Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
— interessant.« Etwas huschte über seine Lippen, so flüchtig wie ein Schatten — ein Lächeln? »Wie ich bereits sagte, Namen sind von äußerster Wichtigkeit. Nun, ich werde mein Möglichstes tun, den Rest Eures Namens zu erraten, und das ohne jegliche Hilfe von Umstehenden. Pelaya, nicht wahr? Ein hübscher Name. Er bedeutet ›Meer‹.«
    »Das weiß ich.« Sie wich einen Schritt zurück. »Ihr spielt auf Zeit. Den Rest könnt Ihr unmöglich erraten.«
    »Natürlich kann ich das. Lasst mich rekapitulieren, was ich bereits weiß.« Er strich sich den Bart wie das Inbild eines Philosophen von der Heiligen Trigonatsakademie. »Ihr befindet Euch hier, das ist die erste Tatsache, die es zu berücksichtigen gilt. Nicht jedem ist der Zutritt zu diesem Garten gestattet. Mir selbst wurde dieses Privileg erst kürzlich zuteil. Ihr tragt teure Gewänder aus Seide und Spitze, daher bin ich mir ziemlich sicher, dass Ihr keine Pastetenbäckerin beim Minzesammeln seid und auch keine Hausmagd auf dem Weg, die Wäsche auszulüften. Solltet Ihr doch eins von beidem sein, würdet Ihr Euch höchst gewissenlos vor Eurer Arbeit drücken, aber Ihr seht mir nicht aus wie ein echter Faulpelz.«
    Wider Willen musste sie lachen. Er redete Unsinn, um sie beide zu erheitern, das wusste sie, und dennoch — da lag noch mehr in seinen Worten. Er zeigte ihr, wie er es angehen würde, tatsächlich ein Problem zu lösen. »Folglich müssen wir davon ausgehen, dass Ihr eins der Edelfräulein dieser Burg seid, und in der Tat habt Ihr ja ein standesgemäßes Gefolge bei Euch.« Er deutete auf Teloni und die anderen, die das Spektakel so entsetzt verfolgten, als sei Pelaya in die Höhle eines Wolfs vorgedrungen. »Eines dieser Fräulein hat Euch bei Eurem Vornamen genannt, was einen gewissen Grad an Vertrautheit bezeugt, wie er vielleicht zwischen einem Edelfräulein und einer ihrer Zofen oder Freundinnen bestehen könnte, aber da ich eine gewisse Ähnlichkeit der Gesichtszüge bemerke — die Euren sind ein wenig feiner und zarter, aber ich hoffe, Ihr wisst das für Euch zu behalten —, würde ich vermuten, Ihr seid miteinander verwandt. Schwestern?«
    Sie sah ihn streng an. So leicht würde sie sich nicht dazu verleiten lassen, ihm zu helfen.
    »Nun gut, dann will ich aus argumentativen Gründen von diesem Umstand ausgehen. Schwestern. Ich weiß sehr wohl, dass mein ... nun, sagen wir, Gastgeber, der Protektor, keine legitimen Kinder hat. Einige mögen der Meinung sein, dass er sich darob glücklich schätzen könne, Kinder sind schließlich bisweilen anstrengend, aber dem schließe ich mich nicht an. So sehr ich allerdings seine Kinderlosigkeit bedaure, so wenig kann ich ihn zu Eurem Vater machen, wie ich es auch drehen und wenden mag. Also muss ich wohl anderswo suchen. Unter seinen höchsten Ministern sind einige, deren Hautfarbe zu hell oder zu dunkel ist, andere sind zu alt, und wieder andere haben zu offensichtlich andere Neigungen, um Väter von hübschen jungen Damen wie Euch zu sein. Also bin ich gezwungen, den Kreis der in Frage kommenden Herren auf die zu beschränken, von denen ich weiß, dass sie Kinder haben. Ich bin schon über ein halbes Jahr hier, folglich kenne ich mich bereits ein wenig aus.« Er lächelte. »Allerdings sehe ich jetzt, dass Eure Gefährtinnen ernstlich ungeduldig werden, daher muss ich wohl zur Sache kommen, ehe sie Euch davonschleppen. Nun, meine Vermutung ist, dass Ihr die Tochter des Verwalters dieser Festung, des Grafen Perivos Akuanis, seid, und zwar die jüngere, während es sich bei jenem dunkelhaarigen Fräulein dort um seine ältere Tochter Teloni handelt.«
    Sie funkelte ihn zornig an. »Das habt Ihr schon von Anfang an gewusst!«
    »Nein, dem muss ich entschieden widersprechen. Vielmehr erschloss sich mir der Sachverhalt erst im Laufe unseres Gespräches. Ich mag Euch vielleicht schon einmal mit Eurem Vater gesehen haben, aber das war mir bis eben nicht mehr bewusst.«
    »Ich weiß nicht, ob ich Euch glauben soll.«
    »Ich würde niemals eine junge Frau anlügen, die nach dem Meer benannt ist. Der Gott des Meeres ist der Schutzpatron meiner Familie, und die See selbst ist mir in diesen Tagen sehr ans Herz gewachsen. Wenn ich mich recke und strecke, kann ich von meinem Turmzimmer aus einen Zipfel Meer erkennen. Aus solchen Dingen schöpft das Herz die Kraft, nicht aufzugeben.« Er senkte den Kopf, dass es fast wie eine Verneigung aussah. »Und außerdem erinnert Ihr mich an meine eigene Tochter,

Weitere Kostenlose Bücher