Das Spiel beginnt
Schlüsselanhänger einkaufen, die ›Für Elise‹ spielen?«, fragte er und stellte den Motor ab. Obwohl er sich gerade vorgenommen hatte, so etwas nicht mehr zu tun, zog er Serena an sich, um ihre Lippen erneut zu schmecken.
»Ich wiederhole mich nie«, gab sie zurück, ließ sich jedoch von ihm küssen.
»Nur dieses eine Mal«, flüsterte er. »Mach eine Ausnahme, ja?«
Sie lachte leise und erhöhte den Druck ihrer Lippen, bis sie beide vergaßen, dass sie inmitten einer überfüllten Stadt in einem geparkten Wagen saßen. Heute Nacht, dachte sie, als ihre Finger auf der Reise zu seinem Haar über seine Wangen glitten. Es war höchste Zeit, mit der Verstellung aufzuhören und sich zu nehmen, was sie wollte.
»Serena.« Halb war es ein Seufzen, halb ein Stöhnen, mit dem er sich von ihr löste.
»Ich weiß.« Sie legte den Kopf an seine Schulter. »Offenbar sind wir dazu verurteilt, uns jedes Mal in der Öffentlichkeit zu befinden.« Sie atmete hastig durch und sprang aus dem Wagen. »Da wir so lange am Strand waren, muss ich jetzt ganz diszipliniert einkaufen.« Justin kam um den Wagen herum und nahm ihre Hand. Serena lächelte, sah die Straße entlang und zeigte auf ein Geschäft. »In dem müsste ich die Souvenirs und den Scotch bekommen.«
Bevor sie ihr Ziel erreichten, ließ die glitzernde Auslage eines luxuriösen Juweliers sie stoppen. Ihr langer Seufzer war teils Bewunderung, teils noch unerfüllte Leidenschaft. »Was bringt eine intelligente Frau bloß dazu, von einem Haufen glänzender Steine zu träumen?«
»Ist doch natürlich, oder nicht?« Justin stellte sich neben sie und ließ den Blick über die funkelnden Diamanten und glitzernden Smaragde wandern. »Die meisten Frauen lieben Diamanten. Die meisten Männer auch.«
»Unter gewaltigem Druck fest gewordener Kohlenstoff«, sagte sie und seufzte erneut. »Gesteinsbrocken aus der Erde. Vor Jahrhunderten haben wir sie als Amulette gegen böse Geister oder als Glücksbringer benutzt. Die Phönizier zogen an die Ostsee, um Bernstein zu finden. Kriege wurden ihretwegen geführt, Länder ausgebeutet … und irgendwie macht sie das nur noch reizvoller.«
»Gibst du diesem Reiz nie nach?«
Serena drehte sich vom Schaufenster weg und lächelte ihn an. »Nein, denn dann habe ich noch etwas, auf das ich mich freuen kann. Ich habe mir vorgenommen, dass meine nächste Reise ein reiner Erholungsurlaub wird. Und dann werde ich mich so gehen lassen, dass es ein gewaltiges Loch in mein Konto reißt. Bis dahin …« Sie zeigte auf das benachbarte Geschäft. »Bis dahin werde ich mich mit etwas traditionelleren Souvenirs für meine Brüder und einem Karton Scotch begnügen.«
Justin begleitete sie in den Laden, und Serena vertiefte sich sofort darin, anzusehen, auszuwählen und zu kaufen. Eigentlich hasste sie das Einkaufen, aber wenn sie einmal damit angefangen hatte, nahm sie die Sache ernst. Als Justin davonschlenderte, achtete sie nicht weiter darauf, sondern konzentrierte sich auf die bestickte Tischwäsche.
Nachdem die Souvenirs gekauft und verpackt waren, ging Serena an den Tresen, hinter dem Unmengen von alkoholischen Getränken standen. Ein hastiger Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass sie noch zwei Stunden hatte, bevor sie wieder an Bord sein musste. »Ein Kasten Chivas. Zwölf Jahre.«
»Zwei.«
Sie drehte sich zu Justin um. »Oh. Ich dachte schon, ich hätte dich verloren.«
»Hast du gefunden, was du wolltest?«
»Das und mehr«, gestand sie und verzog dabei das Gesicht. »Ich werde mich hassen, wenn ich all das Zeug in meine Koffer packen muss.« Der Verkäufer stellte zwei Kartons Scotch auf den Tresen. »Meinen liefern Sie bitte auf die ›Celebration‹.« Sie holte ihre Kreditkarte heraus und wartete, bis der Mann das Formular ausgefüllt hatte.
»Und meinen auch«, fügte Justin hinzu und zählte Geldscheine auf den Tresen.
Serena überlegte, während er die erforderlichen Angaben machte. Seltsam, dachte sie, ich hätte nicht erwartet, dass er Scotch gleich kartonweise kauft. Er trank nie, wenn er spielte. Das gehörte zu dem, was ihr als Erstes an ihm aufgefallen war. Während der gesamten Kreuzfahrt hatte sie ihn nur einmal mit einem Drink in der Hand gesehen, bei dem Picknick in Nassau. Sie unterschrieb den Beleg und steckte sich den Durchschlag in die Tasche.
»Geschafft.« Sie schob die Hand in seine und steuerte den Ausgang an. »Seltsam, dass wir die gleiche Sorte Scotch gekauft haben.«
»Nicht, wenn man bedenkt, dass wir ihn
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