Das Spiel beginnt
»Ich auch nicht«, sagte er.
Lächelnd legte sie ihm die Hände auf die Schultern. »Ich sage dir jetzt etwas«, begann sie feierlich und beugte sich vor.
»Ja?«
»Ich finde nicht, dass du hübsch bist.«
»Kinder sehen da klarer als Erwachsene.«
»Du hast nicht einmal einen hübschen Charakter«, beharrte sie, doch das Verlangen, seine Lippen auf ihren zu spüren, war einfach übermächtig.
»Du auch nicht.« Justin strich mit beiden Händen über ihren Rücken und ließ den Kuss leidenschaftlicher werden. Sie fühlte, wie etwas in ihr aufstieg, während es sie heiß durchströmte. Etwas, das in diesem Moment ihr und im nächsten ihm gehörte. Serena gab sich ihm und einem Kuss hin, der mehr Versprechen als Leidenschaft enthielt.
»Ich wollte nie einen haben«, flüsterte sie.
»Gott sei Dank.« Seine Hand wühlte sich fester in ihr Haar, aber sein Mund blieb so zärtlich wie zuvor.
Serena wich zurück. Etwas hatte sich geändert. Es gab keine Erklärung dafür, und sie hatte keine klare Vorstellung, aber etwas hatte sich geändert. Sie hatte das Bedürfnis, wieder festen Grund unter den Füßen zu haben, bis sie diese Veränderung entschlüsselt hatte. Ihr Körper fühlte sich weich und schwach und fremd an.
»Wir sollten gehen«, brachte sie heraus. »Ich muss in der Stadt noch ein paar Dinge erledigen, bevor ich wieder an Bord muss.«
»Die Zeit und die Flut wartet auf keinen Menschen.«
»So ungefähr.« Sie stand auf und schüttelte ihre Jacke aus, bevor sie sie über den Bikini streifte.
»Die Ausrede wirst du nicht immer haben.« Justin stand neben ihr und hinderte sie daran, die Knöpfe zu schließen.
»Nein«, stimmte Serena zu und befreite ihre Hände. »Aber jetzt habe ich sie.«
Es erforderte einiges an Geschicklichkeit, sich durch den dichten Verkehr von Charlotte Amalie zu schlängeln, und anschließend etwas Glück, einen freien Parkplatz zu finden. Auf den Straßen drängten sich Taxis, Menschen und kleine offene Busse mit ihrer fröhlichen Bemalung. Justin und Serena schwiegen, jeder in eigene Gedanken vertieft.
Sie fragte sich, was während des kurzen, fast freundschaftlichen Kusses am Strand geschehen war. Warum hatte sie sich so seltsam gefühlt, so nervös und gleichzeitig so glücklich? Vielleicht hatte es etwas damit zu tun, wie gerührt sie gewesen war, Justin mit dem kleinen Mädchen zu sehen. Es war schwer sich vorzustellen, dass ein Mann wie er, ein ebenso eiskalter wie rücksichtsloser Spieler, sich für ein Wesen mit klebrigen Händen begeisterte. Das hatte sie ihm einfach nicht zugetraut.
Vielleicht lag es aber auch daran, dass sie jetzt nicht mehr länger nur vermutete, ihn zu mögen, sondern wusste, dass sie es tat. Aber mit aller Vorsicht, fügte sie hinzu. Wenn es um Justin ging, war es in jeder Hinsicht riskant, nicht permanent auf der Hut zu sein. Und jetzt, wo sie sich endlich eingestehen konnte, dass sie ihn mochte und seine Gesellschaft genoss, war die Kreuzfahrt fast vorüber.
Und während des Rests würden ihre Pflichten im Casino sie so sehr in Anspruch nehmen, dass ihr kaum Zeit für eine Stunde mit ihm blieb, geschweige denn für einen Tag. Das Schiff blieb bis Miami auf See, was bedeutete, dass das Casino sechzehn Stunden am Tag geöffnet war.
Natürlich hatte sie noch immer die Möglichkeit, den Job zu akzeptieren, den er ihr angeboten hatte. Mit leicht gerunzelter Stirn sah Serena aus dem Fenster und auf einen Tisch, der auf dem Bürgersteig stand und mit Hüten aus Palmwedeln bedeckt war. Seit zwei Tagen hatte sie absichtlich nicht mehr an das Angebot gedacht, denn es war vernünftiger, erst etwas Distanz zwischen sich und Justin zu bringen. Atlantic City wäre ein Abenteuer. Mit Justin zu arbeiten wäre ein Risiko. Vielleicht war beides dasselbe.
Justin fragte sich, warum ihre plötzliche Freundlichkeit ihn so erstaunte. Schließlich hatte er es genau darauf abgesehen. Er wollte sie, er hatte sie vom ersten Moment an gewollt. Und doch hatten die Tage des Streits, des Lachens, der Leidenschaft seinem ganz natürlichen Verlangen einen neuen Aspekt hinzugefügt.
Es fiel ihm nicht mehr so leicht wie früher, seine widerstreitenden Gefühle auf die Machenschaften ihres Vaters zurückzuführen. In Wirklichkeit hatte er in Serena seit Tagen nicht mehr die Tochter von Daniel MacGregor gesehen. Als er auf einen leeren Parkplatz fuhr, beschloss Justin, sie wieder so zu sehen … wenigstens für den Moment.
»Nun, möchtest du noch mehr
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