Das Spiel beginnt - Lost Souls ; Band 1
dass er nicht gegen Regeln verstößt oder sich selbst der Nächste ist.
» Na super, toller Bodyguard.«
Hey, hab ich sie dir vom Hals gehalten oder nicht?
Nathan sah sich in seinem Zimmer um. Es schien tatsächlich geisterfrei zu sein. Er streckte sich und gähnte. »Und was müssen wir heute machen?«
Ich hab mir gedacht, wir tun, was jeder gute Fahnder tun würde: Wir kehren zum Tatort zurück.
»Ich dachte, das machen die Verbrecher.«
Deshalb gehen auch die Fahnder noch mal zurück.
»Ich war aber erst gestern da.«
Du hast dir nur den Tatort angesehen, nicht die Umgebung abgeklappert.
»Das werden die Leute von der Kripo doch schon längst getan haben.«
Stimmt. Sie haben auch gute Arbeit geleistet. Nur eine Straße haben sie übersehen.
Plötzlich ging John quer durch den Raum, weil er das Spielbrett und die Spielfiguren entdeckt hatte. Ist das das Spiel? Ich meine, seine physische Form?
»Ja. Aber ich verstehe es noch nicht ganz.«
Nathan warf einen Blick auf das Spielbrett und stellte fest, dass noch mehr Figuren verrückt worden waren. Widerstrebend stand er auf und musterte das Brett genauer; er wollte versuchen, alles zu begreifen, wassich darauf verändert hatte. Seit gestern Nacht waren etliche Züge gemacht worden, aber Nathan hatte keine Ahnung, inwiefern seine Handlungen den Impuls dafür gegeben hatten.
Er war so frustriert, dass er die Figuren am liebsten zu Boden geschleudert hätte, konnte sich aber nicht dazu aufraffen. Denn einerseits war er neugierig auf das, was als Nächstes passieren würde, andererseits hatte er auch Angst zu zerstören, was bereits geschehen war. Jedenfalls war er sich sicher, dass es schlimme Folgen haben würde, wenn er das Spiel unterbrach.
Er nahm sein Handy und machte ein Foto von dem Spielbrett. Sollten sich die Figuren weiterbewegen, bevor er nach Hause zurückkehrte, konnte er vielleicht auf diese Weise nachvollziehen, was sich getan hatte.
Ziehst du dich an? Erwartungsvoll sah John aus dem Bildschirm zu ihm hinüber.
Nathan griff sich Unterwäsche und Jeans und steuerte aufs Badezimmer zu. John folgte ihm.
»He, Moment mal. Privatsphäre.«
Schon klar. John zögerte und deutete in die Richtung, aus der er gekommen war. Ich bin in deinem Zimmer.
»Aber nichts anfassen.«
John warf ihm einen Blick über die Schulter zu und schüttelte den Kopf. Das war ein Witz, oder?
Nathan grinste. »Jep.«
Klugscheißer. John trat durch die Tür und verschwand in Nathans Zimmer.
»Du führst ja Selbstgespräche.« Alyssa streckte den Kopf, von dem ihr Haar in alle Richtungen abstand, aus ihrer Zimmertür.
Nathan hob die Faust, bewegte den Daumen hoch und runter wie eine Lippe und sagte mit hoher schriller Stimme. »Alles ist gut?« Und dann antwortete er mit seiner normalen Stimme: »Alles ist gut.«
Alyssa rollte mit den Augen. »Du bist echt megaseltsam«, sagte sie und schloss die Tür vor seiner Nase.
Trotz der frühen Stunde fühlte sich Nathan um einiges besser, weil es ihm gelungen war, Alyssa zu ärgern, bevor sie loslegen konnte. Er ging ins Bad und stellte die Dusche an.
»N athan? Was machst du denn schon so früh hier unten?« Onkel William klang beinahe schockiert.
»Ich hab heute einiges vor. Mit ein paar Freunden abhängen vielleicht, und mal beim Comicladen vorbeigehen.«
Nathan hängte seinen Laptoprucksack an einen Stuhl, ging zum Kühlschrank und sah prüfend hinein. Er entdeckte eine kleine Packung Orangensaft und nahm sie heraus. Fast hätte er direkt daraus getrunken, aber sein Onkel beobachtete ihn und Nathan nahm sich schnell ein Glas aus dem Schrank.
Jetzt wärst du um ein Haar erwischt worden. In dem Glas, das Nathan in der Hand hielt, erschien das Spiegelbild von John, der am Frühstückstresen lehnte und sich in der Küche umsah. Niemand mag es, wenn man direkt aus der Packung trinkt. Das ist ekelhaft.
»Ich mache gerade Frühstück.« Onkel William zeigte auf den Herd.
»Ja.« Nathan stellte den Saft in den Kühlschrank zurück. »Hab ich mir fast gedacht.«
Onkel William runzelte die Stirn. »Findest du es nicht ein bisschen früh am Morgen für deinen Sarkasmus?«
»Nein, eigentlich nicht. Bereitet mich gewissermaßen auf den Tag vor.«
»Er ist einfach ein alter Muffelkopf.« Alyssa kam fertig angezogen und geschminkt in die Küche. »Ist mir erst heute Morgen wieder aufgefallen. Da hat er mit sich selbst geredet. Ich glaube, er leidet an posttraumatischer Clownsphobie.«
»Deine Haare haben vorhin einen
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