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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
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und stöhnte. »Ich schwöre dir, ich habe nichts ausgeplaudert.«
    »Sie haben es herausgefunden, als sie mich durchsucht haben. Das ist jetzt sowieso egal.« Briony holte tief Luft. Da die Wachen sie allein im Raum gelassen hatten, war mit ziemlicher Sicherheit davon auszugehen, dass sie von draußen jedes Wort mithörten. »Ich brauche Eure Hilfe«, erklärte sie Teodorus. »Ihr müsst mir unbedingt die Wahrheit sagen.«
    Er sah sie mit einer Mischung aus Misstrauen und Belustigung an. »Und wer in dieser verkommenen Welt könnte sagen, was
das
ist, mein Mädchen?«
    Sie räumte das mit einem Nicken ein. »Dann eben die Wahrheit, soweit Ihr sie kennt.« Sie blickte demonstrativ zur Tür. »Soweit Ihr sie mir sagen könnt.«
    Er seufzte. »Es tut mir wirklich sehr leid, dass du mit in diese Sache hineingeraten bist. Ich habe ihnen klarzumachen versucht, dass du nichts damit zu tun hast.«
    »Macht Euch um mich keine Sorgen. Ich bin nicht so unschuldig wie Ihr denkt, Finn. Sagt mir nur eins — habt Ihr für Hendon Tolly gearbeitet?«
    Er starrte sie sichtlich kalkulierend an. »Tolly?«
    »Vielleicht kann ich Euch schützen, aber Ihr müsst mir in diesem Punkt reinen Wein einschenken.
Ich muss es wissen.«
    »Du mich schützen? Mädel, du bist doch nicht wirklich Zoria, du hast sie nur auf der Bühne gespielt!« Er versuchte zu lächeln, aber es kam nicht mehr als ein nervöses Zucken dabei heraus. Er schluckte und beugte sich zu ihr. »Ich ... ich weiß es nicht«, bekannte er so leise, dass man es kaum ein Flüstern nennen konnte. »Ich ... ich habe einen ... einen Auftrag bekommen ... von jemand anderem. Einer hochgestellten Person in der Regierung von Südmark.«
    Sie wagte eine Vermutung. »War es Graf Brone? Avin Brone?«
    Seine Augenbrauen fuhren in die Höhe. »Was weißt du von solchen Dingen?«
    »Wenn ich uns retten kann, werde ich es tun, und dann erfahrt Ihr mehr. Solltet Ihr Euch auf Brones Geheiß mit Dawet dan-Faar treffen? Drakavas Mann?«
    Jetzt hatte es Finn Teodorus die Sprache verschlagen. Er brachte nur noch ein Nicken zustande. Briony erhob sich und ging zur Tür. »Ich möchte bitte den Hauptmann sprechen«, rief sie, »oder denjenigen, der hier den Befehl hat. Ich habe etwas zu sagen, das den König interessieren wird.«
    Dieses Mal musste sie viel länger warten, bis sich die Tür wieder öffnete. Mehrere Wachen traten in den Raum, und kurz darauf folgte ihnen ein erlesen gekleideter Mann mit dem typischen hohen Stehkragen der hochstehenden Höflinge. Sein Spitzbart hatte zwar schon graue Fäden, aber ansonsten wirkte er nicht besonders alt, und er bewegte sich mit der Leichtigkeit eines jungen Mannes. Er erinnerte sie ein wenig an Hendon Tolly — eine unangenehme Gedankenverbindung. »Behalte Platz«, sagte der Edelmann mit perfekt bemessener förmlicher Höflichkeit. »Ich bin der Marquis von Athnia, der Sekretär des Königs. Mir wurde berichtet, dass du etwas zu sagen zu haben glaubst, das mein Gehör wert ist. Es versteht sich wohl von selbst, dass eine sehr unangenehme Strafe daraufsteht, mir meine Zeit zu stehlen.«
    Briony richtete sich auf. Von Athnia hatte sie schon gehört — er gehörte dem alten und reichen Hause Jino an und war einer der wichtigsten Männer Syans. Offenbar hatten die Wächter sie ernst genommen. Finn Teodorus schwankte auf der Bank, der Ohnmacht nahe, weil ein so mächtiger Mann persönlich erschienen war.
    »Ich weiß.« Sie stand auf. »Es wird niemandem nützen, wenn ich diese Maskerade weiter aufrechterhalte. Ich bin keine Schauspielerin. Ich bin keine Spionin. Ich glaube, dass auch dieser Mann hier und all die übrigen Schauspieler keine Spione sind — oder dass sie zumindest Syan und König Enander nichts Böses wollten.«
    »Und warum sollten wir irgendetwas glauben, das
du
uns erzählst?«, fragte der Marquis. »Warum sollten wir dich nicht eher nach unten in die Branntweinkeller stecken und die Männer dort die Wahrheit aus dir herausholen lassen?«
    Sie holte tief Luft. Jetzt, da der Moment gekommen war, fand sie es überraschend schwer, den Mantel der Anonymität abzuwerfen. »Weil Ihr dann die Tochter eines Eurer engsten und ältesten Verbündeten foltern würdet, Fürst Jino«, sagte sie und richtete sich kerzengerade auf, um so groß und beeindruckend wie möglich zu wirken. »Mein Name ist Briony te Meriel te Krisanthe M'Connord Eddon, Tochter des Olin, König von Südmark, und ich bin die rechtmäßige Prinzregentin der Markenlande.«

    Es

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