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Das Spiel beginnt - Lost Souls ; Band 1

Das Spiel beginnt - Lost Souls ; Band 1

Titel: Das Spiel beginnt - Lost Souls ; Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baumhaus
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an, oder? Ich bin nicht dein Sohn. Du hast mich nicht großgezogen.« Er ignorierte den Ausdruck im Gesicht seiner Mutter – im Gesicht von Professor Felicima –, fuhr den Computer herunter und schaltete den Bildschirm aus. Für heute reichten ihm die Schuldzuweisungen und er hatte keine Lust, noch weitere von einer Mutter hinzunehmen, die nicht einmal zu seinem Leben gehörte.
    Er stand auf und griff nach seinem Müll. Als er sich umdrehte, sah er, dass er nicht allein war. Ein hübsches Mädchen stand etwas verunsichert in der Tür.
    »Mann, redest du immer mit dem Computer?«
    »Das war ’ne Skype-Verbindung.«
    »Im Ernst?« Das Mädchen schien ehrlich begeistert zu sein und strich sich das glatte braune Haar aus dem Gesicht. »Du konntest die Sperrung umgehen und telefonieren? Das ist ja cool.«
    »Absolut.« Das hatte Nathan tatsächlich getan, vor Monaten schon. Er nannte dem Mädchen einen der Cracks, die er erstellt hatte, und verließ den Computerraum. Er konnte es gar nicht erwarten, bis die Schule endlich zu Ende war.

    N athan fuhr auf dem Skateboard nach Hause. Das knirschende Geräusch der Räder, die über holprige Gehwege fuhren, setzte seinem Kopf so zu, dass ihm das Denken schwerfiel. Ein Segen eigentlich, denn da war viel zu viel, worüber er nachzudenken hatte.
    Skaten konnte Nathan wirklich gut. Mühelos glitt er dahin und nur ab und zu setzte er einen Fuß auf, um sein Board voranzutreiben. Er schlängelte sich um unebene Stellen auf dem Gehweg, vorbei an Hunden, die ihn interessiert ansahen. Je schneller er fuhr, desto weniger roch er den Pinienduft, der immer noch an ihm haftete.
    Als er das Skateboard zur Höchstgeschwindigkeit angetrieben hatte und nur so dahinflitzte, fühlte er sich beinahe, als fliege er, wie in Kukulkans Welt. Ein paarmal schloss er die Augen, um zu testen, ob er auch hier fliegen konnte, aber das Manöver endete mit einem Sturzflug auf den Gehweg. Schleunigst rappelte sich Nathan wieder auf, bevor noch jemand auf ihn zukam, um ihm zu helfen.
    Im Laufe des Tages war es etwas wärmer geworden und die Sonne war herausgekommen. Als Nathan gerade um eine Ecke biegen wollte, vorbei an einer Bodega, einem spanischen Lebensmittelladen, sah er plötzlich im Schaufenster des Ladens das Spiegelbild von jemandem, der mitten vor ihm auf dem Weg stand. Da er zu scharf um die Ecke gebogen war, hatte er nun keinen Platz mehr, um auszuweichen.
    Nathan riss die Arme hoch, um sich zu schützen, und versuchte verzweifelt, den Zusammenstoß zu verhindern. Eine Sekunde, bevor er gegen sie prallte, erkannte er die Polizeiuniform.
    Da er auf den Aufprall gefasst gewesen war, erwartete er, nach hinten zu fallen, denn der Mann war um einiges größer als er. Auch dem Polizisten blieb keine Zeit auszuweichen, aber er wirkte keinesfalls überrascht. Und dann drang eine so furchtbare Kälte auf Nathan ein, dass er glaubte, zu Eis erstarren zu müssen.
    Doch fast im selben Moment hatte er den Kältebereich durchfahren und verlor nun gänzlich die Kontrolle. Sein Körper reagierte zu langsam, er prallte gegen die graffitiverschmierte Wand der Bodega undfiel auf einen seiner beiden Knieschützer. Sofort sah er sich nach dem Polizisten um.
    Doch es war niemand mehr zu sehen.
    Vorsichtig richtete sich Nathan auf. Noch immer spürte er die grauenhafte Kälte und er war so verstört, dass er am liebsten weggelaufen wäre; aber er war unfähig, sich zu rühren, bevor er sich nicht noch einmal nach dem Mann in der Fensterscheibe umgesehen hatte.
    Sein Spiegelbild war noch da. Der Mann sah blass aus und die Sorge hatte sich tief in sein Gesicht eingegraben.
    Nathan.
    »Ja?« Nathan beobachtete den Mann, hielt aber Abstand.
    Ich möchte, dass du mit mir sprichst.
    Nathan schüttelte den Kopf. »Ich möchte aber nicht mit Ihnen sprechen.«
    Du bist der Einzige, der mich hören kann. Ich brauche Hilfe und hab sonst niemanden, an den ich mich wenden kann. Ich bin ermordet worden. Jemand hat mich in eine Falle gelockt.
    »Warum bitten Sie nicht Ihre Freunde aus dem Einbrecherring um Hilfe?«
    Montoyas Züge wurden hart. Ich hab nie mit Gangstern zusammengearbeitet, ich hab sie hochgehen lassen!
    Nathan nahm den Schmerz in seinem Gesicht und die Wut in seiner Stimme wahr und hätte ihm gerne geglaubt. »So stand es aber nicht in der Zeitung.«
    Die Zeitungen haben es falsch dargestellt. Ich muss meinen Namen reinwaschen, meiner Familie zuliebe. Im Leben habe ich nie jemanden um Hilfe gebeten, aber ich tue es

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