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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
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dass ich dich bemitleide, weil du von unmöglichen Orten und von Leuten ohne Namen träumst,
sagte sie mit einem neuen Anflug von verschmitztem Humor,
musst du's wohl bei jemand anderem probieren.
    Er wollte sie einfach genießen, konnte es aber nicht. Wenn er es tat — wenn er sein eigenes Unglück leichter nahm —, wie konnte er dann weiterexistieren? Das Einzige, was sein Leid erträglich machte, war das Wissen, dass es ihn zu etwas Besonderem machte — dass er irgendwie für dieses Leiden auserkoren war.
Aber ich habe es mir nicht ausgesucht, so zu sein!
Seine Verzweiflung machte sich in einem Wutgebrüll Luft.
Ich wollte das alles nicht! Ich kann es nicht mehr ertragen!
    Was meinst du?
Ihre Belustigung war verflogen — sie sah ihn jetzt wieder an, sah ihn wirklich an. Er würde diese verschwommene Phantomgestalt nicht wiedererkennen, selbst wenn sie direkt vor ihm stünde, aber die Art von Aufmerksamkeit, die sie ihm schenkte, würde er immer und überall erkennen, in jedweder Verkleidung.
    Es ist einfach zu viel. Ein Horror nach dem anderen. Die Götter selbst ...
Die Monstrosität des Ganzen ließ sich einfach nicht erklären.
Ich bin verflucht, das ist es. Ich habe nicht die Kraft, noch länger damit zu leben. Ich dachte, ich könnte es — ich habe es versucht — aber es geht nicht.
    Das meinst du nicht ernst. Das ist so eine Art ... Angeberei.
    Ich meine es ernst! Lieber will ich tot sein.
Wenn er tot wäre, würde er seine geliebte Zwillingsseele vielleicht nie wieder sehen — und auch sie nicht, diese neue Freundin im Dunkel —, aber im Moment kümmerte ihn das nicht. Er war dieser Bürde einfach müde.
    Das darfst du nicht sagen!
Ihre Gedanken waren nicht vorwurfsvoll, sondern wieder ärgerlich.
Wir müssen alle sterben. Was ist, wenn wir nur einmal die Chance erhalten zu leben?
    Was ist, wenn das Leben nichts als Leiden ist?
    Wehr dich dagegen. Schüttle es ab. Ändere es.
    Das ist leicht gesagt.
Er war empört und wütend, hatte aber plötzlich schreckliche Angst, sie könnte ihn alleinlassen, hier auf dieser knochenbleichen Brücke über dem Nichts — nein, über etwas Schlimmerem.
    Nein, ist es nicht. Und ich weiß, es zu tun, ist noch schwerer. Aber es ist alles, was du hast.
    Was?
    Das hier. Genau das. Du musst kämpfen.
    Wirst du ... wirst du wiederkommen, wenn ich es tue?
    Ich weiß nicht.
Ein Aufscheinen von Lieblichkeit im Nichts, ein Lächeln wie Vogelsang im Dunkel vor Sonnenaufgang.
Ich weiß nicht, wie ich dich gefunden habe, deshalb weiß ich auch nicht, ob ich dich wiederfinden werde, teurer Freund. Wer bist du?
    Das kann ich nicht sagen — ich weiß es nicht genau. Aber komm wieder — bitte!
    Ich werde es versuchen ... aber du musst leben!
    Und dann waren die Brücke, der Abgrund, das Mädchen und alles verschwunden, und Barrick Eddon schwamm langsam wieder durch die gewöhnlichen Tiefen des Traums und des Schlafes empor.

    Erleichtert nahm Ferras Vansen zur Kenntnis, dass sich der Zustand des Prinzen ein wenig gebessert zu haben schien. Barrick gab nicht mehr diese schrecklichen pfeifenden Atemgeräusche von sich, und wenn er auch immer noch auf dem Boden ihrer Zelle lag, schien er jetzt doch eher zu schlafen als sich zu quälen. Vansen, der den Prinzen einmal hatte beruhigen wollen und dafür eine wild umherschlagende Hand ins Gesicht bekommen hatte, atmete auf. Offenbar würde es der Junge überleben, wenn Vansen auch immer noch nicht genau wusste, was ihn in diesen Zustand versetzt hatte. Es musste irgendetwas mit ...
    Was war das?
, fragte er Gyir.
Dieses ... Tor. Seit wir wieder in unseren eigenen Köpfen sind, habt Ihr nichts mehr gesagt außer »Haltet die Beine des Jungen fest«, als er so wild um sich getreten hat. Warum hüllt Ihr Euch in Schweigen?
    Weil ich es zu verstehen versuche.
Gyirs Gedanken drifteten so langsam heran wie Sommerwolken.
Für das, was wir gesehen haben, scheint es nur eine Erklärung zu geben, und ich traue solchen auf der Hand liegenden Antworten nicht. Aber je länger ich darüber nachdenke, desto eindeutiger komme ich immer wieder zum selben Schluss.
    Welchem Schluss?
Vansen sah zu dem Prinzen hinüber, der jetzt saß, sich aber krümmte wie ein Kind mit Bauchschmerzen.
Ich bin nur ein Soldat — ich weiß nichts von Göttern, übernatürlichen Wesen und Magie. Was geht hier vor?
    Ihr habt doch die Tanne und die Eule gesehen,
sagte Gyir.
Das sind Schwarzgrunds Symbole. Was könnten wir anderes gesehen haben als das schreckliche Tor des

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