrick bergauf in Richtung des Schreis. Vansen fluchte, bückte sich nach einem Aststück aus dem Feuer und eilte ihm dann hinterher.
    Der neuerliche Regen hatte den Rauchschleier vom Himmel gewaschen, nicht aber den allgegenwärtigen Mantel, wie Gyir es nannte: Auch jetzt noch, mitten in der Nacht, sickerte ein trüber Schimmer durch das dichte Astwerk über ihnen, als ob der düstere Himmel einen Teil des Tageszwielichts festhielt, es aufsaugte wie Öl, damit es nachts schwächlich weiter glomm. Doch trotz des Schummerlichts und der jämmerlichen Behelfsfackel sah Vansen kaum die Hand vor Augen. Bis er den Prinzen endlich einholte, hatte er sich an Zweigen mehrere blutige Katzer geholt und war zweimal hingefallen. Beim zweiten Mal drehte Barrick sich um und half ihm auf. »Schneller«, sagte der Prinz
    Wo es mir doch gerade solchen Spaß gemacht hat, herumzutrödeln und die Aussicht zu genießen, Hoheit,
knurrte Vansen innerlich.
    Gleich erschien auch Skurn — der Rabe kam bergauf schneller voran als sie, indem er hüpfte und manchmal unbeholfen ein paar Meter am Stück flog. Der alte Vogel schien sich immer in einer Wolke von Erd- und schwachem Aasgeruch zu bewegen: Vansen roch ihn schon, bevor er ihn heranflattern hörte.
    »Kopf runter, Herr«, zischte Skurn. Vansen konnte es gerade noch vermeiden, genau gegen einen in Gesichtshöhe hängenden Ast zu rennen. Danach fand er den Geruch des Vogels erträglicher.
    Vansen schnappte erschrocken nach Luft, als plötzlich Gyir direkt vor ihnen aus einem Gebüsch trat. Die Klinge des Zwielichtlers triefte von etwas Schwarzem, und sein Wams und seine behandschuhten Hände waren ebenfalls bespritzt.
    Gyir zeigte auf das Gebüsch hinter sich. Vansen ging nachsehen, noch immer außerstande, die Furcht abzuschütteln, dass die gesichtslose Kreatur jeden Moment über sie herfallen könnte. Weil er den Kopf drehte, um Gyir in der nächtlichen Düsternis auszumachen, wäre er beinahe auf den ersten Körper getreten. Mit zitternder Hand hielt er die Fackel tiefer und versuchte zu begreifen, was er da sah.
    Der

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