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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
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er den großen Kernios selbst an und tötete einen der Söhne des Erdvaters, den Halbgott Annon. Doch Kernios war Kituyik haushoch überlegen. Mit einem Wurf seines mächtigen Speers Erdstern zerschmetterte er Kituyiks Schild, durchbrach seinen Helm und verwüstete sein Gesicht. Kituyik wäre gestorben, hätten ihn seine Witwenmacher nicht, als sie sahen, dass für sie keine Beute zu machen war, vom Feld geschleppt. Viele von ihnen hielten ihn von da an für tot, aber das
Volk
hat immer schon gesagt, dass niemand weiß, was wirklich aus Kituyik geworden ist. Unsere Vorsicht war berechtigt.
    Aber was will er von uns?
Barrick konnte wenig mit dieser Geschichte anfangen, die wie ein wirrer Abklatsch dessen klang, was Vater Timoid ihn und Briony über die Götter gelehrt hatte.
Warum hat er uns gefangen nehmen lassen? Was hat er mit uns vor?
    Gyir hob die Hand, und seine Augen in dem glatten Gesicht waren plötzlich ganz gespannte Wachsamkeit.
Sagt nichts mehr. Da kommt jemand.
    Die ganze Zeit schon gingen alle möglichen Kreaturen in der riesigen Höhlenzelle aus und ein — Wächter, die einzelne Gefangene oder Grüppchen holten oder zurückbrachten, Wärterwesen mit ihren schweren Essensbottichen. Ein paarmal waren sogar die Langschädel mit neuen Gefangenenkohorten erschienen, doch all dem hatte Gyir bisher keinerlei Beachtung geschenkt. Barricks Herz schlug schneller.
    Die schwere Bronzetür der Zelle schwang auf, und ein Trupp der borstigen, affenähnlichen Wächter kam herein. Mit ihrem bedrohlichen Äußeren und ihren mächtigen Keulen schufen sie sich sofort Platz — selbst die Gefangenen, die sich noch immer um Essensbrocken zankten, verstummten und wichen an die Wände zurück. Stille machte sich in der Höhle breit. Nahte der riesige Halbgott selbst? Barrick bekam plötzlich kaum noch Luft. Würde das Monster überhaupt durch die Zellentür passen, ohne auf allen vieren zu kriechen?
    Doch das Wesen, das die Gefangenenhöhle betrat, war nur menschengroß. Es trug ein Kapuzengewand, so schwarz, dass es den Fackelschein regelrecht schluckte. Hände, die nur Haut, Sehnen und Knochen schienen, schlugen die Kapuze zurück und enthüllten einen kahl geschorenen Schädel und ein Gesicht, so ausgemergelt wie eine xandische Mumie. Unter der perlgrauen Haut, die so dünn war wie der Seidenstrumpf einer Edelfrau, zeichneten sich die Schädelknochen ab. Die Gestalt hätte ein verwesender Leichnam sein können, wären da nicht die Augen gewesen, die in den dunklen Höhlen so blaugrün-silbrig glommen wie zwei Monde.
    »Mein Herr schickt mich nachzusehen, ob ihr komfortabel untergebracht seid.« Die schreckliche Stimme des Fremden war so ausdruckslos wie sein Gesicht. Er verzog keine Miene. Soweit Barrick sehen konnte, hatte er nicht einmal Augenlider, und sein Blick war so starr wie der eines Fischs. »Komfortabel und ... sicher. Aber ich würde meinen, wenn jemand wie das Sturmlicht unter euch ist, solltet ihr in separateren Räumlichkeiten logieren.« Er winkte ihnen. »Folgt mir.«
    Die Steinkeulen drohend erhoben, traten die monströsen Wachen auf sie zu. Ihre kleinen Augen waren unter den dicken Brauen kaum sichtbar. Barrick versuchte aufzustehen, zitterte aber so heftig, dass er es nur mit Vansens Hilfe schaffte. Er schüttelte den Gardehauptmann ab und schloss sich Gyir an, der jetzt dem Schwarzgewandeten in den hinteren Teil der langen, hohen Zellenhöhle folgte. Der Fremde bewegte sich auf eine verblüffend leichte, gleitende Art, als ob seine Füße den Boden gar nicht richtig berührten.
    Wer ist dieser graue Mann?,
fragte Barrick und kämpfte die Panik nieder.
Was hat er mit uns vor?
    Gyir drehte sich nicht um.
Nicht sprechen — weder laut noch sonst wie — und keinen Widerstand leisten. Das ist Ueni'ssoh von den Traumlosen. Er ist kein Gott, aber sehr alt und mächtig. Schweigt!
    Barrick stolperte hinter Gyir her, flankiert von den riesigen, struppigen Folgern. Obwohl sein Magen so gut wie leer war, wurde ihm von dem sauren Geruch ihres Fells übel. Die drei Gefangenen wurden in einen engen, in den nackten Fels gehauenen Raum gebracht, der von der größeren Gefangenenhöhle durch eine schwere Tür mit einem vergitterten Fenster abgetrennt war. Die kleinere Zelle enthielt nichts als ein stinkendes Abtrittsloch im Boden und war dunkel, bis auf den Fackelschein, der durch das Gitterloch hereindrang. Barrick musste tief einatmen, um den Schrei, der in ihm aufstieg, zurückzuhalten.
    Der graue Mann erschien in

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