Das Spiel beginnt - Lost Souls ; Band 1
Sache ist harmlos. Die Polizeibeamten haben doch niemanden umgebracht.«
»Klingt trotzdem nicht gerade angemessen für Neuntklässler.« Onkel William wischte sich besorgt die Hände ab.
»Es ist ein Kurs für Fortgeschrittene, das heißt, für Neuntklässlerist er auch nicht gedacht. Er soll eine Herausforderung für diejenigen Schüler sein, die ausgezeichnet worden sind und mehr lernen wollen.«
Onkel William sah Alyssa zweifelnd an. »Willst du den Kurs denn auch bestimmt besuchen? Das musst du nämlich nicht, das weißt du ja.«
»Dad, ich will ihn aber machen. Ich glaube, dass er richtig cool wird.«
»Ungeklärte Kriminalfälle sind richtig cool?«
»Eigentlich sind es ja offene, noch nicht gelöste Fälle. Das war eine der ersten Informationen, die Ms Champlain uns zu dem Thema gegeben hat. Die Polizei spricht nicht gern von ungeklärten Fällen, weil das in der Öffentlichkeit den Eindruck vermittelt, dass sie nicht bearbeitet werden.«
»Aber die Polizei ist weiter dran?«
»Natürlich.«
Onkel William war immer noch nicht überzeugt. »Und was sollt ihr, nach Meinung eurer Lehrerin, dabei lernen?«
Alyssa zählte die Punkte mit den einzelnen Fingern auf, wie immer, wenn ihr etwas wirklich wichtig war. »Wie die Polizei arbeitet. Wie Ermittlungen geführt werden. Wie die neu entstehende Kriminaltechnik und neue Technologien die Art und Weise, wie solche Ermittlungen durchgeführt werden, verändern. Es hat zum Beispiel tatsächlich einige Fälle gegeben, in denen die Untersuchungen von Schülern und Studenten dazu beigetragen haben, jemanden vor der Todesstrafe zu bewahren.«
Einen kurzen Moment lang spielte Nathan mit der Idee, sich in einen der AP-Kurse auf Collegeniveau einschreiben zu lassen. Er besuchte eine Schule, die mit der Universität in Verbindung stand, an der sowohl sein Dad als auch sein Onkel lehrten, was einige Vorteile hatte: Da sich die Junior-High- und die Highschool-Klassen denselben Campus teilten, war es leicht, sich Zugang zu den coolen AP-Klassen zu verschaffen. Die Schattenseite daran war, dass er auf ganzer Linie in Alyssas Fußstapfen würde treten müssen.
Die Chance zu haben, in der Klasse unaufgeklärte Fälle zu recherchieren, wäre supercool und eine tolle Herausforderung. Aber letzten Endes klang es doch nach zu viel Arbeit.
»So etwas kann sich aber auch sehr nachteilig auswirken.« Onkel William machte lauter kleine Knoten in das Handtuch, das er in den Händen hielt, und Nathan wusste, dass er sich jetzt sehr zurückhielt. »Ich meine, wenn man sich auf die falsche Sache einlässt. Schließlich sind auch Mordfälle dabei.«
»Aber nicht nur. Manchmal auch Fälle von Leuten, die vermisst werden.«
»Glaubst du nicht, das könnte ein bisschen zu unheimlich werden?«
Alyssa hob unschuldig die Augenbrauen. Niemand konnte das so gut wie seine Cousine. »Unheimlicher als das, was sie in den Nachrichten bringen? Denn darum handelt es sich ja bei diesen Fallakten im Wesentlichen. Sie dokumentieren Informationen, die bereits in den Medien veröffentlicht worden sind. Wir schleichen ja nicht in der Gegend herum und suchen nach Indizien. Wir entwickeln nur einen neuen Denkansatz hinsichtlich eines alten Verbrechens.«
Aber Onkel William war noch immer nicht zufrieden. »Ich nehme an, du hast deiner Mutter davon erzählt.«
»Mom unterstützt das Ganze total. Immerhin müssen wir auch mit der Staatsanwaltschaft ein Gespräch führen. Sie will uns einen Kontakt dorthin herstellen.«
Jennifer Richards war assistierende Staatsanwältin in Chicago. Ihr Name tauchte oft in Zeitungsberichten über Strafverfahren auf.
»Aha.« Onkel William sah plötzlich finster aus. »Na ja, wahrscheinlich würde deine Mom sehr gern mehr Zeit mit dir verbringen. Sie arbeitet ja viel, das weiß ich.«
»Ich denke schon, dass sie sich darauf freut.«
»Dann kann sie dich treffen, ohne ihr Büro verlassen zu müssen. Sie wird das als Gewinn für beide Seiten ansehen.«
Alyssa zuckte zusammen.
Einen Moment lang tat sie Nathan leid. Alyssa war zwischen ihrenEltern hin und her gerissen. Beide liebten sie bedingungslos und waren völlig in sie vernarrt.
Er hatte keine Ahnung, wie das wohl sein musste.
Onkel William schnitt eine Grimasse. »Tut mir leid, Liebling. Ich habe es nicht so gemeint.«
»Das weiß ich, Dad.« Alyssa zauberte wieder ein Lächeln auf ihr Gesicht, aber Nathan merkte, dass es sie diesmal Mühe kostete. Sie stand vom Tisch auf, räumte ihr Geschirr ab und stellte
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