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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Gelenke, als er die Arme hob und auf Barrick und die Wächter zuwankte.
»O Sich Verengender Weg, öffne das Tor!«
    Die singenden Worte des Traumlosen erfüllten jeden Winkel der Welt, jeden Winkel von Vansens Denken. Sie waren so schwer wie Steine, fielen auf ihn, zerschmetterten ihn — oder war das Kituyiks donnerndes Lachen? Der Prinz, die Wächter und der graue Mann waren mit Fackelschein übergossen, aber von absoluter Dunkelheit umrahmt, so als hätten die Götter vergessen, eine Welt bereitzustellen, in der sie leben konnten.
    Ueni'ssohs Stimme erhob sich triumphierend.
»O Spiralmuschel, führe uns zum Mittelpunkt!
O Herr des Kessels, gib uns unsere Namen zurück!
Oberhaupt des Grases, öffne das Tor!
Herr der Erde, öffne das Tor!

Schwarzgrund! Schwarzgrund! Öffne das Tor zwischen dem Warum und dem Warum Nicht ...!«
    Irgendetwas war jetzt in dem schwarzen Nichts der Öffnung, etwas, das unsichtbar war, aber so alldurchdringend und lebensvernichtend, dass Vansen vor Angst aufschrie wie ein Kind, während er sich auf den zottigen Wächter warf, der Barrick das Messer an die Kehle hielt. Eine schemenhafte Erinnerung an das, was ihn Donal Murroy gelehrt hatte, erreichte ihn wie aus dem Leben eines anderen: Er packte den Arm des Wesens und drückte den Ellbogen gegen die Gelenkrichtung durch, dass die Kreatur vor Schmerz aufheulte und die seltsame Klinge fallen ließ. Vansen schnappte sie sich und wirbelte herum, auf der Suche nach Ueni'ssoh, aber der graue Mann schien in einer Art Trance, also stürzte sich Vansen auf den anderen Wächter. Die Wucht des Anpralls befreite Prinz Barrick aus dem Griff der Kreatur und ließ das zottige Biest bäuchlings über den Felsenboden schlittern. Vansen hob einen Stein vom Boden auf und hämmerte damit auf das Schloss der Handschellen um Barricks Handgelenke ein, so erpicht darauf, den Prinzen zu befreien, dass er dessen Schmerzensschreie, als der verkrüppelte Arm durchgerüttelt wurde, gar nicht beachtete.
    Noch einen Augenblick,
flüsterte etwas in seinem Kopf. Ferras Vansens eigenes Denken war so wirr und langsam, dass er zunächst nicht begriff, wer mit ihm sprach, und dann nicht verstand, was es bedeuten sollte.
Kämpft noch einen Augenblick weiter ...!
    Das Schloss barst, und die Handschellen des Prinzen fielen gerade in dem Moment ab, als der andere Wächter angriff. Alles, was Vansen tun konnte, war, Barrick beiseite zu stoßen und dann zu versuchen, dem stinkenden, haarigen Wächter mit dem Messer beizukommen. Einen sich ewig dehnenden Moment hielten sich Vansen und der Wächter gegenseitig umklammert und keuchten einander ins Gesicht, während jeder mit der freien Hand die Waffe des anderen festhielt und jede der beiden Waffen zitternd vor dem geweiteten Auge des Gegners schwebte. Über die Schulter des Wächters hinweg sah Vansen das monströse offene Tor; die Schwärze wirbelte und brodelte von unsichtbaren Kräften, die Vansen Knochen und Eingeweide zusammenpresste, bis er dachte, sein Herz müsse jeden Moment stehen bleiben.
    Vansen konnte sich gerade noch fragen, ob Gyir wirklich einen Plan gehabt hatte und nur alles, was nach dem Lösen der Fesseln geschehen sollte, fehlgeschlagen war, ehe ihm der zweite Wächter einen solchen Hieb in den Rücken verpasste, dass er die Waffenhand der anderen Kreatur loslassen musste. Er warf sich herum und duckte sich gleichzeitig weg, um dem Dolchstoß ins Gesicht auszuweichen, und er und die beiden Wächter verklammerten sich ineinander. Als kämpfendes, keuchendes Knäuel taumelten die drei ein paar Schritte, stolperten dann gemeinsam über die Schwelle des Gottestors und fielen ins Dunkel.
    Schwarz.
    Eisesstarre.
    Nichts.
    Die affenartigen Wächter trudelten davon, als sie alle drei abwärts stürzten, und verschwanden im Leeren; binnen eines Herzschlags waren ihre unartikulierten Schreie verklungen. Seine eigene Stimme war weg. Er spürte, wie seine Lunge einen Schrei höchsten Entsetzens hervorpresste, hörte aber nichts außer dem leisen Sausen seines eigenen Fallens.
    Ferras Vansen fiel und fiel. Im Nu war er weit jenseits des Punktes, da er den Aufprall noch hätte überleben können, aber er fiel immer weiter. Schließlich rissen die Leere und der Wind seinen Verstand davon.

35

Zeremonien
    Von den aufständischen Göttern, die die Schlacht gegen das Trigon überlebt hatten, wurden nur wenige verschont. Einer von ihnen war Kupilas, der Sohn des Zmeos, weil der Kunstfertige seinen Oheimen Treue schwor und

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