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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
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gab hier für sie nichts mehr außer Gefahr und Tod. Die Männer des Barons schienen sich keine große Mühe gegeben zu haben, Shaso lebendig zu ergreifen, und er war für die Tollys nicht annähernd so gefährlich gewesen, wie sie es war. Mit Sicherheit steckte doch Hendon Tolly hinter dem Ganzen — warum sonst hätte Iomer, ein Mann, der sich wenig um Politik scherte, so schnell und so tödlich zuschlagen sollen?
    Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen und schloss sich dem Strom von Menschen an, die für ihr Tagwerk zum Stadttor hinausgingen. Dabei sah sie die ganze Zeit vor sich auf den Boden, um allen Blicken auszuweichen. Es schien zu funktionieren: Sie wurde von keiner Torwache angerufen, und binnen einer Stunde war sie allein auf der Klippenstraße unterhalb von Landers Port. Sie ging immer weiter, bis sie an eine Stelle kam, wo neben der Straße dichtes Gehölz war, und wankte waldeinwärts. Sie fand ein verstecktes Fleckchen im Unterholz, rollte sich im nassen Laub am Fuß einer fast kahlen Eiche zusammen und weinte sich in den Schlaf.

17

Der Götterbastard
    Zmeos, der Bruder des Khors, wusste, dass Zorias Vater und ihre Oheime gegen seine Sippe ziehen würden, also stellte er ein Heer auf und lauerte ihnen auf. Aber Zosim, der Schlaue, flog in Gestalt eines Staren zu Perin und berichtete dem großen Gott, dass Zmeos, Khors und Zuriyal ihnen eine Falle gestellt hatten, und Perin und seine Brüder riefen die getreuen Götter des Himmels herbei. Gemeinsam brachen sie als ein mächtiges Heer über die Burg des Mondherrschers herein.
    Der Anbeginn der Dinge,
Buch des Trigon
    Ferras Vansen und seine beiden Gefährten waren, wie sich herausstellte, als sie nach einem ermüdenden Marsch durch die dunklen Wälder das Lager der Langschädel erreichten, nicht die einzigen Gefangenen der schnabelgesichtigen Kreaturen. Die Langschädel schienen sich kaum für sie zu interessieren, obwohl Vansen, Barrick und Gyir etwa ein Dutzend von ihnen getötet hatten, wobei die meisten Sturmlichts Klinge erlegen waren. Wenn ein Gefangener aus der Reihe ausscherte, schrien ihn die spitzschnauzigen Wächter mit ihren Trompetenstimmen an oder stießen ihn gar mit einem gespitzten Stock in die bloße Haut, aber ansonsten ließen sie sie in Ruhe.
    Obwohl er doch unser Verbündeter ist, hat Gyir mehr Hass auf mich und die übrigen Sterblichen gezeig, als es diese Wesen tun. Warum haben sie uns gefangen genommen, wenn wir ihnen so gleichgültig sind?
    Leise fragte er Barrick. Der Prinz fragte Gyir und gab dann weiter, was dieser gesagt hatte: »Die Langschädel sind eher Tiere als Leute, so wie wir es verstehen. Sie tun das, wozu sie abgerichtet wurden. Wenn wir einem von ihnen Schmerz zufügen, wird er uns wahrscheinlich auch Schmerz zufügen, aber ansonsten ist ihre Aufgabe nur, uns zu ihrem Herrn zu bringen.« Ihr Herr war Kituyik, der, den der Rabe Kettenjack genannt hatte — was da schon ein beunruhigender Name gewesen war, jetzt aber noch viel unheilvoller klang. »Was will dieser Kettenjack von uns?«
    Barrick lauschte wieder, zuckte dann die Achseln. Gyirs Augen waren rote Schlitze. »Er sagt, das werden wir erst erfahren, wenn sie uns zu ihm gebracht haben«, erklärte Barrick. »Aber es wird nichts Angenehmes sein.«
     
    Das Jagdlager der Langschädel sah aus wie eine Darstellung auf einem alten hierosolinischen Tempelrelief — die Vorhalle zur Unterwelt vielleicht oder der Kehrichthaufen der Götter. Jedwede Art monströser Kreaturen, die Vansen sich in seinen wildesten Alpträumen hätte ausmalen können, war hier vertreten — schweinsäugige Kobolde mit spitzen Zähnen, affenähnliche Folger und selbst kleine, missgestaltete Männer, die sich Drags nannten und aussahen wie verunglückte Funderlinge. Außerdem war da eine ganze Menagerie von tierköpfigen Wesen mit bestürzend menschenähnlichen Körpern, solche, die auf allen vieren liefen, und solche, die aufrecht gingen, und sogar einige, die im Schattendunkel hockten, traurige Weisen sangen und Tränen weinten, die aussahen wie Blut. Vansen schauderte, nicht nur des bizarren Aussehens, sondern auch der elenden Verfassung ihrer Mitgefangenen wegen. Viele waren an Armen und Beinen gefesselt, manchen waren die Flügel roh an den Leib geschnürt, und einige trugen lediglich einen ledernen Sack überm Kopf, als ob es nicht mehr bräuchte, um sie am Fliehen zu hindern.
    »Bei Perins Hammer!«, flüsterte er heiser. »Was sind das alles für Schreckensgestalten?

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