Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens
Atri-Preda kam zu ihm. »Aufseher«, sagte sie leise, »ich möchte, dass Ihr Eure Edur ausschickt. Ich muss wissen, was er tut.«
Brohl war so überrascht, dass es ihm einen Augenblick lang die Sprache verschlug.
Sie interpretierte sein Schweigen zutreffenderweise als Missbilligung. »Euer Volk ist besser darin, im Dunkeln zu sehen. Stimmt das nicht? Gewiss besser als wir Letherii; aber, was noch wichtiger ist, auch besser als die Ahl.«
»Und ihre Hunde, Atri-Preda? Sie werden uns riechen, werden uns hören - sie werden die Köpfe recken und alles aufwecken. Wie Eure Soldaten«, fuhr er fort, »sind auch meine in Position, starren hinaus ins hohe Gras und erwarten, jeden Moment den Feind zu sehen.«
Sie seufzte. »Ja, natürlich.«
»Er spielt mit uns«, sagte Brohl Handar. »Er will, dass wir uns Gedanken darüber machen, was er vorhaben könnte. Er will, dass wir vom vielen Grübeln vollkommen betäubt und erschöpft sind, wenn die Morgendämmerung anbricht, und dass unsere Reaktionen dadurch verlangsamt sein werden, unsere Fähigkeit, rasch und richtig zu reagieren. Rotmaske will, dass wir durcheinander sind - und er hat Erfolg damit.«
»Glaubt Ihr etwa, ich wüsste das alles nicht?«, zischte sie ihn an.
»Atri-Preda, im Augenblick traut Ihr noch nicht einmal Euren Magiern - den Schutzzaubern, die sie geschaffen haben, um uns heute Nacht zu beschützen. Unsere Soldaten sollten eigentlich schlafen.«
»Wenn ich Anlass habe, nicht allzu viel Vertrauen in meine Magier zu haben«, sagte Bivatt, »dann aus gutem Grund. Und auch Euer K’risnan hat mich bis jetzt noch nicht sonderlich beeindruckt, Aufseher. Obwohl«, fügte sie hinzu, »seine Heilerbegabung sich als mehr als ausreichend erwiesen hat.«
»Ihr klingt beinahe so, als würdet Ihr das bedauern«, sagte Brohl.
Mit einer wedelnden Handbewegung bedeutete sie ihm, dass das Gespräch zu Ende war, und schritt davon. Kurz darauf begann sie wieder, auf und ab zu gehen.
In der Tat eine geplagte Befehlshaberin.
Rotmaske würde begeistert sein.
Toc lehnte sich gegen den Hals des Pferdes. Er ritt ohne Sattel und konnte die Hitze des Tieres spüren, und sein durchdringender, aber angenehmer Geruch erfüllte seine Nase, als er das Tier einen weiteren Schritt vorwärts machen ließ. Vom Pferderücken aus konnte er gerade noch über den Grat zu seiner Linken spähen.
Die bescheidenen und unbedeutenden Verteidigungswälle wirkten auf der ebenen Fläche auf dieser Seite des letheriischen Lagers wie bucklige Gräber. Es hatte einen Wachwechsel gegeben - die Glöckchen waren gut zu hören gewesen -, was bedeutete, dass ein weiterer Zeitpunkt verstrichen war, der sich hervorragend zum Angriff geeignet hätte.
Toc war kein militärisches Genie, aber er glaubte, dass diese Nacht für die Ahl gar nicht besser hätte geeignet sein können. Ihr Feind war verwirrt, müde und mit den Nerven am Ende. Doch statt anzugreifen erschöpfte Rotmaske seine eigenen Krieger, indem er sie erst hierhin und dann dahin schickte, anscheinend mit dem einzigen Ziel, Staub aufzuwirbeln, den niemand sehen konnte. Es war kein Befehl erteilt worden, Kampfhandlungen zu beginnen. Es war auch nicht verabredet worden, sich zu sammeln, um einen überraschenden Angriff ins Lager der Letherii vorzutragen. Oder zumindest ein Störfeuer aus Pfeilsalven im Dunkel auf die Feinde herabregnen zu lassen. Er glaubte, den Grund für Rotmaskes Wankelmut zu kennen. Die letheriischen Magier. Seine Kundschafter hatten die unduldsame, tödliche Zauberei beobachtet, die bereitgehalten wurde, um dem Angriff der Ahl zu begegnen. Sie hatten Geschichten von versengtem Land mitgebracht, von Felsen, die in der weißglühenden Hitze geborsten waren, und diese Geschichten hatten sich rasch verbreitet und hatten einen Stachel der Furcht tief ins Fleisch der Armee getrieben. Das Problem war einfach. Hier, an diesem Ort, hatte Rotmaske dieser Magie nichts entgegenzusetzen. Und Toc glaubte jetzt, dass Rotmaske schon bald zum Rückzug blasen würde, ganz egal, wie ärgerlich das war - immerhin würde es kein Blutvergießen geben, und der große Vorteil, weiter vorzurücken und ein gutes Stück aus der Reichweite der Marschsäule der Letherii zu kommen - und dadurch zu vermeiden, entdeckt zu werden - war aufgegeben worden, sinnlos weggeworfen worden. Keine Schlacht, aber nichtsdestotrotz eine Niederlage.
Sein Pferd, das von dem Menschen auf seinem Rücken nicht gelenkt wurde, machte einen weiteren Schritt und senkte
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