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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Funderling machen, der sein Komplize war? Die einzige Frage ist, ob überhaupt jemand von meinem Tod erfahren wird. Ach, meine gute, alte Opalia, du hattest doch recht. Ich hätte lernen sollen, daheim zu bleiben und mich um meine eigenen Pilze zu kümmern.
    Er atmete tief ein, um sein klopfendes Herz unter Kontrolle zu bringen. Vielleicht waren es ja wirklich nur Chavens Diener. Vielleicht ...
    »Ich versichere Euch, edler Herr Tolly, hier ist nichts Wertvolles zu finden«, rief eine dünne Stimme im Treppenhaus, so nah, dass Chert erstarrte und nicht mal zu atmen wagte. Zu seinem Entsetzen sah er, wie sich Chavens Augen vor Zorn weiteten und der Arzt impulsiv die Treppe hinaufstürzen wollte. Cherts Hand schoss vor und umklammerte Chavens Arm, als krallte er sich, über dem Abgrund baumelnd, an einer Gerüststange fest.
    Die Stimme der anderen Person klang lässig, aber auch so, als könnte diese Lässigkeit jederzeit so schnell, wie eine Viper zustößt, in Grausamkeit umschlagen. »Ist das wirklich wahr, Bruder, oder gibt es hier möglicherweise Dinge, von denen Ihr glaubt, dass sie für mich ohne Wert sind, die Ihr aber selbst gern hättet?«
    Verwirrt schloss Chert, dass es sich bei den beiden Männern dort im Treppenhaus um Hendon Tolly und dessen Bruder, den neuen Herzog von Summerfield handeln musste. Er konnte sich die blinde Wut in Chavens Gesicht nicht erklären. Bei den Alten der Erde, begriff der Arzt denn nicht, dass die Tollys jetzt nicht nur die Eigentümer der Burg waren, sondern auch die unangefochtenen Herrscher über ganz Südmark? Dass es nur eines einzigen Wortes von ihnen bedurfte, damit Chaven und Chert vor einer johlenden Menge auf dem Marktplatz gehäutet wurden wie Tiere?
    »Ich versichere Euch, Herr, das einzig wirklich wertvolle Stück besitzt Ihr bereits. Ich verspreche Euch, dass ich ihm sein Geheimnis irgendwann entreißen werde, aber im Augenblick fehlt noch etwas, irgendein Element, das ich noch nicht entdeckt habe, und es befindet sich nicht in diesem Haus ...« Die dünne Stimme des Mannes wurde plötzlich scharf und schrill. »Ah, nehmt das weg!«
    »Das ist doch nur eine Katze«, entgegnete der, der mit edler Herr Tolly angesprochen worden war.
    »Ich verabscheue diese Viecher. Sie sind Werkzeuge des Zmeos. Da, sie verschwindet. Gut.« Als der zweite Mann weitersprach, hatte er zu seiner anfänglichen Ruhe zurückgefunden. »Wie ich schon sagte, es gibt nichts in diesem Haus, was mir helfen könnte, das Rätsel zu lösen, das versichere ich Euch, Herr.«
    »Aber Ihr werdet es lösen«, verkündete der andere. »Das werdet Ihr.«
    In der ersten Stimme schwang jetzt wieder schlecht verhohlene Angst. »Natürlich, Herr. Habe ich Euch nicht immer treu und zuverlässig gedient?«
    »Doch, das habt Ihr wohl. Lasst uns das Haus jetzt wieder abschließen, dann könnt Ihr Euch wieder Eurer Nekromantie zuwenden.«
    »Herr, ›Kaptromantie‹ ist hier wohl eher der passende Begriff.« Der Sprechende hatte jetzt offensichtlich seine Sicherheit wiedererlangt. Chert sagte sich, dass er sich wohl doch geirrt haben musste. Bei der einen Person mochte es sich ja um einen Tolly handeln, aber bestimmt nicht bei beiden. »Nekromantie bedeutet Leichenbeschwörung. Kaptromantie heißt dagegen Spiegelmagie.«
    »Nun, dann vielleicht ein wenig von beidem, nicht wahr?«, bemerkte der Höhergestellte launig. Dann wurden die Stimmen immer leiser. »Ach, was erschaffen wir doch für eine faszinierende Welt!«
    Als die Männer verschwunden waren und Stille im Haus herrschte, konnte Chert endlich wieder frei atmen, und er merkte, dass er am ganzen Leib zitterte, so als wäre er mit knapper Not einem Sturz in die Tiefe entgangen. »Wer waren die beiden?«
    »Hendon Tolly heißt einer dieser beiden Hunde«, knurrte der Arzt. »Der andere ist der niederträchtigste Verräter aller Zeiten — noch abscheulicher als Hendon. Ich habe ihn für meinen Freund gehalten, aber die ganze Zeit schon war er das Schoßhündchen der Tollys. Oh, wenn ich jetzt seinen Hals zu fassen kriegte ...«
    »Wovon sprecht Ihr?«
    »Wovon ich spreche? Er hat mir meinen kostbarsten Besitz gestohlen!« Chavens Augen waren immer noch wutgeweitet, und Chert begriff, dass der Hofarzt jederzeit in die Hauptburg hinausstürzen und sie beide ans Messer liefern konnte. Er packte Chaven wieder am Gewand.
    »Was denn? Was hat er gestohlen? Wer war das überhaupt?«
    Chaven schüttelte den Kopf. Seine Augen füllten sich wieder mit Tränen. »Nein,

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