Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens
Deine Seele, Rhulad, ist zweigeteilt worden. Durch dieses Schwert, durch das Blut, das zwischen dir und jedem deiner Brüder, zwischen dir und deinen Eltern vergossen wurde. Zwischen dir und deinen Leuten. Was würdest du mir geben, Rhulad Sengar, Tiste Edur vom Stamme der Hiroth, um geheilt zu werden?
Vorausgesetzt, ich könnte es. Was ich nicht kann.
Aber dem Abtrünnigen war jetzt klar, dass Rhulad zumindest eine Sache allmählich zu verstehen begann: dass die Konvergenz schnell näher rückte - das grässliche Versammeln und der unausweichliche Zusammenprall der Kräfte. Vielleicht hatte der Verkrüppelte Gott es seinem Schwertträger ins Ohr geflüstert. Oder vielleicht war Rhulad doch nicht ganz der Narr, für den die meisten ihn hielten. Selbst ich, gelegentlich - und wer bin ich, um voller Verachtung höhnisch zu grinsen? Eine verdammte letheriische Hexe hat eines meiner Augen verschlungen!
Die wachsende Furcht war unverhüllt im Gesicht des Imperators zu erkennen. Münzen, eingebettet in verbrannte Haut. Fleckige Löcher, wo die Münzen verlorengegangen waren. Unmenschlicher Reichtum und verwundetes Elend, zwei Seiten eines weiteren Fluchs, der diese modernen Zeiten heimsuchte. Ja, teile die Seele der Menschheit. In die, die haben, und in die, die nicht haben. Rhulad, du bist wahrhaftig ein lebendiges Symbol. Aber das ist eine Last, die niemand sehr lange tragen kann. Du siehst, dass das Ende naht. Oder, genauer, viele Enden, und ja, eines davon ist deines.
Wird es diese fremde Armee sein, die sich - um Triban Gnols schlaue Worte zu benutzen - selbst zum Meisterkämpfer ausgerufen hat?
Wird es Icarium sein, der Lebensstehler? Der Wanderer durch die Zeit?
Oder wird es etwas weitaus Schäbigeres sein - ein perfekter Hinterhalt von Hannan Mosag; oder ein letzter Verrat, um dich vollständig auszulöschen, wie dein Kanzler ihn begehen könnte?
Und warum glaube ich, dass die Antwort keine der genannten sein wird? Dass es nicht nur eine sein wird? Nicht eine einzige, so … direkte Sache. So offensichtlich.
Und wann wird meine Augenhöhle endlich aufhören zu bluten? Wann wird es ein Ende mit diesen scharlachroten Tränen haben?
Der Abtrünnige verschmolz mit der Wand hinter ihm. Er hatte genug von Rhulads nichtöffentlichem Gesicht. Vermutlich ähnelte es zu sehr seinem eigenen. Wenn ich es mir unbeobachtet vorstelle - aber werde ich ebenfalls beobachtet? Wessen kalter Blick ist auf mich gerichtet, berechnet Bedeutungen, schätzt Schwächen ein?
Ja, sieh, wo ich weine. Sieh, was ich weine.
Und ja, das war die Hand einer Sterblichen.
Er bewegte sich rasch, ohne Rücksicht auf Barrieren aus Mörtel und Stein, aus Wandteppichen und Schränken, aus Bodenfliesen und Deckenbalken. Durch Dunkelheit und Licht und Schatten in all ihren Schattierungen, hinunter in die versunkenen Tunnel, wo er durch knöcheltiefes Wasser schritt, ohne dessen trübe Oberfläche zu teilen.
In ihren hoch geschätzten Raum.
Sie hatte Steine hergebracht, um Podeste und Stege zu bauen und so eine Reihe von Brücken und Inseln in dem flachen See geschaffen, der nun das Zimmer überflutete. Öllampen malten Kräuselungen, und der Abtrünnige nahm einmal mehr gegenüber dem missgestalteten Altar Gestalt an, den sie erbaut hatte und dessen bizarre Oberseite von Weihegeschenken übersät war, Gegenständen des Bindens und der Amtseinsetzung, Reliquien, die zusammengefügt worden waren, um der Anbetung des Gottes eine neue Form zu geben. Meiner Anbetung. Vor langer, langer Zeit hätte der gnostische, unterweltliche Alptraum den Abtrünnigen vielleicht erheitert. Doch jetzt konnte er spüren, wie sein Gesicht verächtlich zuckte.
Ihre Stimme ertönte aus der düsteren Zimmerecke zu seiner Linken. »Alles ist vollkommen, Unsterblicher.«
Einsamkeit und Wahnsinn, zwei höchst natürliche Bettgenossen. »Nichts ist vollkommen, Federhexe. Schau dich doch einmal genau um - ist es nicht offensichtlich? Wir stecken mitten in der Auflösung …«
»Der Fluss führt viel Wasser«, sagte sie wegwerfend. »Ein Drittel der Tunnel, durch die ich sonst immer gegangen bin, steht jetzt unter Wasser. Aber ich habe alle alten Bücher und Schriftrollen und Tafeln gerettet. Ich habe sie alle gerettet.«
Unter Wasser. Irgendetwas daran beunruhigte ihn - nicht das Offensichtliche, die Auflösung, von der er gesprochen hatte, sondern … etwas anderes.
»Die Namen«, sagte sie. »Um sie freizulassen. Um sie zu binden. Oh, wir werden viele Diener haben,
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