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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Magie der ältesten und mächtigsten Art — erfordert Blut und Essenzen — das, was Euer Volk die Seelen von Lebewesen nennt —, wenn sie gelingen soll. Sie erfordert Blutopfer.
Das letzte Wort kam wie eine Dolchspitze, kalt und scharf und im ersten Moment fast schmerzlos.
Vor allem die Opferung solcher Wesen, die selbst irgendeine Art von Macht besitzen.
    Wovon redet Ihr?
Aber Vansen ahnte es bereits.
    Ich vermute, dass wir deshalb nicht wie all die anderen armen Kreaturen zu Tode geschunden, nicht der Vergiftung durch die Arbeit am Tor zum Reich der Götter ausgesetzt wurden, weil Kituyik einen von uns — höchstwahrscheinlich mich, da ich ein Verhüllter bin — oder vielleicht auch uns alle benötigt, um sich den Zugang zu Kernios' Thronsaal aufzuschließen. Er braucht unser Blut. Er braucht unsere Seelen.
    Eins musste man Ferras Vansen lassen, befand Barrick: Der Gardehauptmann war ... nicht kleinzukriegen. Wenn seine dickfellige Normalität und seine unverschämt robuste Gesundheit nicht schon Grund genug gewesen wären, ihn zu hassen, dann hätte seine unermüdliche Bereitschaft zu rackern und zu kämpfen — als ob das Leben ein Wettspiel wäre und es am Ende irgendeine Art Gesamtwertung gäbe — allemal gereicht. Für Barrick war Optimismus immer schon ein anderes Wort für Dummheit gewesen.
    Aber das dunkeläugige Mädchen würde ihn bewundern,
dachte er plötzlich und spürte einen Eifersuchtsstich.
    »Was also sollen wir tun?«, fragte Vansen Gyir leise, aber in gesprochenen Worten, damit es der Prinz verstehen konnte. Umsichtig war der Kerl auch noch. Barrick hätte ihn am liebsten mit irgendetwas geschlagen. »Wir können doch wohl nicht einfach darauf warten, dass sie ... dass sie uns auf irgendeinem barbarischen Altar verbrennen.«
    »Vielleicht solltet Ihr die unwesentliche Kleinigkeit berücksichtigen, dass wir es mit einem verrückten Halbgott zu tun haben und mit all diesen Dämonen und Ungeheuern, die ihm dienen und uns nur zu gern in Stücke reißen würden«, erklärte Barrick genüsslicher, als man es von jemandem erwarten würde, der einen solchen Satz sagt. Er war versucht, Gyir und dem Soldaten dennoch zu helfen, nur damit sie einsahen, wie vergeblich alle derartigen Überlegungen waren. Außerdem war es ja wohl auch nicht allein ihre Schuld, dass sie so naiv waren. Sie hatten ja nicht wie er die ganze Macht dieses Ortes gespürt, diese schreckliche, überwältigende Kraft, die Große Tiefen immer noch innewohnte, auch wenn der Gott längst weg war —
wenn
er denn weg war. Was es auch immer sein mochte, das Barrick für all diese Dinge empfänglich machte, es machte ihn ganz offensichtlich auch weise: Er schien als Einziger um die Sinnlosigkeit dieses ganzen Geredes zu wissen.
    Aber würde
sie
es auch sinnlos finden? Barrick wusste, dass die Antwort nein hieß, und er schämte sich wieder.
Scham oder der sichere Tod,
dachte er —
was bleiben mir doch immer für großartige Alternativen.
    Gewiss,
sagte Gyir.
Wir wären Narren, wenn wir nicht sähen, wie gering unsere Chancen sind. Aber wir haben keine Wahl. Ich trage, wie ich schon sagte, etwas bei mir, das um jeden Preis zum Haus des
Volkes
gelangen muss, also müssen wir uns Kituyik und seinen Plänen widersetzen.
    »Das ist ja alles gut und schön«, sagte Barrick. »Aber was können wir denn wirklich
tun?
Welche Hoffnung bleibt uns denn noch?«
    Das laute Sprechen muss jetzt ein Ende haben,
erklärte ihm Gyir,
auch wenn Euch das Schmerzen bereitet. Ich werde zwischen Euch beiden dolmetschen. Das wird langsamer gehen, aber auch wenn ich keinen Lauscher fühle, kann ich das Risiko, dass ich mich täusche, nicht länger eingehen, sobald wir darüber sprechen, was wir tun können.
    Wie Ihr meint,
sagte Barrick.
Aber was soll es denn nützen, überhaupt irgendwelche Pläne gegen Kituyik zu schmieden? Er ist doch ein Riese — eine Art Gott!
    Gyir nickte bedächtig.
Ihr meint, es sei sinnlos? Mag sein. Es wird genaue Vorbereitung und Glück erfordern, und selbst dann wird es uns wahrscheinlich nichts weiter bringen als den gewaltsamen Tod — aber zumindest wird es ein selbstgewählter Tod sein, und das allein ist schon einiges wert. Nun, jedenfalls — zuerst muss ich das Schlangenfeuer finden und mir eine Möglichkeit einfallen lassen, wie ich darankomme.
    Das was?
Barrick verstand nicht, was das schlangenartige Gedankenbild besagen sollte — eine gewundene Feuerspur, dann ein Bersten wie von einer zu prall mit Luft gefüllten

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