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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
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rennen.«
    Der Hauch eines Lächelns huschte über Brones Gesicht. »Allerdings.«
    »Es mag einem ja alles schon schlimm genug vorkommen«, sagte Merolanna, »jetzt, da Briony und Barrick verschwunden sind und die Tollys sich zu unser aller Hütern aufgeschwungen haben — aber was ich Euch zu erzählen habe, stellt all diese Dinge in den Schatten. Was wisst Ihr über die Dachlinge?«
    Brone starrte sie an, als hätte sie plötzlich angefangen zu singen, zu tanzen und Blumen im Raum zu verstreuen. »Die Dachlinge? Diese kleinen Leutchen aus den alten Sagen?«
    »Ja,
ebendiese.«
Merolanna sah ihn erwartungsvoll an. »Ihr wisst wirklich nichts über sie?«
    »Bei meiner Ehre, Merolanna, ich habe keine Ahnung, wovon Ihr redet.«
    »Dann schaut Euch das hier an und sagt mir, was Ihr davon haltet.« Sie zog ein Blatt Pergament aus ihrem Mieder und reichte es ihm. Er starrte es verdutzt an, langte dann — nicht ohne Mühe — zu dem Wandbord hinter sich empor, um eine Kerze herunterzunehmen.
    »Das ist ... ein Brief von König Olin«, sagte er schließlich.
    »Es war Olins
letzter
Brief, wie Ihr wissen solltet — der, den Kendrick kurz vor seiner Ermordung bekam. Das hier ist eine Seite daraus.«
    »Die fehlende Seite? Im Ernst? Wo habt Ihr sie gefunden?«
    »Ihr wisst also davon. Sprecht.« Merolanna schien jetzt eine völlig andere Person. Sie wirkte, als befehligte sie einen Stab von Spionen, wie es Brone einst getan hatte, und ganz und gar nicht wie die Tattergreisin, als die sie sich bezeichnet hatte.
    »Nach Kendricks Ermordung war der ganze Brief verschwunden«, sagte er. »Ein paar Tage später hat ihn jemand zwischen meine Papiere gelegt, aber eine Seite fehlte.« Er überflog das Pergament mit wachsender Erregung. »Ich glaube, das
ist
diese Seite. Wo habt Ihr sie her?«
    »Oh, das ist eine wilde Geschichte. Vielleicht solltet Ihr noch einen Becher Wein trinken, Brone«, sagte Merolanna. »Oder wohl besser etwas Wasser, damit Euer Kopf wieder klarer wird. Was jetzt kommt, ist keine leichte Kost, und es ist erst der Anfang.«
     
    »Die Dachlinge ... gibt es wirklich?«
    »Wir haben sie mit eigenen Augen gesehen. Wenn nur ich es gewesen wäre, könntet Ihr es ja auf mein Alter schieben, aber Utta war dabei.«
    »Aber das ist ja unglaublich. Wie konnten sie all die Jahre hier auf der Burg leben, ohne dass wir es je bemerkt haben ...?«
    »Weil sie nicht bemerkt werden wollten. Und es ist schließlich eine große Burg, Brone. Aber jetzt zu der eigentlichen Frage. Wie kann ich dieses Stück Mond, oder was es auch immer ist, finden? Schwester Utta meint, dass diese kleine Königin von Chaven gesprochen hat, aber wo ist er? Wisst Ihr das?«
    Brone sah sich in dem kleinen, unordentlichen Raum um. Von den Wachen war nichts zu hören oder zu sehen, aber er senkte dennoch die Stimme. »Nein, ich weiß es nicht. Aber ich vermute, dass er noch lebt. Für die Tollys wäre es ein Leichtes, ihm falsche Beweise für irgendein Verbrechen unterzuschieben und ihn zum Tode zu verurteilen, wenn das alles wäre, was sie wollten. Ich habe immer noch ein paar ... Quellen hier auf der Burg, und ich habe gehört, Hendons Männer suchen ihn weiterhin.«
    »Dann sagt Euren Quellen, sie sollen ihn finden. So schnell wie möglich. Und es würde auch nichts schaden, etwas über diesen Mondstein, oder was es auch ist, herauszubekommen.«
    »Aber ich verstehe das nicht — warum haben sich diese kleinen Leutchen an
Euch
gewandt? Und Ihr sagtet, sie wollten einen Handel mit Euch schließen. Welchen? Was hatten sie Euch anzubieten?«
    »Ah.« Merolanna lächelte, jetzt fast schon liebevoll. »Einmal Höfling, immer Höfling, was? Meint Ihr nicht, sie könnten deshalb an mich herangetreten sein, weil sie meine Güte und Hilfsbereitschaft erkannt haben?«
    Brone zog eine Augenbraue hoch.
    »Ihr habt ja recht. Sie sagten, sie würden mir etwas über mein Kind erzählen.«
    Avin Brones Augen wurden so groß wie Wagenräder. »Euer ... Euer ...?«
    »Kind. Ganz recht. Keine Sorge wegen Utta — sie kennt die ganze schreckliche Geschichte.«
    Er sah sie an, jetzt ganz blass. »Ihr habt ihr erzählt ...?«
    »Ihr stammelt heute ziemlich, Brone. Ich fürchte, der viele Wein hinterlässt allmählich Schäden. Ja, ich habe ihr von meinem ehebrecherischen Verhältnis mit meinem längst verstorbenen Liebhaber erzählt.« Sie wandte sich Utta zu. »Brone weiß es bereits, wie Ihr seht. Ich habe nur wenige Vertraute hier auf der Burg, aber er zählt schon

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