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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
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doch ein wenig mehr für die Allgemeinheit da sein.«
    Er kniff die Augen zusammen, unsicher, wie er diese Bemerkung deuten sollte. »Sehr freundlich. Aber eine Frage ist da noch, Durchlaucht. Ich verstehe ja Euren Wunsch, mit Eurem alten Freund Avin Brone in Erinnerungen zu schwelgen, aber welche Rolle spielt Schwester Utta dabei? Sie und Brone sind doch gewiss keine alten Freunde? Ich habe noch nie gehört, dass es der alte Graf Avin mit der Religion hielte, über den nötigen äußeren Schein hinaus.« Fretup lächelte über diesen kleinen Scherz unter Freunden, und jetzt überlief Schwester Utta erstmals ein kalter Schauer. Dieser Mann war nicht nur ehrgeizig, er war gefährlich.
    »Ich betrachte Brone durchaus als einen Freund«, sagte Utta, ohne Merolannas mahnenden Blick zu beachten. »Er war immer nett zu mir. Und er hat ein gutes Herz, ob er nun viel Zeit im Tempel verbringt oder nicht.«
    »Es freut mich, Euch so über ihn sprechen zu hören.« Tirnan Fretup musterte Utta jetzt genauer. »Ich habe viele Jahre unter ihm gearbeitet und immer das Gefühl gehabt, dass seine wahren Qualitäten ignoriert oder zumindest nicht genügend geschätzt wurden.«
    Merolanna trat jetzt einen Schritt vor, als wollte sie verhindern, dass das Gespräch in gefährliche Bereiche abdriftete. »Ich habe sie gebeten, mich zu begleiten, Vogt Fretup. Ich bin ... es geht mir derzeit nicht besonders gut. Da habe ich lieber eine vernünftige Person wie Utta um mich als eine meiner zerstreuten, jungen Zofen.«
    »Gewiss.« Sein Lächeln wurde breiter. »Natürlich, Euer Gnaden. Ihr seid von solcher Vitalität und solchem Charme, dass ich Euer Alter ganz vergessen habe. Natürlich müsst Ihr Eure Gefährtin bei Euch haben.« Jetzt hatte er ein schon beinah obszönes Grinsen im Gesicht.
    Was denkt er?
Utta wollte sich die Frage lieber gar nicht stellen.
    »Und natürlich müsst Ihr Euren alten Freund, den Grafen Avin, aufsuchen. Aber ich fürchte, er hat neue Gemächer bezogen — ich brauchte mehr Platz, also habe ich seine alten übernommen. Wenn Brone nicht zu Hause in Landsend ist, findet Ihr ihn in der alten Zahlmeisterei neben dem Quartier der königlichen Garde. Er kommt immer noch ab und zu hierher, auch wenn er jetzt nicht mehr viel zu tun hat.« Das Lächeln wandelte sich erneut, während Fretup aufstand, war jetzt Ausdruck des Triumphs über einen endgültig ausgeschalteten Feind. »Ihr werdet mich doch wieder einmal besuchen? Es war mir ein großes Vergnügen.«
    »Uns auch«, versicherte ihm Merolanna. »Wir wissen es sehr zu schätzen, dass Ihr Euch für zwei alte Frauen wie uns interessiert, Vogt Fretup, wo Ihr doch jetzt so ein wichtiger Mann in Südmark seid.«
     
    »Habt Ihr nicht ein bisschen dick aufgetragen?«, fragte Utta, während sie, die Kapuzen gegen den kalten Regen tief ins Gesicht gezogen, durch den Palastgarten gingen. »Ihr müsst ihn Euch doch nicht gleich zum Feind machen.«
    Merolanna schnaubte. »Er ist schon unser Feind, Utta, bezweifelt das bloß keinen Augenblick. Wenn ich nicht eine der wenigen verbliebenen Verwandten Olins wäre, dann wäre ich längst von der Bildfläche verschwunden. Die Tollys und ihre Speichellecker haben überhaupt nichts für mich übrig, aber sie können es sich nicht leisten, mich aus der Welt zu schaffen. Wenn sie sich erst mal den Winter über gehalten haben, werden sie schon darüber nachdenken, wie sie mich dazu bringen können, das Zeitliche zu segnen. Ich bin schließlich eine alte Frau.«
    Erschrocken schlug Schwester Utta das Zeichen der Drei. »Die Götter mögen uns bewahren! Warum habt Ihr dann angedeutet, dass es mit Eurer Gesundheit nicht zum Besten stehe? Ihr dürft ihnen doch nicht auch noch einen Vorwand liefern!«
    »Sie werden mich umbringen, sobald sie es wollen. Ich bin jetzt auch überzeugt, dass sie mit Kendricks Ermordung zu tun hatten. Ich wollte Fretup nur beruhigen, dass ich, was auch immer ich vorhaben mag, nicht mehr lange da sein werde, um ihnen in die Quere zu kommen.« Sie stolperte und hielt sich an Uttas Arm fest. »Und es geht mir derzeit
wirklich
nicht so gut. Ich fühle mich schwach, und manchmal entgleiten meine Gedanken ...«
    »Sch-sch. Genug.« Utta fasste die Ältere am Ellbogen und hielt sie fest. »Ihr macht mir Angst mit diesen ganzen ... Intrigen, Euer Gnaden, diesem ganzen Gerede von Gefahren und Verschwörungen und Gegenverschwörungen. Ich bin nur eine Zorienschwester, und das ist nicht meine Welt. Und außerdem brauche ich

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