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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
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älterer Bruder, der Herzog von Gronefeld, kommt hierher!
Er würde zweifellos sein ganzes Gefolge mitbringen — Hunderte weiterer Tolly-Anhänger in der Burg, noch dazu über die schicksalsschwangeren Tage des Kerneia-Festes. Bestürzt dachte sie, wie es dann wohl auf der Burg sein würde, wenn alles voller betrunkener Soldaten war.
    »Also, edle Frauen«, sagte Fretup, »was kann ich für Euch tun?«
    Utta vermochte sich nicht vorzustellen, dass Fretup irgendetwas für sie tun könnte, ohne es gleich Hendon Tolly zu melden, deshalb hielt sie den Mund. Das Ganze war Merolannas Idee gewesen, also sollte die Herzoginwitwe auch das Reden übernehmen.
Zoria, behüte uns hier in der Feste unserer Feinde,
betete sie. Auch wenn die neuen Herrschenden nichts von dem sonderbaren Handel wussten, den sie und Merolanna eingegangen waren, hatten sie doch für sie beide letztlich nur Verachtung übrig. Der Hauptgrund war, dass weder Merolanna noch sie irgendetwas Wichtiges ins Spiel bringen konnten, weder militärische Macht, noch Land, noch Geld.
Nun ja, außer dass Merolanna zur königlichen Familie gehört und ein Bindeglied zu Olin ist. Ich nehme an, die Tollys werden sie wenigstens so lange bei Laune halten wollen, bis sie Südmark fest im Griff haben.
    »Aber Vogt Fretup, Ihr müsst doch wissen, was Ihr für uns tun könnt«, sagte Merolanna. »Schließlich habt Ihr uns ja hierher bestellt. Ich möchte, wie gesagt, nicht unnötig Eure Zeit beanspruchen, die doch für ganz Südmark so wertvoll ist und vor allem für Hendon Tolly, den selbstlosen Hüter des Reiches.«
    Vorsicht,
dachte Utta. Merolanna hatte sich ein Stück von ihr entfernt, sodass sie nicht mahnend ihren Arm drücken konnte.
Haltet Euch zurück. Er erwartet ja gewiss nicht, dass Ihr ihn mögt, aber Ihr solltet Eure Abneigung nicht zu offen zeigen.
    »Hendon Tolly ist ein großer Mann.« Fretups Grinsen wirkte jetzt noch wölfischer — er genoss die Situation. »Und wir sind alle sehr dankbar dafür, dass er uns hilft, König Olins Thron für den legitimen Erben zu bewahren.«
    Der Page erschien mit Wein und mehreren Bechern. Utta und Merolanna schüttelten den Kopf. Der Page schenkte nur einen Becher voll, reichte ihn Fretup, trat dann an die Wand zurück und gab sich alle Mühe, wie ein Möbelstück zu wirken. Fretup setzte sich auf seinen schmalen Stuhl und ließ die Herzogin demonstrativ stehen.
    »Ihr meint natürlich für König Olin«, sagte Merolanna munter, ohne auf die gezielte Provokation zu reagieren. »Den Thron für
König Olin
zu bewahren. Es ist ja schön und gut, dass wir einen Erben haben, aber mein Schwager Olin ist immer noch König, auch in Abwesenheit.«
    »Gewiss, Durchlaucht, natürlich. Ich habe mich falsch ausgedrückt. Dennoch, der König ist in Gefangenschaft, und seine übrigen Erben sind verschwunden — möglicherweise tot. Es wäre doch töricht, leugnen zu wollen, dass der nachgeborene Erbe von größter Bedeutung ist.«
    »Ja, natürlich.« Merolanna nickte. »Aber lassen wir doch diesen kleinlichen Disput über die Thronfolge, der für einen wahren Gelehrten wie Euch gewiss nicht von Interesse ist. Ihr habt uns hergerufen. Womit haben wir diese freundliche Einladung verdient?«
    »Ah, jetzt stellt Ihr Euch aber unwissend, Durchlaucht. Ihr habt um ein Gespräch mit Avin Brone gebeten, aber Ihr müsst wissen, er ist jetzt ... im Ruhestand. Seine sämtlichen Pflichten sind auf mich und den neuen Konnetabel Hud übergegangen. Unser guter Brone hat sich so sehr für Südmark verausgabt — er hat seine Ruhe verdient. Daher dachte ich mir, ich erspare ihm die Mühe, sich mit Eurem Ansinnen zu befassen, indem ich mich selbst darum kümmere.« Sein Lächeln sah aus wie ein Strich mit einer sehr spitzen Feder.
    »Das ist wirklich freundlich, Vogt Fretup«, sagte Merolanna, »aber in Wahrheit wollten wir — wollte ich — den Grafen Brone aus reiner Freundschaft sehen. Um der alten Zeiten willen. Wisst Ihr, Avin Brone und ich kennen uns schon länger, als Ihr auf der Welt seid!«
    »Ah.« Wie so viele ehrgeizige junge Männer wollte Fretup nicht gern an Allianzen erinnert werden, die vor seinem eigenen Auftreten entstanden waren. »Verstehe. Also kann ich gar nichts für Euch tun?«
    »Ihr könnt Euch auf Euer freundliches Angebot besinnen, etwas mehr von Eurer Zeit mit uns übrigen Burgbewohnern zu verbringen, Vogt Fretup.« Die Herzogin lächelte gewinnend. »Ein Mann von Eurer Bildung, ein so kultivierter Mensch wie Ihr, sollte

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