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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
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mir wirklich eine Qual zu stehen. Meine Gicht ...«
    »Ja, Eure Gicht. Immer war es irgendetwas — Euer Alter, Eure Pflichten. Irgendeine Ausrede gab es immer.« Sie fand den Hocker, zog ihn heran und setzte sich vorsichtig auf den schmalen Sitz. Ihre Röcke hingen um sie herum wie der Schwanz eines durchnässten Fasanen. »Aber jetzt ist der Augenblick da, wo Ihr Euch nicht länger herausreden könnt, Brone. Die Zwielichtler stehen gleich drüben am Buchtufer. Olin und die Zwillinge sind verschwunden, und ihr Thron ist in großer Gefahr — vergesst nicht, die Eddons sind mit Euch verwandt, und sei es noch so entfernt.«
    »Ihr braucht mich nicht darauf zu stoßen, wie schmählich ich meiner Familie und meinem König gegenüber versagt habe, Weib«, knurrte Brone. »Das ist das Lied, mit dem ich mich jede Nacht in den Schlaf singe.« Er wirkte längst nicht mehr so dumpf wie eben noch.
    »Dann hört mir jetzt zu. Die Tollys halten die Kehle des Königreichs umschlossen, bereit zuzudrücken. Und irgendwie — irgendwie, wenn ich auch nicht verstehe, wie — hat mein Kind mit alldem zu tun. Unser Kind.«
    »Ich kann nicht fassen, dass Ihr es Barrick und Briony erzählt habt.«
    Sie funkelte ihn finster an. »Ich bin keine Närrin. Ich habe ihnen gesagt, der Vater sei tot.«
    Er sah sie an, und sein Gesicht wurde weicher. »Merolanna, ich habe Euch nie im Stich gelassen. Ich habe immer getan, was ich konnte.«
    »Zu wenig zu spät, immer.«
    »Ich habe mich erboten, Euch zu heiraten. Ich habe Euch angefleht ...«
    »Als Eure Frau tot war. Aber da hatte ich mich schon an das Witwendasein gewöhnt, besten Dank. Zwanzig Jahre, nachdem ich so töricht war, mich in Euch zu verlieben. Zu spät, Avin, zu spät.«
    »Ihr wart die Gemahlin des Bruders unseres Königs. Was hätte ich denn tun sollen? Verlangen, dass er Euch einen Scheidungsbrief gibt?«
    »Und außerdem war ich älter als Ihr. Aber ich kann mich nicht erinnern, dass Euch das alles damals davon abgehalten hätte, um meine Gunst zu werben.« Sie atmete bebend ein. »Genug. Auch für solche Zänkereien ist es zu spät. Wir sind alt, Brone, und wir haben schlimme Fehler gemacht. Lasst uns tun, was wir können, um wenigstens etwas davon wiedergutzumachen, denn jetzt geht es um mehr als nur unser eigenes Wohl.«
    »Was soll ich denn tun, Merolanna? Ihr seht mich doch — alt und von aller Macht abgeschnitten. Was wollt Ihr von mir?«
    »Dass Ihr Chaven findet. Und diesen Mondstein. Und dass Ihr mir helft, über die Bucht zu gelangen, damit ich mit diesen Zwielichtlern sprechen und sie fragen kann, was sie mit meinem Sohn gemacht haben.«
    »Ihr meint es wirklich ernst? Ihr
seid
verrückt. Aber wie dem auch sei, ich kann Euch nicht helfen.«
    Sie mühte sich in den Stand. »Feigling! Alles, wofür Ihr Euch Euer Leben lang eingesetzt habt, reißen sich diese Tollys unter den Nagel, und Ihr sitzt hier herum und tut
nichts ... J«
Sie beugte sich über den Tisch und holte mit der Hand aus, als wollte sie ihn ohrfeigen. Brone fing ihre Hand ab und nahm sie in seine mächtigen Pranken.
    »Beruhigt Euch, Merolanna«, sagte er. »Ihr wisst nicht so viel, wie Ihr zu wissen glaubt. Oder wisst Ihr, was Nynor widerfahren ist?«
    »Ja, natürlich weiß ich das! Sie haben ihn aus dem Amt gedrängt, damit sie seine Würden und Pflichten Eurem Sekretär Fretup übertragen konnten, diesem erbärmlichen Speichellecker! Nynor ist nach Hause aufs Land, nach Rodetrey, zurückgekehrt.«
    »Nein, verflucht, er ist
tot.
Hendons Männer haben ihn getötet und seinen Leichnam ins Meer geworfen.«
    Die Herzogin wankte, und wenn Brone nicht ihre Hand gehalten hätte, wäre sie womöglich umgefallen. Sie riss sich los und setzte sich hin. »Nynor ist tot?«, sagte sie schließlich. »Steffans Nynor?«
    »Ermordet, ja. Er war gegen die Tollys und hat mit den falschen Leuten darüber geredet. Es wurde Hendon zugetragen. Berkan Hud hat Nynor mitten in der Nacht aus dem Bett gezerrt und ermordet.« Brone ballte die Fäuste, bis seine Knöchel ganz weiß wurden. »Ich weiß es von jemandem, der selbst dabei war. Sie haben den braven, alten Mann in Stücke zerteilt und in einem Kornfass aus der Burg geschmuggelt. Noch wollen sie nicht dabei ertappt werden, wie sie ihre Gegner abschlachten, ohne zumindest einen Scheinprozess veranstaltet zu haben. Noch nicht.«
    »Oh, bei allen Göttern, ist das wahr? Sie haben ihn getötet?« Merolanna brach in Tränen aus. »Armer Steffans! Diese Tollys sind Dämonen

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