Das Spiel der Dämonen! (German Edition)
Federvieh war weit weg und die Pferde waren mitgenommen worden.
Kansas im Jahre 1865!
Draußen auf der Ebene hielten die Banditen an und sahen zu den brennenden Wagen zurück.
Emily war aus ihrer Bewusstlosigkeit wieder erwacht.
Sie kroch durch das hohe Gras, vorbei an den unheimlichen Kreuzen und kam taumelnd hoch.
Als sie die brennenden Wagen erblickte, schrie sie laut auf, rannte los, durchquerte die Senke und erreichte den Rastplatz. Sie erblickte ihre toten Eltern und schrie wieder.
Ihr herzzerreißender Schrei hallte über die Ebene, erstickte im Wind und fand kein Echo. Sie fiel auf die Knie und warf sich neben Vater und Mutter, küsste beide und weinte.
Der Himmel konnte sie nicht trösten.
Auf der weiten Ebene stampften Hufe, jagten Pferde näher.
Die Mörder kamen zurück!
Emily hörte den Hufschlag gerade noch rechtzeitig, kroch weg, rannte durch die Senke und warf sich hinter den Kreuzen nieder.
Dort bangte sie um ihr Leben.
Schnell jagten die Reiter heran, vorbei an den verbrannten Wagen, schwärmten aus, hielten ihre Waffen bereit, spähten umher, rissen am Zügel.
Emily erstickte fast vor Angst und Entsetzen.
Hufe stampften durch die Senke. Sie hörte heisere und grausame Stimmen. Das Mädchen wagte nicht, sich zu bewegen.
„Hier hatte doch jemand geschrien...!“
Diese Stimme klang besonders grausam. Emily blickte zwischen dem Grabstein hervor und sah den Mann, der diese Worte gesprochen hatte. Er sah furchtbar aus. Es war der Mann mit den schwarzen Haaren. Er hatte mit seinem feinen Gehör die Schreie des Mädchens gehört, vielleicht auch nur ihre Anwesenheit gespürt.
Niemals in ihrem Leben würde Emily den Anblick und die Stimme dieses Mannes wieder vergessen können.
Krächzend kamen die Stimmen der Männer näher. Sie schritten suchend über die Gräber, gingen dicht an Emily vorbei.
Niemand sah das Mädchen!
Dann rasten sie alle wieder davon und kamen nicht zurück.
Emily lag stundenlang still auf einem Grab. Die Kälte kroch aus dem Boden und in ihren Körper. Sie zitterte und weinte lautlos. Schließlich lief sie taumelnd zu den völlig verkohlen und zusammengestürzten Wagen.
Sie kniete neben den toten Eltern und betete.
Der Mond leuchtete hell am Himmel über Kansas.
Die Coyoten kläfften. Sie rochen Beute.
Emily war allein. Sie war den Mördern entkommen und wollte doch nicht froh darüber sein. Weinend lief sie davon, rannte über das Grasland und wusste nicht, wohin sie laufen sollte.
Sie rief um Hilfe, doch niemand hörte sie.
Stundenlang irrte sie durch die Dunkelheit. Die Nacht nahm kein Ende, der kühle Wind zerzauste ihr langes braunes Haar. Niemals in ihrem Leben sollte sie diese Nacht vergessen. Niemals!
Diesen Hufschlag, den Feuerüberfall und die Stimmen.
Besonders diese eine grausame Stimme!
Wenn sie ihre Augen schloss, sah sie die toten Gesichter ihrer Eltern.
Irgendwann graute der Morgen, sie war noch immer unterwegs.
Sie konnte nicht mehr weinen, ihre Augen waren trocken und wie ausgebrannt. Sie schleppte sich von Hügel zu Hügel und sah plötzlich unter sich im weiten Tal eine Stadt liegen. Sie erkannte Wege und Straßen, Menschen und Pferde, Rauch über den Dächern und ein Zeltcamp, abseits gelegen.
Sie sah eine richtige Stadt!
Emily wollte um Hilfe schreien, aber sie konnte nichts sagen. Wie von fremder Hand geleitet, kam sie den Hang herunter und verharrte dann auf der Straße.
Fragend und neugierig sahen die Menschen sie an, standen still und wussten nicht, wer sie war und was draußen auf der Grasebene geschehen war.
Langsam sank sie zusammen, fiel in den Staub der Straße und sah nicht die Menschen, die herangelaufen kamen, um ihr zu helfen.
Eine gütige Ohnmacht ließ sie alles vergessen.
Kapitel 18
18
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Der Durchbruch war ihnen gelungen.
Sie hatten die Grenze nach Kansas überschritten und waren in dunkler Nacht den Yankee Soldaten entkommen.
Es war schon Abend, als sie die Stadt Abilene unter sich liegen sahen. Abilene wurde 1857 von Timothy Hersey als eine kleine Postkutschen-Haltestelle gegründet. Mittlerweile lebten hier vierhundert Menschen.
Sie ritten hinunter und kamen mit der Dämmerung zum Stadtrand. Auf der anderen Seite der Stadt flackerten die Feuer eines Camps, dort lagerten Yankees.
„Verdammt“, murmelte Bill, „die Yankees sind überall.“
„Hoffentlich sind das nicht die Soldaten aus Missouri, die uns verfolgten“, antwortete Cedric. „Hat Kansas nicht zum Süden gehalten?
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