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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Beitrag leistet.«
    »Das wird nicht alles sein, was sich enthüllt, da wette ich drauf«, sagte einer der Männer. Sein Nuscheln deutete darauf hin, dass er schon lange vor Sonnenuntergang mit dem Trinken begonnen hatte. Mit seinem kräftigen Kinn und seinem schwarzen Haarschopf war er ein recht ansehnlicher Bursche.
    »Besten Dank, Pedder«, gab Teodorus leicht gereizt zurück. »Estir, vielleicht könntet Ihr darauf achten, dass Euer Bruder ein wenig feste Nahrung zu sich nimmt, damit er den Wein besser verträgt. Wenn er in diesem Tagzehnt noch einmal ausfällt, werden wir mit
Xarpedon
wohl eine weitere Katastrophe erleben, denn Kennit hat das Stück nicht im Repertoire.«
    »Ich habe es geschrieben, hol Euch der Teufel!«, brüllte Kennit, ein bärtiger Mann mit beginnender Glatze und dem Gebaren eines alternden Höflings, der sich an die Erinnerungen seiner herzensbrecherischen Jugend klammert.
    »Es zu schreiben und es auswendig zu können sind zwei verschiedene Dinge, Nevin«, sagte Teodorus sachlich. »Komm mit mir, Junge — wir werden reden, während du isst.«
    Im Inneren des winzigen Planwagens ließ sich der Stückeschreiber auf der schmalen Holzpritsche nieder und zeigte auf eine abgedeckte Schale auf dem Klappbord, das, nach den Federkielen, Stiften und Tintenfässern zu urteilen, die in einer unterteilten Ledertasche daneben hingen, auch als Schreibtisch diente. »Einen Löffel habe ich nicht. Dort ist eine Schüssel mit Wasser, wo du dir die Hände waschen kannst.«
    Teodorus beobachtete mit einem freundlichen Lächeln, wie Briony sich über den lauwarmen Eintopf hermachte. »Ich glaube, du würdest dich gut für einige der Frauenrollen eignen. Unser zweiter Jüngling kam uns in Silverhalden abhanden, weil er sich in eine Einheimische verliebte — das ist nun mal das Los fahrender Schauspieltruppen. Feival kann nicht sämtliche Frauenrollen übernehmen, Pilney ist zu hässlich, um etwas anderes als Ammen und Witwen zu spielen, und wir werden es uns nicht leisten können, einen weiteren Schauspieler anzuheuern, ehe wir wieder ein festes Theater haben.«
    Briony musste schlucken. »Schauspieler — ich? Nein. Nein, Herr, das kann ich nicht. Das habe ich nie gelernt.«
    Teodorus zog eine Augenbraue hoch. »Nie gelernt, so zu tun, als ob? Das klingt merkwürdig aus dem Mund eines Mädchens, das vorgibt, ein Junge zu sein, meinst du nicht auch? Was macht es da schon aus, wenn wir die Täuschung noch etwas weitertreiben und dich so tun lassen, als wärst du ein Junge, der vorgibt, ein Mädchen zu sein?«
    Briony rang nach Luft. »Ein Mädchen ...«
    Teodorus lachte. »Lass gut sein, Kind. Du hast doch nicht im Ernst geglaubt, dass du wirklich als Junge durchgehen würdest? Nicht unter Schauspielern — zumindest nicht bei mir. Ich habe schon Jungen Rouge aufgelegt und das Korsett enger geschnürt, ehe du auch nur geboren wurdest. Aber es ist an dir — ich würde niemals jemanden gegen seinen Willen auf die Bühne zwingen. Du wirst mit mir hier im Wagen schlafen, und wir finden eine andere Aufgabe für dich.«
    Der Eintopf schien sich in ihrem Mund plötzlich in eine zähe, fade Masse zu verwandeln. Sie hatte nie viel mit Schriftstellern zu tun gehabt, doch Geschichten über ihren unsittlichen Lebenswandel hatte sie sehr wohl gehört. »Mit Euch schlafen ...?«
    Teodorus streckte die Hand aus und tätschelte ihr Knie. Sie zuckte zurück und hätte beinah die Suppenschale in ihren Schoß fallen lassen. »Dummes Kind«, sagte er. »Wenn du wirklich ein Junge wärst, müsstest du dich, hübsch wie du bist, vielleicht vor mir in Acht nehmen. So aber will ich nichts von dir, und wenn Pedder Makswell glaubt, du gehörst mir, wird auch er dich in Ruhe lassen. Er hat etwas für reizvolle Burschen übrig, wagt es aber nicht, sich mit mir anzulegen, denn auch wenn die Truppe seinen Namen trägt, so sind es doch meine Verbindungen in Tessis, die die Gewähr bieten, dass wir überleben und unsere Kunst ausüben können.«
    »Tessis? Ihr wollt bis nach Syan ziehen?« Briony schwankte ein wenig auf ihrem winzigen Schemel, weil ihr vor Erleichterung ganz schwindlig war.
Danke, Lisiya — und auch dir, gütige Zoria.
    »Ja, irgendwann werden wir dort anlangen. Nachdem wir vielleicht zunächst in einigen der umliegenden Ortschaften ausprobiert haben, wie unsere neuen Stücke dort ankommen —
Der Raub Zoriens
ist noch nie vor einem echten Publikum aufgeführt worden, und ich würde ihn gern ein wenig frei atmen lassen,

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