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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
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aber ich würde ihnen zuerst die Hölle heiß machen. Ich würde sagen, was ich denke, und ihnen die Haut von den Ohren sengen! Sich hinter einem Säugling zu verstecken und zu behaupten, man schütze den Thron, wo doch jeder weiß, dass sie selbst nach diesem Thron gieren, seit Olins armer Bruder tot ist.« Sie winkte angewidert ab. »Genug. Ich werde Euch hinausbringen. Es wird Zeit, dass ich aus diesem Zimmer komme, ehe ich noch anfange, die Geister zu sehen, mit denen ich spreche.«
    An der Tür zum Flur bot Merolanna ihr noch an, dass Eilis sie zurückbegleiten könne, aber Utta lehnte höflich ab. Sie wollte lieber allein sein und über das Geschehene nachdenken.
    Noch ehe sie zwei Dutzend Schritte weit gekommen war, öffnete sich die Tür wieder, und Merolanna rief mit brüchiger, verängstigter Stimme den Flur entlang: »Utta! Utta, kommt her!«
    Sie tat, wie ihr geheißen, und Merolanna führte sie mit zitternder Hand ins Schlafgemach. Dort, mitten auf dem Bett, lag eine weitere Botschaft — diesmal ein zerfranster Fetzen Pergament, doch wieder mit derselben unleserlichen, altertümlichen Handschrift.
    Kommt morgigen Tags eine Stund nach Sonnenuntergang in die Spitze des Sommerturms.

14

Gejagt
    Dann jedoch erschienen Zmeos und seine Geschwister wieder und machten Perin und dessen Brüdern das Recht der Himmelsherrschaft streitig, aber die Drei begegneten der Herausforderung gütlich. Lange Zeit lebten sie alle in brüchigem Frieden, bis eines Tages Khors' Blick auf Zoria, die jungfräuliche Perinstochter, fiel. Khors begehrte sie, entführte sie aus dem Haus ihres Vaters und brachte sie in seine eigene Feste.
    Der Anbeginn der Dinge,
Buch des Trigon
    Etwas zupfte an seinen Haaren.
    Ferras Vansen hatte von sonnigen Wiesen geträumt, doch selbst in dieser lieblichen Umgebung hatte etwas Dunkles im Gras gelauert, und jetzt dauerte es einige Herzschläge, bis er sich aus den Klauen des beängstigenden Traums befreien konnte.
    »Herr!« Skurn packte wieder ein Büschel von Vansens Haaren mit dem Schnabel und rupfte daran. Der übel riechende Atem des Vogels schlug Vansen direkt ins Gesicht. »Wacht auf! Es ist was da draußen! «
    Wachen, Träumen, das machte keinen Unterschied — überall nur Furcht und Elend. Er wälzte sich herum. Der Vogel hüpfte von ihm herunter und landete, unbeholfen flatternd, auf dem Boden. »Was?«, herrschte ihn Vansen an. »Was ist los?«
    »Unsereins kann's nicht sagen«, flüsterte der Vogel. »Riecht wie Leder und Metall. Und da sind Geräusche, leise solche.«
    Ein großer, bedrohlicher Schatten fiel auf Vansen, und etwas verdeckte den schwachen Schein des flackernden Feuers. Plötzlich hellwach, griff er nach seiner Klinge und verfing sich dabei in dem Mantel, der ihm als Decke diente, aber der Schatten bewegte sich nicht.
    Es war Gyir, eine Hand gebieterisch erhoben, während die Augen in seinem glatten Gesicht Ferras Vansen mit solcher Intensität fixierten, dass sie zu glimmen schienen.
    Gebt her.
Vansen konnte die Worte beinah hören, obwohl die gesichtslose Kreatur nichts gesagt hatte.
Gebt her.
    »Er will sein Schwert«, flüsterte Prinz Barrick und setzte sich auf. »Gebt es ihm ...«
    »Ich soll ...?«
    »Sein Schwert! Er kennt diese Gegend. Wir nicht.«
    Vansen rührte sich zunächst nicht, nur sein Blick huschte zwischen dem Prinzen und der dräuenden Gestalt des rotäugigen Elben hin und her. Schließlich drehte er sich auf die Seite und holte das in der Scheide steckende Schwert unter seinem Mantel hervor. Der Elbe fasste den Schwertgriff und zog, sodass Vansen nur noch die leere Scheide in der Hand hielt. Gyir drehte sich um und verschwand so schnell und so leise wie ein Lufthauch im Gesträuch, das ihr kleines Biwak am Hang umgab.
    »Das ist Wahnsinn ...«, murmelte Vansen. »Er wird sich zurückschleichen und uns beide töten.«
    »Wird er nicht.« Barrick zog seine Stiefel aus und rieb sich die Füße mit dem Saum seines schäbigen, dreckigen Mantels ab, ehe er die Stiefel wieder anzog. »Er ist wütend, aber nicht auf uns.«
    »Warum ist er wütend?«
    Skurn plusterte sich besorgt. Kleine Eierschalenstücke klebten ihm an Schnabel und Brust. Was auch immer den Raben aufgestört haben mochte, es hatte ihn offenbar mitten in einer Mahlzeit überrascht. »Sind allesamt verrückt, diese Hohen«, sagte der Vogel leise. »Wohnen zu lang schon in den Schwarzen Türmen, dieselben, starren in ihre Spiegel und lauschen den Stimmen der Toten.«
    »Was soll das heißen?

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