Das Spiel beginnt - Lost Souls ; Band 1
wo es wirklich zählt.« Alyssa legte eine Hand auf ihr Herz. Sie sah nicht aus, als ob ihr irgendetwas leidtäte.
»Du musst ihn davon abbringen.«
»Es geht hier nicht um dich.« Alyssa sah ihn sehr ernst an. »Es geht um meinen Dad, den ich sehr liebe.«
In rasender Geschwindigkeit ging Nathan seine Chancen durch. Eine war …
»Und wag es ja nicht, auch nur daran zu denken, dass du kneifen und dich nicht blicken lassen könntest.« Alyssa sah ihn an. »Ich weiß genau, dass du daran gedacht hast. Wenn du das tust, dann mach ich dir das Leben unerträglich schwer.«
»Hm, komisch. Ist mir noch gar nicht aufgefallen, dass irgendetwas, das von dir kommt, nicht unerträglich ist.«
»In einigen Punkten könnte ich mich noch steigern.«
Nathan glaubte ihr. Auf ihre Weise war Alyssa sogar bedrohlicher als der Geier in seinem Traum. Aus einem Traum konnte er zumindest aufwachen und der Geier war verschwunden.
Er verschränkte die Finger hinter seinem Kopf, schloss die Augen und seufzte tief. »Wann soll die Party sein?«
»Dad möchte gern früh anfangen.«
»Na super.«
Alyssa ignorierte ihn. »Kurz nach der Schule. Sagen wir, gegen fünf. Komm bloß nicht vorher nach Hause. Du kannst dann ein, zwei Stunden tun, was immer du normalerweise tust. Dad meinte, du würdest bestimmt noch mit deinen Freunden abhängen wollen. Punkt fünf Uhr tust du jedenfalls so, als seist du überrascht. Dad mag es gern, wenn er dich überraschen kann!«
Na toll. Nathan spürte, dass Kopfschmerzen im Anzug waren. Er sah hinaus ins Freie und wünschte sich, er könnte einfach aus dem Fenster springen und davonfliegen.
Alyssas Handy piepste wieder. Dieses Mal nahm sie das Gespräch an.
»Courtney, wie geht’s?«
Ihre Stimme klang so zuckersüß, dass Nathan hätte schreien mögen.
»Mir geht’s fantastisch.« Courtneys Stimme klang genauso selbstbewusst wie die Alyssas – und so laut, dass jeder in der Umgebung sie hören konnte. »Bin schon gespannt auf heute. Unser Referat wird alle umhauen.«
»Na, schauen wir mal.«
»Ich wollte dir nur sagen, dass ich die Infos über die ungelösten Fälle für Journalismus jetzt zusammen habe. Der Fall, in dem der Polizeibeamte umgebracht wurde und unter Verdacht stand, selbst in den Einbrecherring verwickelt gewesen zu sein, gefällt mir besonders gut. Jemanden in einem Tunnel einfach abzuknallen, ist ziemlich gruselig. Für den Gruselfaktor kriegen wir einen doppelten Bonus.«
»Super. Damit sind wir unserem Zeitplan weit voraus.«
»Mit dir im Team sind wir dem Zeitplan immer weit voraus. Und ich wusste ja, dass heute Abend die Sache mit deinem Cousin ansteht.«
Alyssa warf Nathan einen vielsagenden Blick zu. »Und ob die ansteht!«
»Ich wollte, dass du eine Sache weniger hast, über die du dir den Kopf zerbrechen musst.«
»Du bist so aufmerksam.«
»Ich hatte ja auch eine gute Lehrerin. Wie auch immer, die Dateien sind jetzt alle auf deiner Webseite und können von uns durchgesehen werden; wenn du dann später noch die andere Angelegenheit hinter dich gebracht hast, könnten wir vielleicht ins Kino gehen?«
»Klingt super. Dann bis nachher in der Schule. Ciao.« Alyssa steckte ihr Handy in die Tasche zurück. »Rekapitulieren wir noch einmal.« Punkt für Punkt zählte sie an ihren Fingern auf: »Party um fünf. Gib dich überrascht. Höflich. Anerkennend. Noch irgendwelche Fragen?«
Nathan schüttelte den Kopf.
»Überflüssig zu erwähnen, dass du ein toter Mann bist, wenn du es versaust.« Alyssa winkte ihm mit der Fingerspitze zu. »Ach ja, und alles Gute zum Geburtstag.« Ihr Handy piepste wieder, noch ehe sie zur Tür raus war.
Übermüdet und trotz der Drohungen am frühen Morgen noch immer wie betäubt, warf Nathan einen Blick auf seinen Wecker. Es war jetzt 7:08. Er hätte 22 Minuten länger schlafen können.
Nathan gähnte und zwang sich dazu, aus dem Bett zu kriechen. Erhatte zwanzig Minuten Schlaf verloren, dafür aber zwanzig Minuten Internetzeit gewonnen.
Er sah zu dem Spielbrett hinüber und erschrak. Alle Spielfiguren waren rund um das Spielfeld aufgestellt worden und eine der weißen Figuren stand jetzt im äußeren Kreis.
Jemand hatte den ersten Zug getan.
5
D ie Jaguarfigur des Gegners war in den äußersten Ring gestellt worden.
Nathan betrachtete das Spielfeld ganz genau. War das eine Machtdemonstration? Oder nur ein Eröffnungszug?
Er wollte gerade nach seiner Jaguarfigur greifen, um den gegnerischen Zug zu erwidern, aber etwas ließ
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