Das Spiel

am Himmel ist.
Letzteres kam bei Barrick lediglich als das Bild eines hellen Lichts an, das durch Nebel schien. Je aufgewühlter Gyir wurde, desto weniger bemühte er sich, Gedankenkonzepte zu wählen, die Barrick leicht hätte verstehen können.
Möchtet Ihr lieber versklavt oder aufgefressen werden? Das ist keine ersprießliche Wahl, oder?
    Und wer ist Kituyik? Ihr sprecht immer wieder von ihm, aber ich weiß es immer noch nicht!
    Der, den der Vogel Kettenjack nennt. Er ist eine Macht, eine alte Macht, und jetzt, nach Qul-na-Qars Verlust an ...
— wieder ein Gedanke, den Barrick nicht verstehen konnte, etwas, das bei ihm ankam als »Leuchten«, aber auch als »Sprache« und vielleicht sogar als »Musik«, eine unmögliche Mischung — ...
und offensichtlich fühlt sich Kituyik sehr mächtig, wenn er es wagt, seinen Gesang so weit in freies Territorium auszuweiten.
    Barrick verstand fast nichts mehr. Sein Arm schmerzte fürchterlich — das nasse Wetter in diesen Landen bekam ihm überhaupt nicht —, und die Rippe, die er sich bei einem Sturz geprellt hatte, peinigte ihn zusätzlich. Aber es gelang ihm so selten, Gyir zu ausführlicheren Äußerungen zu bewegen. Er wollte die Gelegenheit nicht verstreichen lassen.
    Was heißt, er ist eine Macht? Ist er auch ein König, so wie der Blinde, von dem Ihr gesprochen habt?
    Nein, er ist eine alte Macht. Er ist einer von den Bastardsöhnen der Götter, von denen ich Euch schon erzählt habe. Die meisten von ihnen besiegten wir damals in den Blutigen Jahren, aber einige waren zu schlau oder zu stark und versteckten sich an tiefen oder hohen Orten. Kituyik ist einer davon.
    Eine Art Gott? Und er ist auf der Jagd ... nach uns?
Barrick fühlte sich plötzlich, als könnte er jeden Moment aus dem Sattel kippen — ein Schwindel, der den Wald um ihn herum ein paar Herzschläge lang in einen Wirbel von Grün verwandelte. Als das Strudeln vorbei war, hatte ihn Gyir am Gürtel gepackt und hielt ihn aufrecht.
    »Alles in Ordnung, mir geht es gut ...«, sagte Barrick laut und merkte dann, dass ihn Vansen und der Rabe anstarrten. Sie ritten jetzt fast auf seiner Höhe, obwohl er sich sicher gewesen war, dass sie mindestens ein Dutzend Pferdelängen hinter ihm waren. Irgendwie schien ihm die Zeitspanne seines Schwindelanfalls zu fehlen.
    Sollten wir nicht umkehren, für den Fall, dass diese ... Kreatur, dieser Kettenjack, hinter uns her ist?
    Ich glaube nicht, dass er hinter uns her ist. Er würde nicht bloß Langschädel schicken, um einen wie mich gefangen zu nehmen.
    In diesem Gedanken lagen Hochmut und Stolz, aber auch Traurigkeit.
Er konnte ja nicht wissen, dass ich ... beschädigt bin.
    Beschädigt?
    Jetzt fühlte sich die Traurigkeit eher wie Scham an. Barrick brauchte gar nicht Gyirs Gesicht zu sehen (das ohnehin nie viel verriet), um die düstere Stimmung des Elben wahrzunehmen.
Als die Folger mich angriffen — bin ich gestürzt. Sie hieben mehrmals auf meinen Kopf ein, und dann bin ich auch noch auf einen Stein geschlagen. Ich bin ... blind.
    Es schien irgendwie nicht das richtige Wort zu sein, aber Barrick war dennoch verblüfft.
Was meint Ihr mit blind? Ihr könnt doch sehen!
    Nur mit den Augen!
    Während Barrick noch verwirrt darüber nachdachte, setzte sich Ferras Vansen wieder neben sie — soweit es sein Menschenpferd zuließ: Auch jetzt noch, da sie schon ein Tagzehnt gemeinsam unterwegs waren, spannte das Tier, wenn sie biwakierten, den Strick, mit dem es angepflockt war, bis aufs Äußerste, um möglichst viel Abstand zu dem Elbenpferd zu halten. »Fehlt Euch etwas, Hoheit?«, fragte der Soldat. »Ihr wärt beinahe aus dem Sattel gefallen ...«
    »Mir fehlt nichts. Lasst mich.« Er wollte weiter mit Gyir reden, nicht in schnarrender Menschensprache mit diesem ... Bauern.
    Ein Bauer, der mit dir kam, als er es nicht musste,
erinnerte ihn eine innere Stimme, und diesmal war es seine eigene.
Ein Bauer, der mit dir in diese elende Gegend kam, wohl wissend, wie es hier ist.
    Barrick atmete tief ein: »Ich wollte nicht ... es geht schon, Hauptmann Vansen.« Zu einer Entschuldigung konnte er sich dennoch nicht überwinden. »Wir beide sprechen uns später.«
    Der Soldat nickte, hielt kurz an und überließ wieder Barricks Pferd die Führung. Während sie sich zurückfallen ließen, hockte der schmuddelige, schwarze Vogel auf Vansens Sattel und beobachtete den Prinzen mit beunruhigend scharfem Blick, so wie der Hofarzt Chaven, wenn er bei einem von Barricks Wutanfällen