Das Spiel
Weitermarschieren gezwungen wurden, sah er hinten an dem plumpen Karren, der die schlichten Habseligkeiten der Sklavenjäger enthielt, ein paar leere Handeisen hängen. Sie schwangen klirrend vor sich hin, als sich der Karren in Bewegung setzte.
Wenn Barrick die Zwielichtlande vorher schon bedrückend gefunden hatte, so schien dieser Gewaltmarsch jetzt in immer tiefere Düsternis zu führen. Es lag nicht nur an dem Rauchschleier, dem sie sich schon entkommen gewähnt hatten und der sich jetzt wieder über ihnen verdichtete und das Atmen zur Qual machte, und auch nicht an ihrer beklemmenden Lage. Nein, da war noch etwas, das auf Barrick lastete, wenn er auch nicht wusste, was. Selbst als sie eine alte Straße erreichten und das Gehen leichter wurde, schienen sie jetzt mit jedem Schritt tiefer in etwas seltsam Böses vorzudringen, das er bis ins Innerste spürte.
Er fragte Gyir danach. Der Zwielichtler, der fast so niedergeschlagen schien wie seine Gefährten, sagte:
Ja, ich fühle es wohl, trotz der Blindheit, die meine Wunden verursacht haben, aber ich weiß nicht, woher es kommt. Kituyik ist
ein
Quell — aber nicht der alleinige.
Barrick durchzuckte ein Gedanke.
Wird sich Eure Blindheit wieder bessern? Wird die Krankheit, oder was es auch ist, wieder von Euch weichen?
Ich weiß nicht. Das ist mir noch nie widerfahren.
Gyir machte mit seinen langen, anmutigen Fingern ein Zeichen, das Barrick nicht kannte.
Auf jeden Fall glaube ich nicht, dass wir lange genug leben werden, um es herauszufinden.
Warum sind wir Gefangene? Liegt Kituyik mit Eurem König im Krieg?
Nur insofern, als er sich nicht vor ihm beugt. Nur insofern, als Kituyik alt und grausam ist und unser König weniger grausam. Aber Gefangene sind wir wohl einfach nur deshalb, weil wir ihnen in die Hände gefallen sind. Schaut Euch die anderen an ...Er
zeigte auf die sich müde dahinschleppenden Gefangenen rechts und links von ihnen und dann auf die Kolonne, die sich vor ihnen und hinter ihnen weiter erstreckte, als Barrick einen Stein zu werfen vermochte.
Wir mögen hier seltene Wesen sein,
erklärte ihm Gyir auf seine wortlose Art,
aber diese da sind hier so häufig wie die Steine und die Bäume. Nein, wir werden alle an denselben Ort gebracht, und je länger ich darüber nachdenke, desto weniger glaube ich, dass wir gezielt ergriffen wurden.
Er öffnete die Augen weit, was Barrick inzwischen als ein Zeichen von Entschiedenheit deuten gelernt hatte.
Aber ich glaube, der Herr dieser Kreaturen wird uns auf den ersten Blick bemerken. Er wird sich zumindest fragen, was Sterbliche wieder in seinen Landen wollen.
Wieder? Ich habe noch nie von ihm gehört.
Kituyik hat diese Gegend sein Eigen gemacht, lange bevor Sterbliche durch dieses Land streiften und Nordmark erbauten. Aber er wurde in einer großen Schlacht verwundet, deshalb hat er nach den Jahren des Blutes lange geschlafen, um seine Wunden auszuheilen. Sein Name geriet fast völlig in Vergessenheit, nur in einigen alten Geschichten lebte er noch fort. Bevor er zurückkehrte, vertrieben wir die Sterblichen. Das liegt nach unserer Zeitrechnung nur sehr kurz zurück. Nachdem sie geflohen waren, riefen wir den Mantel herab, um Euresgleichen hinfort fernzuhalten, sie für immer aus diesen Landen zu bannen.
Warum habt ihr das getan?
Warum? Weil ihr wieder von allen Seiten in unser Land gekrochen wärt wie Maden!
Gyirs Augen verengten sich zu grellroten Schlitzen.
Ihr hattet ja schon die meisten von uns getötet und uns unsere alten Lande geraubt!
Ich nicht,
erklärte Barrick.
Meinesgleichen ja. Aber nicht ich.
Gyir starrte ihn an, wandte sich dann ab.
Verzeiht. Ich vergaß, mit wem ich spreche.
Der Zug kam jetzt zwischen zwei Hügeln hervor und in ein flaches Tal, wo sich ein mächtiges, steinernes Gebilde über die Straße spannte — die Ruinen eines riesigen Tors.
»Beim Heiligen Buch des Trigon!«, stieß Barrick hervor.
Keine solchen Beschwörungen — nicht hier,
warnte ihn Gyir scharf.
Aber ... was ist das?
Die Gefangenenkolonne war ermattet stehen geblieben. Diejenigen, die noch die Kraft dazu hatten, starrten die beiden mächtigen Pfeiler beidseits der Straße empor, Gebilde aus überwuchertem, grauem Stein, die, obgleich halb verfallen, noch immer die Bäume überragten. Selbst der schmalere Torsturz war immer noch so breit wie eine Zehntscheuer. Gewaltige, halb eingefallene Mauern flankierten das Tor wie die Flügel am Kopfschmuck eines Gottes.
Es ist noch schlimmer, als ich
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