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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
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von dem Gedanken, bei sich selbst oder doch wenigstens ihrem Bühnenselbst zu schwören — »dass ich
nichts
von irgendwelchen Spionagedingen weiß.« Ihr Blick glitt jäh zu der verschlossenen Tür. »Glaubt Ihr, sie belauschen uns?«, fragte sie mit gedämpfter Stimme. »Haben wir irgendetwas gesagt, was wir nicht hätten sagen sollen?«
    »Was kümmert's dich, wenn du nichts zu verbergen hast?«, schnaubte Estir, doch ihr Zorn schien sich etwas gelegt zu haben. »Aber du hast recht. Wir sollten lieber den Mund halten. Wenn sich der dicke Besserwisser in Schwierigkeiten gebracht hat, wär's nicht das erste Mal. Mehr sage ich dazu nicht, außer dass er verflucht sein soll, weil er diesmal uns alle mit hineingezogen hat.«
    Briony starrte die Wände an. Sie waren so feucht, dass sie zu schwitzen schienen. Fast eine Stunde hatten sie marschieren müssen, um an diesen Ort zu gelangen, der sich wohl irgendwo im königlichen Palast befand, aber mehrere Stockwerke unter dem Hauptbau.
Ich könnte hier leicht spurlos verschwinden,
dachte sie.
Hingerichtet als Spionin. König Enander würde die Drecksarbeit für Hendon Tolly machen, ohne es auch nur zu ahnen. Oder sind sie etwa längst im Bunde ...?
Das war kaum anzunehmen — Südmark war nie eine Bedrohung oder ein ernstzunehmender Konkurrent für Syan gewesen. Was hatte Tolly der so viel mächtigeren syanesischen Monarchie schon zu bieten außer lästigen dynastischen Streitigkeiten? Welcher König würde so etwas unterstützen, wenn er selbst davon keinen Vorteil hätte?
    Aber was hatte Finn Teodorus betrieben? War es nur Zufall gewesen, dass Dawet im Hof des Gasthauses aufgetaucht war?
    Briony verfiel in düsteres Schweigen und grübelte darüber nach, was passiert war und was sie jetzt tun konnte.
An mir,
dachte sie,
es hängt alles an mir. Ich muss das Heft in die Hand nehmen statt einfach nur abzuwarten.
Schließlich ging sie zur Tür des Zellenraums und schlug mit beiden Händen laut dagegen.
    »Sagt Eurem Hauptmann oder wer hier auch immer das Sagen hat, dass ich ihn sprechen will. Ich will ihm einen Handel vorschlagen.«
    »Was hast du vor, Mädchen?«, fragte Estir, aber Briony beachtete sie nicht. Nach einer Weile schwang die Tür auf. Im Türrahmen standen zwei Wachsoldaten, kaum weniger gelangweilt als vorhin, da sie die beiden Frauen in den Raum gestoßen hatten.
    »Was willst du? Mach's kurz«, blaffte der eine.
    »Ich will Euch ein Geschäft vorschlagen. Sagt Eurem Hauptmann, dass ich den Mann namens Finn Teodorus sehen und mit ihm sprechen möchte. Wenn mir das erlaubt wird, dann werde ich etwas preisgeben, was selbst den König von Syan aufhorchen lassen wird, das schwöre ich bei allen Göttern.«
    Estir starrte sie mit offenem Mund an. »Du verräterisches Miststück«, brachte sie endlich hervor. »Versuchst dich wohl freizukaufen? Du wirst uns alle umbringen!«
    »Und holt diese Frau hier heraus«, verlangte Briony. »Sie weiß überhaupt nichts. Lasst sie gehen oder steckt sie woandershin, das ist mir gleich.«
    Die Soldaten, jetzt doch interessiert, wechselten einen Blick, verschlossen die Tür und stapften den Flur hinunter.
    »Wie kannst du's wagen!«, rief Estir Makswell und trat auf sie zu. Briony sah müde zu ihr auf und hoffte, dass Estir keinen Kampf vom Zaun brechen würde. »Woher nimmst du die Frechheit, denen zu sagen, was sie mit mir machen sollen?«
    Briony verdrehte die Augen und packte die Frau dann fest am Arm, um sie zum Schweigen zu bringen. »Hör auf — ich will dir nur helfen.« Estir starrte sie ängstlich an. Briony wurde bewusst, dass sie jetzt ihre Maske aufgesetzt hatte, die Eddon-Maske, die noch keiner der Schauspieler gesehen hatte. Sie gab ihrer Stimme einen harten Klang. »Wenn du den Mund hältst, kommt ihr alle ungeschoren hier heraus. Wenn du Theater machst, kann ich für nichts garantieren.«
    Estir Makswells Augen weiteten sich, weil Brionys Ton sich plötzlich so verändert hatte. Estir zog sich auf die andere Seite des Raumes zurück und blieb dort, bis die Wächter wiederkamen und sie hinausführten.
     
    Finn Teodorus hatte ein blaues Auge und eine blutige Schramme auf dem kahlen Kopf. Er sah Briony beschämt an, als ihn die Soldaten hereinführten und neben sie auf die Bank drückten.
    »Nun, Tim, mein lieber junger Freund«, sagte er, »wie es aussieht, hat dieses rohe Volk, das nicht zu unserer Schauspielerbruderschaft gehört, deine Verkleidung auffliegen lassen.« Er fasste sich an die geschwollene Wange

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