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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
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und Mächtigem, der noch schlief, aber bald erwachen würde, in einer Welt, die dem Untergang näher gerückt war. Was immer das bedeuten mochte. Wie irgendein Traum verblasste es bereits. Bis auf die Augen der Elbenfrau, ihre Raubtieraugen, wachsam und weise, so scharf wie die eines Adlers, aber von altersloser Tiefe — so wie er sich die Augen einer Göttin vorgestellt hatte, als er noch an solche Dinge geglaubt hatte.
    Aber wenn ich nicht mehr an die Götter und an ihre Mythen glaube,
fragte er sich,
was ist dann das alles hier? Was ist mit mir passiert, wenn ich nicht von den Göttern berührt worden bin, so wie die Leute in den alten Geschichten, wie Iaris und Zakkas und die anderen Orakel? Wie Söterns, der hinauf zu Perins Palast auf dem Gipfel des Berges Xandos geflogen ist und in das Heim der Götter geblickt hat?
    Barrick merkte, dass er zwar keine Antworten auf seine Fragen gefunden, aber doch so etwas wie Frieden mit seinem Schicksal geschlossen hatte. Vernünftig nachzudenken, wie es sein Vater tun würde, hatte ihm geholfen. Er blickte wieder zu Gyir hinüber — sah etwas Erschreckendes, aber nicht wirklich Beängstigendes, ein Wesen, das ihm ähnlich und unähnlich zugleich war. Sie hatten miteinander gesprochen, von Denken zu Denken und von Herz zu Herz. Er hatte Freud und Leid des gesichtslosen Qar gefühlt, als dieser über seine Heimat gesprochen hatte und über den Krieg mit den Menschen, und er hatte schon fast das Gefühl gehabt, ihn zu verstehen. Das konnte doch nicht alles nur Lüge gewesen sein? Konnte jemand Freund und Feind zugleich sein?
    Barrick spürte, wie ihn der Schlaf übermannte, und ließ seine Augen zufallen. Ob sie nun Freunde oder Feinde waren, solange er dem Zauber der Qar-Frau gehorchte, waren er und Gyir, das Sturmlicht, doch wohl zumindest Verbündete. Darauf musste er vertrauen, oder er würde mit Sicherheit dem Wahnsinn anheimfallen.

    Ferras Vansen striegelte noch ein paarmal mit dem Sporn durchs Fell seines Pferds und bückte sich dann, um ihn wieder an seinen Stiefel zu schnallen. Das einzig Gute an diesem verdammten Regenwetter war, dass sich nicht gar so viele Dornranken im Fell des Tiers verfingen, wenn auch der Schwanz völlig verfilzt war. Er hielt inne und betrachtete das seltsame dunkle Ross, das den Prinzen Barrick vom Schlachtfeld fortgetragen hatte. Das Elbenpferd sah ihn mit milchig schimmernden Augen an. Das Tier schien außergewöhnlich aufmerksam, und seine Ruhe war nicht Gleichgültigkeit, sondern Überlegenheit. Vansen seufzte und drehte sich um. Er schämte sich, einem bloßen Tier solche Abneigung entgegenzubringen. »Gyir sagt, es heißt Libelle.«
    Barricks Stimme ließ Vansen zusammenzucken. Er hatte nicht gemerkt, dass der Prinz so dicht hinter ihm stand. »Das hat er Euch gesagt?«
    »Natürlich. Dass Ihr ihn nicht hören könnt, heißt noch lange nicht, dass er nicht spricht.«
    Ferras Vansen zweifelte nicht daran, dass der Zwielichtler in der Lage war, ohne Worte zu sprechen — er selbst hatte es ja auch schon ahnungsweise gefühlt. Aber das zuzugeben, wäre der erste Schritt auf einem Weg, den er nicht gehen wollte. »Libelle also. Wie Ihr wünscht.«
    »Es gehörte jemandem namens Vier Sonnenuntergänge — jedenfalls sagt Gyir, dass der Name das bedeutet.« Barrick runzelte die Stirn, um die richtigen Worte bemüht. Es gab Augenblicke, in denen er wie ein normaler Junge seines Alters wirkte, wenn man einmal von dem ernsten Thema des Gesprächs absah. »Vier Sonnenuntergänge fiel in der Schlacht. In der Schlacht gegen ... die Unseren.« Barrick lächelte gequält und doch erleichtert: Er hatte es richtig gesagt.
    Vansen schauderte. Er fragte sich, was Barrick eigentlich hatte sagen wollen.
Muss er sich zwingen, daran zu denken, dass er keiner von ihnen ist?
Er schüttelte den Kopf. Das war das Rätsel, das die Götter ihm gestellt hatten — er konnte nur um die nötige Kraft beten und sein Bestes geben. »Na ja, es ist wohl ein ganz gutes Tier, für das, was es ist — ein von Zwielichtlern gezüchtetes Monster.«
    »Schneller als alles, das wir je reiten werden«, sagte Barrick, noch immer wie ein stolzer Junge. »Gyir behauptet, sie werden auf riesigen Weiden, den Mondwiesen, gezüchtet.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, woher sie den Mond oder sonst irgendein Gestirn kennen sollten«, sagte Vansen und blickte empor. »Und es wird immer schlimmer, jetzt ist der Himmel ganz dunkel vor lauter Rauch.« Sie kamen jetzt nur noch im

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