Das Spiel
bin. Als ich kaum alt genug war, ein Schwert zu tragen, kämpfte ich mit meiner Herrin bei Mornwald gegen Barumbanogatir, einen fürchterlichen Bastardsohn des alten Zwielicht — desjenigen, den ihr Sonnländer Sveros Abendhimmel nennt. Der Riese Barumbanogatir tötete dreihundert der besten Krieger meiner Herrin, ehe sie ihn schließlich fällte, indem sie ihm ihren Speer durch den mächtigen Schild in die Kehle jagte. Danach bestritten wir noch weitere Kämpfe für das
Volk,
gegen die Traumlosen und die verräterischen Gebirgsdrags. Wir kämpften und riskierten unser Leben, um unser Volk zu schützen, auch wenn es nichts mit uns zu tun haben wollte — ja, auch dann noch, als uns alle außer Königin Saqri wie grimmige Tiere behandelten, die man am äußersten Rand des Lagers anpflockt, aber niemals in seine Mitte lässt.
Ihr müsst wissen, nur Saqri vom Alten Gesang erkannte uns als das an, was wir waren — das scharfe Schwert in der Scheide des
Volkes,
die Waffe, die, auch wenn sie nicht gezogen wird, andere vorsichtig macht, sie dazu bringt, ihre Gelüste gegen ihre Furcht abzuwägen. Yasammez stammt aus der Familie der Königin, und Saqri würdigte sie als eine der ältesten und reinsten Hohen, die noch am Leben sind. Königin Saqri wusste, dass meiner Herrin an Langlebigkeit und Mut gegeben war, was der König, die
Königin und ihre Vorfahren gegen die Gabe der Feuerblume eingetauscht hatten, jenes Geschenk des letzten Gottes an unsere Herrscherfamilie,
Ein Geschenk, das sich jetzt als ein Fluch erweist ...
Unmittelbar unter den Worten des Elben fühlte Ferras Vansen einen wilden Strudel — Jahrtausende grimmiger geschichtlicher Wirren, wirbelnd wie tiefe, schwarze Wasser. Er wollte fragen, was die Feuerblume war, aber Gyir redete sonst nie so offen, und er scheute sich, ihn zu unterbrechen.
Meine Herrin Yasammez hatte schon viele Jahrhunderte für das
Volk
gekämpft, ehe ich auch nur geboren wurde. Bei der berüchtigten, schrecklichen Schlacht der Zitternden Ebene, in einem der letzten Götterkriege, vernichtete sie die irdische Gestalt des Urekh, der kein Götterbastard war, sondern ein echter Gott, und der durch den Pelz eines magischen Wolfes, den er als Panzer trug, für unverwundbar galt. Schon dafür wird man sie im Gedächtnis behalten und preisen, bis die Kerze der Zeit erlischt, aber nicht deshalb erwähne ich diese Schlacht. Es war eben jener Tag, von dem ich Euch bereits erzählte, der Tag, an dem Kituyik die Seinen zurückhielt, in der Hoffnung, so den Verlauf des Kampfes zu seinem eigenen Vorteil zu beeinflussen, worauf er jedoch von Kernios selbst getroffen, geblendet und beinah getötet wurde.
Vansen erinnerte sich an die Geschichte, wie Kituyik mit seinen Witwenmachern verspätet auf dem Schlachtfeld erschienen war und dann hatte erkennen müssen, dass er sich verkalkuliert hatte, da Perin, Kernios und diejenigen Götter, welche sich Surazemai nannten, kurz vor dem Sieg standen und die übrigen Götter und Qar bereits in wilder Flucht davonstürzten.
Kernios verwundete ihn, sagt Ihr?
Ja. Schwarzgrund traf Kituyik mit solcher Macht, dass seine Wunde nie mehr richtig verheilte. Doch jetzt ist der Halbgott aus irgendeinem Grund dabei, sich zum Thronsaal Schwarzgrunds hinabzugraben — jenes Gottes, den Ihr Kernios nennt.
Aber was hat Kituyik vor?
Sich irgendwie für das zu entschädigen, was ihm angetan wurde. Vielleicht liegt ja Erdstern, der mächtige Speer des Gottes, hinter jenem Tor, oder aber Kituyik ist auf etwas Subtileres aus. Doch in jedem Fall fühle ich, dass er, wenn es ihm gelingt, dieses Tor zu öffnen, Macht gewinnen wird — unermessliche Macht. Die Niederlage von damals hat ihn in einen Zustand der Schwäche gestürzt — was Ihr vor Euch saht, ist nur noch ein schwacher Schatten dessen, was er an jenem Tag war, als er schließlich doch noch auf die Zitternde Ebene zog. Aber er ist einer der letzten lebenden Bastardsöhne der wahren Götter. Wenn er seine alte Stärke wiedererlangt, wird er das mächtigste Wesen sein, das auf der grünen Erde wandelt.
Aber wir können doch nichts tun, um ihn aufzuhalten,
sagte Vansen.
Oder?
Ich fürchte, wir müssen,
sagte Gyir.
Wollt Ihr sagen, es ist an uns, die ganze Welt zu retten?
Vansen sah Barrick an, weil er wissen wollte, ob der Junge Gyirs rätselhafte Worte verstand, doch der Prinz starrte nur düster vor sich hin und rang immer noch um Atem.
Natürlich — aber auch unser eigenes Leben zu retten. Große Magie —
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