Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
aufzustehen
und ins Land des Roten Sonnenlichts zu gehen

Dem Land, wo die Sonne versinkt und nimmer emporsteigt.

O Rußfüßiger, lass uns Schutz suchen in Deinem harten Schattenschoß
Wo wir die sterbende Sonne noch sehen bis zum letzten Tag.
Krähenvater

Träger der Eisernen Handschuhe

Hüter des unlösbaren Knotens

Wir sind voll Furcht, o König. Öffne das Tor!«
    In seiner Angst und Verwirrung dachte Vansen zunächst, das gewaltige Steinportal begänne zu verschwinden oder wie Eis dahinzuschmelzen. Aber nein, wurde ihm gleich darauf klar, etwas noch viel Seltsameres geschah: Das mächtige Tor schwang nach innen auf, und das Dunkel dahinter war so absolut, dass es selbst die Sterne hätte ersticken können. Vansens Herz zitterte. Sein Körper fühlte sich plötzlich knochenlos an, so schlaff wie ein leerer Sack.
    Ferras Vansen, verzagt nicht!
Die Worte kamen wie ein Flüstern von der anderen Seite der Welt, aber sie gaben ihm wieder etwas von ihm selbst zurück. Es war Gyir, der sprach, Gyir in seinem Kopf, aber nur schwach. Er fühlte, dass die Kräfte des Elben aufs Äußerste gedehnt waren, als sie ihn erreichten. Nein, nicht nur ihn, auch Barrick, die Wächter, die sich an ihren Fesseln zu schaffen machten, und noch viele weitere, die Vansen nicht einmal identifizieren konnte. Gyirs Wille verbreitete sich unter ihnen allen, spann ein unsichtbares Spinnennetz von Einfluss, auch wenn dieses Netz jetzt zitterte und kurz vor dem Zerreißen war. Die Stärke des Sturmlichts war erstaunlich — nie hätte Vansen sich so etwas träumen lassen.
Kämpft!,
forderte Gyir.
Kämpft für den Jungen — kämpft für Eure Heimat! Ich brauche mehr Zeit.
    Zeit? Wofür? Auch die heldenhaften Bemühungen des Elben würden wohl nicht viel ändern. Ob sie nun gefesselt waren oder nicht, die Welt fand in diesem Augenblick ihr Ende, hier im Dunkel unter der Erde. Was auch immer hinter dieser Tür sein mochte, es würde sie alle verschlingen ...
    Doch selbst jetzt, da alles gleichgültig war, konnte Ferras Vansen den Schwur nicht vergessen, den er Barricks Schwester geleistet hatte. Es war so ziemlich das Einzige, woran er sich überhaupt erinnern konnte: Sein eigener Name, seine eigene Geschichte, alles, was ihm vor diesem Zeitpunkt widerfahren war, verblasste rasch, verschluckt von den sonoren Worten des grauen Mannes.
»O Silberschnabel, schick deine Fliegenden vor uns her
O
Fürst der Raben, mach einen Pfad am Himmel
Zeig uns den Weg zum Tor, dem Tor deines Dieners.«
    Die Beschwörung des grauen Mannes erfüllte jetzt die Höhle wie ein aufkommendes Unwetter, rau und grollend, aber sie war auch so intim, als ob sie in Vansens Ohr flüsterte. So etwas konnte doch keine menschliche Kehle hervorbringen ...!
»Der Ozean von Schlamm, wo die Atemlosen schlafen — Er sei umgangen!

Der träumende Baum, der Berge anhebt mit seinen mächtigen Wurzeln — Er sei umgangen!

Der Wald des schlagenden Herzens,

Wo die Flöten der Verlorenen in den Schatten am Wegrand ertönen — Er sei umgangen!
Der Sturm von Tränen,

Dessen Regen die Gesichter der Pilger wie Pfeile verwundet — Er sei umgangen!«
    Das Tor war jetzt vollständig geöffnet, ein Loch zu absoluter Schwärze, einer Schwärze jedoch, die irgendwie, auf unerklärliche Weise,
lebendig
war — Vansen hörte sie förmlich atmen, und das Herz schien ihm in der Brust zu schwellen, bis er dachte, es würde sich in seine Kehle emporschieben und ihm die letzte Luft nehmen.
»Schädelesser, vernichte unsere Feinde, die sich am Weg verstecken;
Wurzeln der Unsterblichen Tanne, füllt unsere Nasen, damit wir keine Dämonen riechen!

Hirte der Mumien, führe uns sicher zwischen den unruhigen Toten;
Schwarze Knochen, haltet uns fest in den eisigen Winden!
Mantel des Singenden Staubs, enthülle uns nur den Sternen!«
    Der graue Mann machte eine Handbewegung. Zwei riesige, haarige Wächter zogen Barrick vor Ueni'ssoh, der immer noch sang, auf die Knie empor. Dann riss einer von ihnen Barricks Kopf zurück, sodass das Kinn des Jungen auf Vansen und die anderen Zuschauer wies.
    Der andere Wächter zog ein schreckliches Messer mit einer gezackten Klinge, die halb so breit wie lang war, und setzte es fast zärtlich an das weiße Fleisch über der Kehle des Prinzen. Panisch versuchte Vansen, auf die Beine zu kommen, und in diesem Augenblick spürte er, wie die Kreatur hinter ihm ein letztes Mal an den Handschellen zerrte und sie von ihm abfielen. Messer von Schmerz bohrten sich in seine

Weitere Kostenlose Bücher